In den letzten 30 Jahren verdienten Investoren mit einer Anlage in weltweite Obligationen etwas mehr als 6 Prozent pro Jahr – diese Performance liegt sogar leicht über jener von Aktien im selben Zeitraum.
Dieser Trend hat sich während der Wirtschafts- und Finanzkrise sogar akzentuiert.

Denn die Zentralbanken haben die Leitzinsen praktisch auf null abgesenkt und ihre Geldmengen so stark erhöht wie nie zuvor in der Geschichte. Damit spitzten sie die Waffen gegen die gefürchtete Deflation. Insbesondere in der Eurozone (und auch wieder in Japan) mehren sich Befürchtungen, dass ein Preisanstieg die Regionen erneut in die Rezession abdriften lassen könnte.

Die langfristigen Zinsen drehen seit Mai 2013 nach oben, was sich negativ auf die Kurse von Obligationen auswirkt. Die Leitzinsen hingegen sind nach wie vor tief. Im Falle der EZB rechnet man sogar mit einer weiteren Leitzinssenkung. Inzwischen gehen aber immer mehr Anleger davon aus, dass dieser Prozess nun abgeschlossen ist, da die Zentralbanken ihr Pulver verschossen hätten.

Auf Duration achten

Werden nun die Leitzinsen angehoben, werden die Obligationenpreise nochmals unter Druck kommen. Ein Beispiel: Steigt das Zinsniveau beispielsweise um einen Prozentpunkt, sinkt eine Anleihe mit einer "Duration" von 5 Jahren voraussichtlich 5 Prozent. Auch der Umkehrschluss gilt: Für jeden Rückgang um einen Prozentpunkt der Zinssätze steigt eine Anleihe gleicher Duration um 5 Prozent. Zinsänderungen und Preise von Obligationen verhalten sich somit gegenläufig.

Die Duration gibt an, wie lange es im Durchschnitt dauert, bis der Anleger das eingesetzte Kapital in Form von regelmässigen Coupon-Zahlungen und der Rückzahlung der Anfangsinvestition zurückerhalten hat. Als praktische Anlageregel gilt, dass die Duration etwa mit dem Planungshorizont eines Anlegers übereinstimmen sollte.

Auf Kurzläufer umsatteln

Grundsätzlich gilt: Die Zinsempfindlichkeit einer Anleihe nimmt zu, je geringer ihr Nominalzins und je länger die Restlaufzeit ist. Noch stärker reagieren langlaufende Obligationen ohne Coupon – so genannte Zerobonds. Verhältnismässig wenig beeinflusst werden dagegen kurz laufende Zinspapiere mit hohen Ausschüttungen während der Laufzeit.

Auf solche Obligationen sollten Anleger setzen, die sich vor steigenden Zinsen fürchten. Denn nach Rückzahlung seiner Anleihe kann er sein Kapital zu höheren Zinsen wieder in andere Anleihen investieren. Geht der Anleger mittelfristig bis langfristig von fallenden Zinsen aus, sind Anleihen im längerfristigen Bereich die bessere Alternative.

Derzeit geht die Mehrheit der Marktbeobachter von einer Normalisierung des Zinsniveaus in den kommenden zwei Jahren aus. Von einem normalen Zinsniveau spricht man bei 4,5 Prozent in den USA beziehungsweise 2,5 Prozent in der Schweiz. Derzeit liegen die langfristigen Zinsen bei 2,7 beziehungsweise 1 Prozent.

Wie weiter gegen Zinsänderungsrisiken absichern?

Die meisten Privatanleger halten ihre Anleihen bis zum Verfall. Hier erübrigt sich eine Absicherung gegen Zinsänderungsrisiken. In den anderen Fällen gibt es diverse Steuerungsinstrumente, welche dem Zinsänderungsrisiko Rechnung tragen.

Variable Zinsanleihen: Bei diesen Anleihen - im Fachjargon Floaters genannt - passt sich die Verzinsung üblicherweise an kurzfristige Geldmarktsätze wie den Libor an. Die Verzinsung des Floaters steigt und fällt also mit dem Zinsniveau an den Geldmärkten. An der Schweizer Börse sind diverse variable Zinsanleihen handelbar (hier gehts zur Übersicht auf cash.ch).

