Wunschtraum: Hayek kauft Swatch zurück

Nick Hayek hat die Nase voll: Immer diese Banken, immer dieser Börsenkurs! Hayek beschäftigt unzählige Mitarbeitende, welche die Börsenregulierung umsetzen müssen, Investorenbeziehungen pflegen und endlos Geschäfts- und Quartalsberichte schreiben.  Dabei sollten sie doch das tun, wofür der glanzvolle Name Swatch steht: flippige Plastikuhren herstellen, edle Chronometer zusammensetzen und Schmuckstücke unter die Leute bringen, und zwar auf der ganzen Welt. Ein tieferer Aktienkurs - seit Anfang 2014 eine Tatsache im Konzern, dessen Führung Nick 2010 von seinem erfinderischen Vater Nicolas Hayek übernommen hat - hilft dem CEO bei seinem Plan: Er kauft die Swatch Group von der Börse zurück. Bei einem Börsenwert von über 20 Milliarden Franken kein leichtes Unterfangen. Aber Hayek bringt die Mittel zusammen, auch wenn er dafür hohe Schulden bei den ungeliebten Banken machen muss. Gemunkelt wird, dass es noch andere Geldquellen gibt. Dass die Uhrenmarke Omega ausgerechnet ihre Präsenz in der qatarischen Hauptstadt Doha und in Singapur vergrössert hat, wird dabei aber als reiner Zufall abgetan.

 

Wunschdenken: ABB-Aktie steigt nachhaltig über 20 Franken

Die Aktionäre des Industrie- und Technologieriesen ABB haben die Hoffnung auf Performance längst aufgegeben. Seit Mitte 2009 klebt der Aktienkurs von ABB an der Marke von 20 Franken, mit gelegentlichen Zuckungen nach unten und oben. ABB-Aktionäre sind geduldig und brav. Zu nachhaltig ist ihnen der Nahtod von ABB im Jahr 2002 eingefahren, als der Kurs auf 1,12 Franken absackte. Nun aber kommt "Deus ex Machina" Peter Voser (Bild), der wie in der antiken Tragödie in letzter Sekunde als Gott auf die Bühne schwebt und die als unvermeidlich angesehene (Aktien-)Katastrophe abwendet. Voser, als ABB-Präsident seit April 2015 im Amt, nimmt die Dinge entschlossen in die Hand. Er verkauft Unternehmensteile und fokussiert die konglomeratsähnliche ABB auf die wesentlichen Geschäfte. Voser hievt die ABB-Aktie damit auf derartige Höhen, dass die Investoren das Augenwasser kriegen. Ganz uneigennützig werden Vosers Taten aber nicht sein. Denn in seinen viereinhalb Jahren als CEO von Royal Dutch Shell stand Voser in permanenter Kritik von Aktionärsrechtlern, dass er zu viel Bonus (auch in Form von Aktien der Firma) im Verhältnis zum Fixlohn kassierte.

 

Traum: Tanner lässt die Bombe platzen

Ernst Tanner kommt zur Einsicht: Die Namenaktie des Schokoladenriesen Lindt & Sprüngli aus Kilchberg ZH ist mit einem Preis von gegen 70 000 Franken endgültig zu "schwer" geworden. Er kündigt den lange ersehnten Aktiensplit im Verhältnis 1:50 an. Das Papier ist nun für 1400 Franken zu haben. Heimatverbundene und schokoladensüchtige Kleinanleger greifen nun in Scharen nach der Aktie der traditionsreichen Firma. Versüsst wird ihnen der Besitz mit einer zusätzlichen Naturaldividende in Form von 10 Kilogramm Edel-Schoggi. Der Kurs steigt bald wieder auf 2000 Franken, die Analysten bleiben weiterhin voller Lob. Da kann CEO Tanner getrost die nächste Bombe platzen lassen: Er verzichtet auf sein Doppelmandat und bleibt nur noch für zwei Jahre Verwaltungsratspräsident. Die frei gewordene Zeit verbringt er häufig auf der Terrasse über dem Zürichsee mit dem ebenfalls nicht mehr vollbeschäftigten Ex-Fifa-Boss Sepp Blatter. Die Anlagestiftung Ethos preist Lindt zum ersten Mal als Vorbild in Sachen Corporate Governance.

 

Fantasie: Vasella vollendet sein Lebenswerk

Da war im Jahr 2001 dieser Angriff von Daniel Vasella auf Roche. Auf einmal besass Novartis 33 Prozent am Basler Lokalkonkurrenten. Novartis-CEO Vasella wollte die Fusion der Pharmakonzerne, bei der noblen Roche biss er auf Granit. Nun, fast 15 Jahre später, ist vieles anders. Vasellas Erzfeind bei Roche, Franz Humer, ist (fast) weg, der Konsolidierungsdruck steigt, die Roche-Familienaktionäre wollen Bares. Novartis-Ehrenpräsident Vasella zieht im Hintergrund die Fäden, und eines Morgens wacht Basel mit der "Novaroche" auf.

 

Fiktion: Hildebrand wird UBS-Präsident

Philipp Hildebrand war 2008 Direktoriumsmitglied der Nationalbank, als diese die UBS vor dem Untergang rettete. Später musste Hildebrand als SNB-Präsident wegen einer Devisenaffäre abtreten. Diese Schmach hat er nie verschmerzt. In seinem Streben nach gesellschaftlicher Anerkennung will er unbedingt wieder eine Schweizer Spitzenposition. Die UBS erinnert sich an die guten Dienste und schanzt Hildebrand den Posten des VR-Präsidenten zu. Somit löst ein Ex-Zentralbankchef einen Ex-Zentralbankchef (Axel Weber) ab.

 

Utopie: Banken haken ihre Rechtsfälle ab

Bald ist Griechenland wieder solvent, die Euro-Krise vorüber und die Staatshaushalte sind wieder im Plus. Wer denkt da noch an unversteuertes Geld auf Schweizer Banken? Und weil die Trader sich an alle Regeln halten, geht den Regulatoren die Arbeit aus. Credit-Suisse-Präsident Urs Rohner fliegt nur noch für Opernaufführungen in der New Yorker "Met" über den Atlantik. Auf der Bühne sieht er alte Bekannte: US-Juristen in Diensten der UBS und der CS sind mittlerweile arbeitslos und versuchen sich im Kulturbetrieb.

 

Dieser Beitrag ist Teil des am 8. September 2015 publizierten cash-Anlegermagazins "VALUE". Dort erfahren Sie unter anderem, wie Sie an der Börse richtig investieren, was eine Analystin den lieben langen Tag macht oder was Sie über die Vorsorge unbedingt wissen sollten.

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