Aktionäre des Schraubenhändlers und Logistikers Bossard haben in diesem Jahr bisher kein Grund zum Klagen: Die Aktie hat seit Jahresbeginn um 13 Prozent zugelegt, die Kurssteigerung seit Mitte Februar beträgt fast 40 Prozent, wie folgende Grafik zeigt:

Entwicklung der Bossard-Aktie seit 1.1. 2016

Der aktuelle Kurs der Aktie ist vom vom Allzeithoch von 129,50 Franken (April 2014) nicht mehr weit entfernt. Langjährige Beobachter der Bossard-Aktie mögen sich vielleicht noch an Kurse um 160 Franken erinnern, das war jedoch noch vor dem Aktiensplit Anfang 2014: Aus einer Aktie wurden zwei Aktien, so dass sich der Kurs auf einen Schlag halbierte.

Bis 2020 will Bossard - die Firma beschafft und vertreibt Verbindungselemente wie etwa Schrauben oder Muttern - einen Umsatz von 1 Milliarden Franken erreichen, zu einem Drittel mithilfe von Übernahmen. Dass man gewillt, ist dieses selbstgesetzte Ziel zu erreichen, haben auch diverse Zukäufe in den letzten Jahren gezeigt, mit denen die Marktpositionen in Skandinavien, Italien, Franken und den USA gefestigt wurden. Ende 2015 lag der Umsatz bei 656 Millionen Franken.

Entwicklung im Euroraum ist wichtig

Im ersten Halbjahr 2016 profitierte Bossard vor allem von der anziehenden Wachstumsdynamik in Europa - schliesslich macht der europäische Markt ungefähr 60 Prozent des Umsatzes aus. Bossard erhöhte dort den Umsatz und die Rentabilität. Die Erwartungen des Marktes wurden zwar gerade noch erfüllt, dennoch steigt die Aktie an der Börse seit der Bekanntgabe der Resultate (14. Juli) stetig nach oben. Zu verdanken hat die Aktie dies wohl der zunehmenden Geschäftsdynamik im zweiten Quartal und auch wegen der seit Wochen anhaltenden Investorennachfrage nach klein- und mittelkapitalisierten Schweizer Aktien.

Es harzt noch in einigen Bereichen: Die Schweiz macht noch knapp 20 Prozent des Konzernumsatzes aus, hier geht der für Bossard zuständige ZKB-Analyst von einer weiteren Marktschrumpfung aus, wie aus einem Bericht zu entnehmen ist. Die Verlagerung Schweizer Industrieunternehmen ins Ausland könnte Bossard die inländischen Aufträge rauben.

Schleppend laufen die Geschäfte auch in China, dem grössten Absatzmarkt von Bosshard in Asien. Und in den USA stockts ebenfalls: Der Grosskunde John Deere, ein führender Hersteller von Landmaschinen, hat mit einem schwierigen Markt zu kämpfen. Während Deere Bosshard vor drei Jahren noch fast 90 Millionen Umsatz bescherte, ist es heute nicht mehr einmal die Hälfte davon.

Gibt Tesla Bossard einen Schub?

Etwas - aber nicht komplett - aufgefangen wurde der Umsatzrückgang in den USA  durch ein gestiegenes Absatzvolumen von Kunde Tesla. Und das, obwohl Tesla zuletzt hinter den Erwartungen blieb. Läuft es dem Elektrofahrzeughersteller in den nächsten Quartalen wieder etwas besser, dann wird auch Bossard stark davon profitieren.

Überhaupt scheint Bossard sein volles Potential noch nicht vollständig ausgeschöpft zu haben: Neben den USA wäre auch ein stärkeres Wachstum in den Märkten in Osteuropa und vor allem in Asien möglich. Immerhin ist das Zuger Unternehmen in seinem Segment zurzeit noch ziemlich konkurrenzlos und der anhaltende Outsourcing-Trend bei Unternehmen spielt Bossard ebenfalls in die Hände. Sollte es künftig auch in diesen Märkten rund laufen, könnte die Aktie noch weiter nach oben preschen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 für 2017 ist nicht allzu hoch.

Analysten dagegen sehen die Zukunft nicht so rosig. Die ZKB stufte die Aktie nach Bekanntgabe der Halbjahreszahlen vor einem Monat mit "Untergewichten" ein, Baader Helvea mit "Halten" und einem Kursziel von 105 Franken (Kurs vor einem Monat: 108 Franken). Heute liegt die Aktie bei 125 Franken.