Im Laufe des Donnerstagnachmittags zog der Kurs der Richemont-Aktie kräftig an. In der Spitze kletterte die Aktie des Luxusgüterkonzerns gar auf über 65 Franken, bevor Gewinnmitnahmen sie wieder etwas zurückfallen liessen. Bei Börsenschluss resultierte dann aber immer noch ein ansehnliches Plus von fast 5 Prozent.

Da mit Ausnahme einer leichten Kurszielerhöhung durch die US-Investmentbank Goldman Sachs keine firmenspezifischen Neuigkeiten vorliegen, öffnet dieser Kurssprung wilden Börsenspekulationen Tür und Tor. Im Zentrum dieser Spekulationen steht das Scheitern der Übernahme des Schmuckherstellers Tiffany durch LVMH.

Die Deutsche Bank beispielsweise schliesst nicht aus, dass Kering oder eben Richemont an die Stelle des französischen Mischkonzerns treten und den Amerikanern ein unwiderstehliches Angebot unterbreiten könnten. In den Handelsräumen hiesiger Banken gibt es allerdings auch Stimmen, die nun Richemont als ein mögliches Ziel von LVMH nennen. Diese Kreise sehen sich im überraschenden Entscheid des Luxusgüterkonzerns bestätigt, die Pläne für das Aktionärsbindungs-Programm quasi in letzter Minute noch auf Eis zu legen (cash berichtete).

ZKB hat eine klare Meinung zum Thema

Die wohl naheliegendste Erklärung für den Kurssprung ist aber, dass Richemont nach dem Scheitern der Übernahme von Tiffany durch LVMH künftig nicht mit einem übermächtigen Rivalen im Schmuckgeschäft zu tun haben dürfte.

Zumindest die Zürcher Kantonalbank hat eine klare Meinung. Sie hält eine Übernahme von Richemont durch LVMH zumindest für den Moment für wenig wahrscheinlich. Mit einer Börsenkapitalisierung von 36 Milliarden Franken spiele Richemont in einer ganz anderen Liga als die mit umgerechnet 13 Milliarden Franken bewertete Tiffany. Ausserdem käme ein Firmenverkauf einer Kapitulation des Mehrheitsaktionärs, der Familie Rupert, gleich, so die Zürcher Bank weiter. Wegen des immer noch bestehenden Enttäuschungsrisikos bei der Gewinnentwicklung stuft sie die Richemont-Aktie wie bis anhin mit "Untergewichten" ein.

Eine der schwächeren SMI-Aktien in diesem Jahr

Dennoch gewinnt die Richemont-Aktie weitere 3,2 Prozent auf 66,14 Franken.

Mit einem Kursrückgang um fast 16 Prozent seit Ende Dezember zählt Richemont zu den schwächeren Vertretern aus dem Swiss Market Index (SMI) in diesem Jahr. Vom Rekordhoch vom Frühsommer 2018 bei fast 100 Franken aus errechnet sich gar ein Minus von 35 Prozent. Die Luxusgüterindustrie zählt denn auch zu den Verlierern der wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie, wie etwa dem starken Rückgang bei der Reisetätigkeit.