Zinszertifikate und Zins-Warrants: Wertvermindungen von Bond-Portfolios, die durch einen Zinsanstieg verursacht werden, können mit Zins-Zertifikaten grösstenteils kompensiert werden. Zins-Warrants ermöglichen ebenfalls eine effiziente Absicherung gegen steigende Zinsen, jedoch ohne dabei auf den positiven Einfluss von Zinssenkungen zu verzichten. Bei Investitionen in solche Hebelprodukte droht die Gefahr, den gesamten Kapitaleinsatz, beziehungsweise die Prämie, zu verlieren.

Obligationen-ETF mit Zinsabsicherung: Vor wenigen Monaten hat der weltgrösste Anbieter von börsenkotierten Indexfonds (ETF) iShares zwei weitere Obligationen-ETF lanciert, welche dem Zinsänderungsrisiko Rechnung tragen, allerdings nur von USD-, GBP- und Euro-Anleihen (iShares USD Corporate Bond Interest Rate Hedged, iShares GBP Corporate Bond Interest Rate Hedged und iShares Euro Corporate Bond Interest Rate Hedged).

Währungen reagieren sofort

Seit die US-Notenbank ihre monetären Stimuli zurückfährt und sich die chinesische Konjunktur abkühlt, geraten die Schwellenland-Währungen von Argentinien bis zur Türkei in Bedrängnis. Aus Mangel an Devisenreserven oder um die Devisenreserven zu schonen, haben bereits diverse Schwellenland-Zentralbanken die Leitzinsen angehoben, um sich gegen den weiteren Verfall der Währung zu stemmen.

Ende Januar setzte die türkische Notenbank ein starkes Zeichen. Sie hob den Leitzins von 4,5 auf 10 Prozent an. In der Zwischenzeit verteuerte sich die Lira gegenüber dem Franken um rund 7 Prozent. Auch die südafrikanische Notenbank hat mit einer Zinserhöhung auf den Zerfall des Rands reagiert.

Von hohen Zinsen nicht blenden lassen

Von den hohen Zinsen sollten sich Anleger aber nicht blenden lassen. Denn wie im Falle der Türkei basieren die Währungsverluste auch auf einem horrenden Handelsbilanzdefizit. Zudem wächst die Wirtschaft der Schwellenländer deutlich schwächer als in der Vergangenheit. Und solange die US-Notenbank am Tapering festhält, können Kapitalabflüsse zu neuer Währungsschwäche führen, die wiederum Zinsanhebungen nötig machen würden – ein Teufelskreis.

Währungsexperten raten daher, auf Schwellenland-Währungen mit gesunden Fundamentaldaten zu setzen. Darunter fallen laut der UBS der polnische Zloty oder der ungarische Forint. Weiter würden auch der Singapur-Dollar, der koreanische Won oder der mexikanische Peso Gewinnchancen bergen.

Dollar mit Potenzial

Anders gestaltet sich die Lage bei den Industrieländern. Wenig Aufwärtspotenzial wird dem Euro zugesprochen, weil im Markt die Erwartung vorherrscht, dass die Europäische Zentralbank die Leitzinsen weiter senken dürfte. Dies wiederum dürfte dem Dollar Auftrieb geben. Denn in den USA ist eine Leitzinserhöhung eher wahrscheinlich als in der Eurozone.

In der Schweiz herrscht mit der Kursuntergrenze zum Euro eine spezielle Situation. Der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sind quasi die Hände gebunden. Denn würde sie den Leitzins erhöhen, was angesichts des boomenden Immobilienmarkts durchaus sinnvoll wäre, würde der Franken sofort wieder stärker. In der Folge müsste sie für zig Milliarden Franken Europapiere aufkaufen. Mit einer Leitzinserhöhung seitens der SNB ist erst zu rechnen, wenn der Euro deutlich stärker würde.