Vermögensverwaltung könne ganz einfach sein. Das Portfolio werde rund um die Uhr emotionslos überwacht. Mit solchen und anderen Argumenten versucht eine wachsende Zahl digitaler Anlageberater, Schweizer Kunden anzulocken. Tiefere Mindesteinlangen als herkömmliche Wealth Manager, computerbasierte Anlageentscheidungen und passive Produkte (hauptsächlich ETF) sind ihre Hauptcharakteristika.

Robo Advisory, wie diese Form der Vermögensverwaltung auch genannt wird, ist weltweit auf dem Vormarsch und tritt auch in der Schweiz immer stärker in Erscheinung. Die FinTech-Landkarte des Swisscom-Think-Tanks e-foresight listet in der aktuellsten Version bereits 45 Unternehmen aus dem Bereich "Investing und Asset Management" auf.

Doch in Bezug auf die verwalteten Vermögen steckt diese Branche noch in den Kinderschuhen. VZ Vermögenszentrum, der hierzulande grösste Anbieter automatisierter Vermögensverwaltung, hat bis jetzt einen tiefen einstelligen Milliardenbetrag eingesammelt. True Wealth, ein anderer bekannter Player, verwaltete Anfang Jahr rund 24 Millionen Franken. Bis Ende 2017 soll die Milliarden-Marke geknackt sein.

Wie aber schneiden die Anlage-Roboter ab, wenn man ihre Portfolios aktiven Vermögensverwaltungsmandaten gegenüberstellt? cash hat zu diesem Zweck die Angebote der grössten Schweizer Retailbanken mit einigen digitalen Produkten verglichen. Gerade ein turbulentes Börsenjahr wie dieses ist aufschlussreich, um das Verhalten automatisch erstellter Portfolios unter die Lupe zu nehmen.

Roboter haben die Nase vorn

Bei der UBS kommt der ausgewogene Strategiefonds (UBS Strategy Balanced) auf eine Netto-Performance von 1,5 Prozent seit Anfang Jahr. Der Fonds investiert global zur Hälfte in Aktien und zur Hälfte in Obligationen. Ein ähnliches Produkt der Zürcher Kantonalbank (Swisscanto Anlagezielfonds Ausgewogen) erreichte in diesem Zeitraum +0,14 Prozent. Und der Raiffeisen-Fonds (Classic Portfolio – Ausgewogen) kam per Ende Juli auf eine Rendite von -0,4 Prozent.

Besser schneidet diesbezüglich der Robo Advisor von True Wealth ab. Ein Portfolio mit ausgewogenem Risiko kommt in diesem Jahr auf eine Performance von 2,4 Prozent (nach Abzug der Gebühren), wie CEO Felix Niederer auf Anfrage von cash schreibt.

Noch besser läuft offenbar der Roboter von Pritle. Das niederländische FinTech-Unternehmen ist erst seit kurzem in der Schweiz aktiv und hat hier weniger als 500 Kunden. Bei Pritle sind Investitionen bereits ab 10 Euro möglich und momentan weist ein durchschnittliches Portfolio rund 15'000 Euro auf. Ein solches Produkt erfuhr seit Anfang Januar eine Wertsteigerung von 3,5 Prozent, wie CEO Thomas Bunnik sagt.

Auch die Online-Vermögensverwaltung Moneypark verfügt über ein ETF-basiertes Verwaltungsmandat. Das "Smart Saver" genannte Produkt (50 Prozent Aktien, 50 Prozent Obligationen) erreicht eine Performance von 0,8 Prozent. Allerdings fällt auf diese Rendite noch eine Gebühr zwischen 0,5 und 0,8 Prozent im Jahr an.

Gebühren sind entscheidend

Es ist freilich nicht ganz einfach, solche Performancezahlen Anbieter übergreifend zu vergleichen. Denn der geografische Fokus bei der Aktien-Auswahl oder die Laufzeiten bei den Anleihen führen automatisch zu unterschiedlichen Resultaten.

Unter dem Strich sind aber die Gebühren entscheidend. Während die aktiv verwalteten Portfolios der grossen Banken nur schon für die Fondsverwaltung mindestens 1,5 Prozent an Gebühren veranschlagen, sind die Robo Advisor günstiger. True Wealth verlangt eine Verwaltungsgebühr von 0,5 Prozent, hinzu kommen die Produktkosten, die sich bei ETF zwischen 0,05 und 0,3 Prozent bewegen. Beim holländischen Konkurrenten Pritle bewegen sich die Kosten pro Jahr in einem ähnlichen Rahmen.

Was die Performance betrifft, können die aufstrebenden FinTech-Startups also durchaus mit den etablierten Banken mithalten. Noch ist aber unklar, wie viele von ihnen die nächsten Jahre überleben werden.

"Es ist zu erwarten, dass künftig weitere Schweizer Banken mit bekannten Brands in den Markt eintreten werden, was es für Startups in diesem Bereich doppelt schwierig macht", schreibt Bankenprofessor und FinTech-Experte Andreas Dietrich in einem aktuellen Blog-Eintrag.