"Legen Sie Geld aufs Sparkonto?", fragt cash seit einer Woche seine Leserinnen und Leser. Das Umfrage-Ergebnis fällt deutlich aus. 65 Prozent der rund 2700 Abstimmenden legen trotz der tiefen Zinsen Geld auf die hohe Kante. Ein Drittel hingegen deponiert das Geld nicht auf Sparkonten.

Das Ergebnis überrascht in dieser Deutlichkeit in Anbetracht der mageren Renditen auf Spareinlagen. Wie Daten von Vermögenspartnern zeigen, beträgt der Durchschnittszins auf Schweizer Sparkonten etwa 0,19 Prozent – vor drei Jahren war der Wert noch doppelt so hoch (cash berichtete).

Und die Aussicht auf bald steigende Zinsen ist nicht realistisch, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) vor gut zwei Monaten auf die Rekordtiefe von 0,15 Prozent ging. Und der Druck auf die Zinsen dürfte noch grösser werden. So haben die EZB-Währungshüter bereits mehrmals durchblicken lassen, wenn nötig weitere Zinssenkungen vorzunehmen.

Herr und Frau Schweizer lieben Bargeld

Wie lässt sich also die Popularität des Sparkontos erklären? Fest steht, nicht nur der cash-Leser parkt Geld auf der Bank, sondern der Schweizer Anleger gilt generell als bargeldaffin. Gemäss einer Erhebung der Migrosbank besitzen die privaten Haushalte in der Schweiz aktuell Aktien im Wert von rund 280 Milliarden Franken. Gleichzeitig sitzen Herr und Frau Schweizer auf einem riesigen Cash-Vorrat von gut 700 Milliarden Franken. Und dieser Bestand an Bargeld und Kontoeinlagen wächst Jahr für Jahr um eindrückliche 40 Milliarden.

Gestützt wird der Bargeld-Boom auch durch eine kellertiefe Inflation. Von 2011 bis Ende 2013 herrschte sogar Deflation. Seither dümpelt die Teuerung um den Nullpunkt. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) rechnet in ihrer jüngsten Inflationsprognose erst ab 2016 mit einem spürbar anziehenden Wert.

Kurstaucher abwarten

Weiter sitzt vielen Anlegern immer noch der Schreck der Börsen-Crashs während der Finanzkrise Anfang 2008 und nach dem Platzen der Dotcom-Blase vor über 10 Jahren in den Knochen. Der Swiss Market Index brach jeweils über 50 Prozent ein.

Doch derzeit ist das Horten von Bargeld vermutlich ohnehin die bessere Anlagestrategie, in Anbetracht der geopolitischen Krisenherde – Stichwort Ukraine, Israel und Irak. Hinzu kommt, dass die Aktienmärkte relativ stattlich bewertet sind. Es könnte sich daher lohnen, einen Kurstaucher an den Börsen abzuwarten und danach schrittweise die Aktienquote zu erhöhen. Nicht wenige Anlageprofis raten, die Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed abzuwarten. Dann nämlich dürften die Aktienmärkte wieder auf ein gesünderes Niveau korrigieren.