Das bestimmende Thema des Wahlherbstes 2015 ist - unter dem Eindruck der Flüchtlingskrise in Europa - klar die Asylpolitik. Für Wirtschaftsthemen scheint es in der politischen Agenda der Parteien kaum Platz zu haben. Dies ist natürlich ganz und gar nicht im Sinne des Wirtschaftsdachverbandes Economiesuisse, zumal sich einige Themen aus der Wirtschaft und des Finanzplatzes Schweiz aufdrängen würden.

Die grossen Herausforderungen der Schweiz liegen laut Wirtschaftsvertretern auf dem Tisch: "Die Frankenstärke ist das Problem, welches der Schweiz jetzt kurzfristig weh tut", sagt Economiesuisse-Direktorin Monika Rühl im cash-Video-Interview am Rande der Economiesuisse-Veranstaltung "Tag der Wirtschaft" vom Freitag in Luzern. Mittelfristig ginge es dann mehr um die Fragen, wie die Beziehung zur EU zu gestalten sei und wie die Masseneinwanderungsinitiative umgesetzt werden soll. Vor allem beim letzten Thema denkt Rühl, dass mit den politischen Parteien nach den Wahlen wieder ein besserer Dialog möglich sei.

Weit von einer Frankenerholung entfernt

Die Abschwächung des Frankens zum Euro, die den Kurs fast auf 1,09 stiegen liess, ist Rühl noch zu wenig: "Die Kaufkraftparität liegt bei 1,25, wir sind deshalb immer noch weit von einem Kurs weg, der für die Wirtschaft akzeptabel wäre."

Unternehmen seien deshalb dabei, Kosten zu senken, da sie auf den internationalen Märkten wettbewerbsfähig bleiben müssten. Für Rühl soll dies jedoch nicht mittels Stellenabbau geschehen, sondern indem die Politik die Regulierungskosten und Gebühren senkt. "In der Politik gibt es eine Tendenz, immer mehr zu regulieren, was für Unternehmen Kostenfolgen hat", und da solle man gemäss Rühl ansetzen.

Unternehmenssteuerreform III wird noch zu reden geben

In der Herbstsession des Parlaments dürfte die Unternehmenssteuerreform III viel zu reden geben. Beide Seiten, links sowie rechts, haben noch einzelne Bausteine die sie entfernen bzw. hinzufügen möchten. Die SP hat bereits angekündigt, sollte die Reform in ihrer jetzigen Form durchkommen, ein Referendum zu ergreifen und das Volk über die Vorlage entscheiden zu lassen.

Für Rühl ist die Reform essentiell, um als Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähig zu bleiben. "Wir stehen in Wettbewerb mit anderen Standorten wie Niederlande und Irland, da müssen wir auch auf der Steuerseite attraktiv bleiben", so Rühl.

Im cash-Video-Interview sagt Economiesuisse-Direktorin Monika Rühl ausserdem, welche Chancen Sie der Unternehmenssteuerreform III gibt, wenn die Vorlage vors Volks käme.