Totgesagte leben länger. Das gilt auch für den Dollar. Innerhalb von gerademal fünf Monaten hat der Greenback gegenüber dem Euro mehr als 10 Prozent gewonnen. Ähnlich präsentiert sich die Situation beim Franken. Aufgrund des im September vor drei Jahren von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) eingeführten Euro-Mindestkurses stieg der Dollar auch aus Schweizer Sicht um 9,7 Prozent auf zuletzt 0,96 Franken.

Damit rückt erstmals seit gut zwei Jahren die sogenannte Parität in Griffnähe. Mit anderen Worten: Schon bald könnte ein Dollar wieder einen Franken kosten.

Zinsentwicklung spielt dem Dollar in die Hände

Dafür spricht zumindest der von der US-Notenbank schon vor Monaten eingeleitete geldpolitische Kurswechsel, dem bis Mitte 2015 eine erste Leitzinserhöhung folgen dürfte. Denn von den Tausenden von Milliarden Dollar, welche die amerikanischen Währungshüter in den letzten Jahren in ihr Finanzsystem pumpten, floss ein beachtlicher Teil ins Ausland und in fremde Währungen. Die restriktivere Geldpolitik zwingt die Marktteilnehmer nun, Kapital in die Heimat zu repatriieren und wieder in Dollar zu tauschen.

Geopolitische Brandherde wie die jüngsten Massendemonstrationen in Hongkong, die instabile Lage im Mittleren Osten oder dem Ukraine-Konflikt festigen diesen Trend zusätzlich. Denn der Dollar gilt auch als "safe haven"-Anlage, also als sicheres Investment in Krisenzeiten.

Anders die Europäische Zentralbank (EZB), welche in den vergangenen Monaten gleich zweimal mit Leitzinsreduktionen und einem Rückkaufprogramm für verbriefte Forderungsansprüche nach amerikanischem Vorbild überraschte. Während die US-Notenbank den Stimulus zurückfährt, zwingt die drohende Deflation die EZB und mit ihr auch unsere SNB zu einer ultralockeren Zins- und Geldpolitik.

Mit Folgen für das Zinsgefüge: Der 3-Monats-Libor-Zinssatz für Dollaranlagen liegt mittlerweile bei 0,23 Prozent, verglichen mit 0,17 Prozent für Euroanlagen und 0,01 Prozent für Frankenanlagen. Und je weiter man der Zinskurve entlang geht, desto grösser werden die Unterschiede.

Mit Dollaranlagen lassen sich für Anleger deshalb höhere Zinserträge erzielen. Hedge Fonds und andere Grossinvestoren werden sich im Rahmen sogenannter "Carry-Trades" vermutlich sogar in Franken und Euro verschulden und dieses Kapital dann im Dollar zu höheren Zinsen wieder anlegen. Auch solche Transaktionen sprechen für einen auch in Zukunft noch einmal festeren Greenback.