Anfang April war es schliesslich soweit: Nach monatelanger Talfahrt fiel die Nikola-Aktie unter ihren SPAC-Ausgabepreis von 10 Dollar (cash berichtete hier). Zuvor war der Kurs in einer beispiellosen Rally fast bis auf 100 Dollar angestiegen - ein Kursplus von rund 500 Prozent. Der Fall des US-Entwicklers von Batterie- und Brennstoffzellentrucks  – das will Nikola jedenfalls irgendwann mal werden –  hat im Jahr 2020 eines gezeigt: Ein Unternehmen kann auch ohne jeglichen Umsatz oder andere Leistungsausweise an der Börse Höhenflüge erleben. Nikola hat bisher keinen nennenswerten Umsatz generiert, geschweige denn mal ein Fahrzeug ausgeliefert. 

Kursentwicklung der Nikola-Aktie seit Anfang 2020, Quelle: cash.ch

Ein mit Betrugsvorwürfen gespickter Bericht des Leerverkäufers Hindenburg Research führte Nikola im Sommer 2020 schliesslich ins Chaos. CEO Trevor Milton musste den Hut nehmen. Bis heute konnte Nikola die Vorwürfe nicht vollständig aus der Welt schaffen. Bezüglich der Kritik um ein viel beachtetes Werbevideo des LKW-Prototypen One legte Nikola sogar ein Geständnis ab: Man habe den Truck im Video einfach den Berg hinabrollen lassen. Der Antrieb war also kein Nikola-Motor, wie suggeriert, sondern es handelte sich um reine Schwerkraft.

Aktie plötzlich wieder im Aufwind 

Doch seit einigen Wochen steigt die Aktie plötzlich wieder. Seit Anfang Mai hat der Kurs um knapp 50 Prozent zulegen können und notiert aktuell bei 15 Dollar. Die Stimmungsaufhellung bei den Anlegern ist durchaus mit fundamentalen Nachrichten begründbar. So hatte Nikola Ende April Pläne verkündet, in Deutschland ein Wasserstoff-Infrastrukturnetz aufbauen zu wollen. Dafür hat das Unternehmen zusammen mit dem italienischen Nutzfahrzeughersteller Iveco eine Absichtserklärung mit dem Fernleitungsnetzbetreiber OGE (Open Grid Europe) unterzeichnet. 

Wenige Tage später teilte Nikola eine weitere Kooperation mit. Nikolas Energiesparte vereinbarte eine Zusammenarbeit mit dem grössten privaten Betreiber von Autobahnraststätten in den USA. Mit TravelCenters of America wolle man bei der Installation von Wasserstofftankstellen für Schwerlastfahrzeuge zusammenspannen. Allerdings: Es handelt sich hier nur um zwei H2O-Stationen im Raum Los Angeles und der kommerzielle Betrieb soll erst zum ersten Quartal 2023 erfolgen. 

Aktie nur etwas für Hartgesottene

Schliesslich hat Nikola hat Anfang Mai Zahlen für das erste Quartal 2021 vorgelegt, die besser ausfielen, als erwartet worden war. Beobachter hatten insbesondere mit einem höheren Verlust gerechnet. Analysten sehen in der Aktie durchaus noch weiteres Aufholpotenzial. Der Bloomberg-Konsens geht von einem 12-Monats-Preisziel von 19,63 Dollar aus, was einem Ertragspotenzial von 31 Prozent entspricht. 

Allerdings sollte Anlegerinnen und Anlegern bewusst sein, dass ein Investment in die Nikola-Aktie weiterhin einer Zocker-Wette gleicht. Ankündigungen hat es bei Nikola bereits viele gegeben. Die meisten mussten wieder zurückgenommen werden. Ein Einstieg ist nur etwas für Zocker mit hoher Risikoaffinität.