Das Ziel von Virgin Galactic lässt sich durchaus als ambitioniert bezeichnen. Bereits im Juni nächsten Jahres will das von Richard Branson geführte Unternehmen die Idee des Weltraum-Tourismus wahrmachen. Für einen Unkostenbeitrag von 250'000 Dollar sollen sich Vermögende für zwei Stunden ins All fliegen lassen können. Die Kundschaft ist da: Rund 600 Tickets hat das Weltraumtourismus-Unternehmen bereits verkauft – ohne, dass bisher ein regulärer Flug stattgefunden hat.

 

 

Seit Montag sind die Aktien von Virgin Galactic an der New Yorker Börse (NYSE) handelbar. Durch die Fusion mit einem sogenannten Börsenmantel konnte Branson die die hohen Kosten eines IPO vermeiden.  

Aktie vor volatilen Zeiten

Doch die erste Woche an der Börse verläuft für den Weltraumtourismus-Pionier mehr als holprig. Ganze 29 Prozent büssten die Titel seit dem IPO am Montag ein. Dass es in Zukunft nicht unbedingt ruhiger um die Aktie werden wird, ist absehbar. Bei Virgin Galactic handelt es sich schliesslich um eine Aktie, die gleichermassen hohes Potenzial und Risiko birgt. Eine Investition in dieses Projekt ist nichts anderes als eine Wette auf die ambitiösen Pläne Bransons.

"Sogar verglichen mit Uber oder Lyft befindet sich Virgin Galactic in einer sehr frühen Entwicklungs-Phase. Eigentlich ist es ein Startup, welches an der Börse gelistet ist", sagt Alex King, Gründer der Investmentgesellschaft Cestrian Capital Research gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. King, der selber in dem Unternehmen investiert ist, sagt der Aktie sehr volatile Zeiten voraus.

Ähnlich sieht es Steven Jorgenson, Partner bei Starbridge Venture Capital. Das Geschäftsmodell von Virgin Galactic berge naturgemäss "viele Unsicherheiten." Zwar wirke das Management für ihn durchaus kompetent, doch sei bisher noch kein einziger Tourist ins All befördert worden.  

Viel Hype um viel?

Wie bei vielen Weltraum-Unternehmen herrscht um Virgin Galactic ein Hype, der durch die Faszination des Weltalls befeuert wird. Wer träumt nicht davon, eines Tages mal in den Orbit einzudringen. Was Virgin Galactic diese Woche erlebt hat, ist eine Marktkorrektur dieses Hypes. Es liegt auf der Hand, dass es schwierig ist, ein Unternehmen zu bewerten, welches operativ noch nicht tätig ist. Zudem gibt es keine 100-prozentige Gewissheit, dass sich dieser Umstand an einem bestimmten Tag x ändern wird.

Aber: Wenn es Virgin Galactic tatsächlich gelingen sollte, den ersten Touristen ins All zu bringen, ist das Potenzial gleichwohl immens. Pro Flug kalkuliert Virgin Galactic offenbar mit Einnahmen von 1,25 Millionen Dollar, bei variablen Kosten von etwa 400'000 Dollar. 2020 sollen 16 Raketen mit Touristen ins All geschossen werden, drei Jahre später sollen es bereits 270 sein.