Die Klimaaktivistin Greta Thunberg hat dabei Gelegenheit, der versammelten Elite aus der Finanzwelt, Wirtschaft und Politik ins Gewissen zu reden. Neben einem Redeauftritt steht für die junge Schwedin am Dienstag auch eine Teilnahme an einem Gesprächspanel mit dem Titel "Eine Apokalypse des Klimas verhindern" an. Das Thema ist zuletzt auch in der EU verstärkt auf die Agenda gerückt: mit dem sogenannten Green Deal der neuen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die bereits am Montag in Davos sprechen wird.

Ihre mit konkreten politischen Vorgaben zu füllende Vision sieht vor, dass die EU bis 2050 klimaneutral sein soll, also praktisch kein CO2 mehr produziert. Für den "Green Deal" sind insgesamt für die nächsten zehn Jahre sogar eine Billion Euro vorgesehen, wobei ein Drittel durch private Investitionen mit aufgebracht werden soll. Dies dürfte auch ein grosses Thema in Davos sein, wo sich Investoren aus aller Welt die Türklinke in die Hand geben.

Trump-Rede am Dienstag

Dort hat sich auch US-Präsident Donald Trump für Dienstag zu einem Redeauftritt angekündigt, nachdem er zunächst der Wirtschaftskonferenz in Graubünden fernbleiben wollte: Stein des Anstosses war, dass Irans Aussenminister Mohammad Dschawad Sarif ursprünglich auf der Liste der rund 3000 Davos-Teilnehmer stand.

Die Absage des prominenten Politikers aus der Islamischen Republik, die nach der Tötung eines ranghohen Generals durch eine US-Drohne mit den USA im Clinch liegt, machte den Weg für die Zusage Trumps frei. Dieser hatte Davos bereits 2018 besucht, das Treffen voriges Jahr aber ausgelassen - wegen des Haushaltsstreits, der zu einer Zwangsschliessung der US-Behörden führte.

Zoff zwischen Frankreich und USA

Der Präsident, der innenpolitisch wegen eines Amtsenthebungsverfahrens unter Druck steht, dürfte auf der Konferenz das Thema Handel in den Vordergrund rücken. Nachdem sich der Zollkonflikt mit China zuletzt durch ein Teilabkommen etwas entspannt hat, besteht nun umso mehr Gesprächsbedarf mit Frankreich. Paris hat zuletzt eine dreiprozentige Digitalsteuer für grössere Internetfirmen eingeführt. Das hat den Handelsstreit der EU mit den USA angeheizt. Trump stört, dass die Steuer grosse US-Konzerne wie Facebook, Google und Amazon trifft.

Er hat mit 100-prozentigen Zöllen auf französische Waren wie Champagner, Käse und Handtaschen im Wert von 2,4 Milliarden Dollar gedroht. Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire fordert, dass die USA in Davos ein Bekenntnis abgeben zur Reform der Besteuerung grosser Konzerne und vor allem der Internetfirmen. Diese verlagern oft Gewinne in Niedrigsteuerländer und zahlen so insgesamt vergleichsweise wenig.

Keine britische Delegation

Neben Trump wird auch eine Delegation um US-Finanzminister Steven Mnuchin anreisen. Dieser hat am Freitag auf einem Panel Gelegenheit, sich mit Bundesfinanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz auszutauschen. Bundeskanzlerin Angela Merkel wird bereits am Donnerstag auf dem Forum in den Schweizer Bergen sprechen.

Auch wenn Merkel und die übrigen Davos-Teilnehmer dieses Jahr der kurz bevorstehende Brexit besonders umtreiben dürfte, sollen britische Regierungsvertreter dem Treffen offenbar fernbleiben. Im Dezember verlautete aus dem Umfeld von Premierminister Boris Johnson, dieser habe den Ministern ein Verbot zur Anreise erteilt. Schliesslich habe der Konservative seinen Wählern versprochen, eine "Regierung des Volkes" zu führen.

"Unser Fokus liegt darauf, dem Volk zu dienen, nicht Champagner mit Milliardären zu schlürfen", so ein Vertreter aus dem Umfeld Johnsons. Britische Medien meldeten allerdings, dass Finanzminister Sajid Javid die Anreise dennoch erlaubt werde. Voraussichtlich wird auch Prinz Charles die britische Fahne in Davos mit einer Rede am Mittwoch hochhalten. 

(Reuters)