Vor gerade mal gut sieben Monaten ist Urs Schaeppi im Rahmen einer Organisationsstruktur zum stellvertretenden CEO von Swisscom aufgestiegen. Was man damals als Notfallplan auf dem Papier skizzierte, wurde am gestrigen Dienstag zur Realität. Der 53-jährige Berner übernimmt per sofort und vorerst zeitlich beschränkt das Erbe des verschiedenen Swisscom-CEO – mit der Aussicht, dereinst diesen Posten mit unbefristetem Vertrag zu übernehmen.

Noch will sich kaum ein Branchenkenner zu den Aussichten von Schaeppi äussern – nur gerade knapp 24 Stunden nach dem Bekanntwerden des Todes von Schloter. Einzig in der "Aargauer Zeitung" bezeichnete ein Analyst Schaeppi vielversprechend als "zweitbesten Mann hinter Schloter".

Keiner kennt den Betrieb so gut wie Schaeppi

Es spricht also einiges für den emsigen Schaffer, der mit seiner schnörkellosen Art und seinem bodenständigen Berndeutsch Sympathien abholt. Kaum ein anderer kennt den Betrieb so gut wie er. Zudem würde die Wahl des Swisscom-Schweiz-Leiters die vom Bund vorgegebene Strategie vorerst zementieren, trotz gesättigtem Markt vorwiegend in der Schweiz zu operieren. Alternative Schweizer Kandidaten sind derzeit keine auszumachen.

Bezüglich Strategie gehen Brancheninsider davon aus, dass vorderhand keine Korrekturen nötig sind. "Die Richtung ist aufgegleist. Swisscom ist wie ein Supertanker, der auch gerade aus läuft, wenn der Kapitän die Brücke verlässt", sagt ein Analyst zu cash. Es sei nicht anzunehmen, dass die Politik zu einer verstärkten Auslandsexpansion Hand bieten würde.

Beachtenswerte Karriere

Bloss: Von Schaeppi ist – im Gegensatz zum seinem omnipräsenten Vorgänger – in der Öffentlichkeit wenig bekannt. In den Medien trat der Berner meist nur dann in Erscheinung, wenn ein neues Produkt vorgestellt wurde. So zum Beispiel vor einem Monat, als der grösste Schweizer Telekom-Konzern eine App für Smartphones präsentierte, die kostenlose Sprach- und Textkommunikation ermöglicht.

Dabei hat der Schaeppi in den letzten 15 Jahren eine beachtenswerte Karriere beim einstigen Staatsbetrieb hingelegt. Der studierte Betriebswirtschafter, der nach einem ETH-Studium noch einen BWL-Lehrgang an der St. Galler Kaderschmiede HSG belegte, trat 1998 – zeitgleich mit dem Börsengang von Swisscom – der Mobile-Sparte des Unternehmens bei.

Seit 2006 in der Konzernleitung

Von da an kletterte Schaeppi stetig und mit beachtlichem Tempo die Karriereleiter hoch. Während acht Jahren leitete er bei Swisscom Mobile den Bereich Commercial Business, 2006 übernahm er die Führung von Swisscom Solutions und rückte gleichzeitig in die Konzernleitung auf. Bereits ein Jahr später wurde Schaeppi Leiter des Geschäftsbereichs Grossunternehmen von Swisscom Schweiz.

Der bislang letzte Ritterschlag erfolgte zum vergangenen Jahreswechsel, als Schaeppi im Zuge einer konzernweiten Restrukturierung der Führungsstruktur in die neu geschaffene Funktion des CEO von Swisscom Schweiz berufen wurde. Damit übernahm Schaeppi die Verantwortung über rund drei Viertel des Konzernumsatzes, die zuvor zu beträchtlichen Teilen in den Händen von Schloter lag.