Nach Angaben der chinesischen Zollverwaltung vom Donnerstag sind sowohl die Ausfuhren Chinas in die ganze Welt als auch in die USA massiv gestiegen. Auch wenn die Zahlen durch das chinesische Neujahresfest und Wechselkurseffekte verzerrt sein dürften, giessen sie zusätzliches Öl ins Feuer. Möglicherweise gibt US-Präsident Donald Trump noch an diesem Donnerstag grünes Licht für Schutzzölle auf Stahl und Aluminium. Die gesamten Ausfuhren der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt schnellten im Februar zum Vorjahr um 44,5 Prozent auf 171,6 Milliarden US-Dollar in die Höhe. Die Einfuhren stiegen wesentlich schwächer um 6,3 Prozent auf 137,9 Milliarden Dollar. Der Handelsüberschuss erhöhte sich damit deutlich auf 33,7 Milliarden Dollar.

Gegenüber den USA fiel der Anstieg der Exporte noch etwas deutlicher aus als mit dem Rest der Welt. Die Ausfuhren erhöhten sich zum Vorjahr um 46,1 Prozent auf 31,7 Milliarden Dollar. Die Einfuhren aus den Vereinigten Staaten nach China waren dagegen um 4,7 Prozent rückläufig. Der Ausfuhrüberschuss Chinas wuchs um 101 Prozent auf knapp 21 Milliarden Dollar.

Verzerrte Zahlen

Allein der angeschwollene Handelsüberschuss mit den USA lässt erahnen, dass die Zahlen statistisch zumindest teilweise verzerrt sind. "Wir vermuten, dass der Sprung mit dem Zeitpunkt des chinesischen Neujahrs verbunden ist", kommentierte das britische Analysehaus Pantheon Macroeconomics. So sei der Handelsüberschuss Chinas im Januar nach unten verzerrt gewesen, so dass im Februar ein Anstieg zu erwarten gewesen sei. Allerdings zeigten sich die Experten von der Stärke des Anstiegs überrascht.

Eine Erklärung des starken Ausfuhrzuwachses im Februar liefert auch ein Blick auf den Vorjahresmonat. So ist das Niveau der Ausfuhren im Februar 2017 durch die Bank schwach gewesen. Im aktuellen Jahresvergleich ergeben sich deshalb sehr starke prozentuale Anstiege, nicht nur im Aussenhandel mit den USA. So sind beispielsweise die Ausfuhren Chinas in die Europäische Union mit 42,4 Prozent nicht viel weniger stark gestiegen als die Exporte des Landes in die Vereinigten Staaten.

Derartige Analysen dürften die US-Regierung kaum davon abhalten, ihre protektionistische Agenda in die Tat umzusetzen. Laut Peter Navarro, Präsidentenberater und chinakritischer Vordenker Trumps, kündigte an, dass Trump die notwendigen Dokumente zur Inkraftsetzung der Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium noch am Donnerstag unterschreiben werde. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete jedoch, eine mit der Materie vertraute Person habe dies mit Blick auf rechtliche Fragen in Zweifel gewogen.

Unterdessen hat China den USA mit Vergeltungsmassnahmen gedroht. "Im Falle eines Handelskrieges wird China notwendige und gerechtfertigte Massnahmen ergreifen", sagte Aussenminister Wang Yi am Donnerstag am Rande der laufenden Jahrestagung des Volkskongresses vor der Presse in Peking. Zudem appellierte er an die ökonomische Vernunft der US-Führung: "Die Geschichte lehrt, dass ein Handelskrieg niemals die richtige Lösung ist." Die Volkswirtschaften der beiden grössten Wirtschaftsnationen seien eng verbunden.

(AWP)