Seit Montag kauft die Europäische Zentralbank (EZB) im grossen Stil verbriefte Schuldverschreibungen und Staatsanleihen. Marktgerüchten zufolge wurden in den letzten Tagen bereits Käufe im Gegenwert von knapp 20 Milliarden Euro getätigt, was einem Drittel der für diesen Monat geplanten Gesamtsumme entspräche.

In der Folge ist die sogenannte Risikoprämie an den Anleihenmärkten weiter gefallen. Mit anderen Worten: Anleger werden selbst bei Schuldtiteln schlechter Schuldner kaum noch für das Risiko entschädigt.

Davon angetrieben haben sich die Strategen der Citigroup auf die Suche nach Anlageklassen gemacht, bei welchen die Risiken noch abgegolten werden. Fündig sind die Experten - wenig überraschend - bei den Aktien geworden.

Aufsehenerregende «Milchbüechli-Rechnung»

In diesem Bereich sei die Risikoprämie zuletzt sogar gestiegen, so schreiben die Strategen. Den bankeigenen Berechnungen zufolge beträgt die Risikoprämie für den Weltaktienindex (MSCI Equity World Index) derzeit bei 5,4 Prozent und damit über ihrem langfristigen Durchschnitt von 2,9 Prozent.

Wie dem Kommentar der Citigroup entnommen werden kann, müsste ein Rückgang der Risikoprämie um 50 Basispunkte den Weltaktienindex um aufsehenerregende 27 Prozent ansteigen lassen.

An dieser Stelle sei jedoch gesagt, dass die Risikoprämie für Aktien auch von der Zinsentwicklung abhängig ist. Mit anderen Worten: Durch die historisch tiefen Zinsen errechnet sich ein für Aktien attraktiverer Wert.

Jetzt auf risikoreiche Aktien wetten?

Eher überraschend ist deshalb die Aussage der Strategen, dass Anleger in den Aktien gut aufgehoben seien, sollte bei der risikofreien Verzinsung eines Tages eine Trendumkehr einsetzen.

Bei der Citigroup werden schon heute risikoreiche Aktien und Sektoren als die Gewinner einer rückläufigen Risikoprämie gehandelt. Die amerikanische Grossbank rät der eigenen Kundschaft deshalb zu Aktien aus den Bereichen Finanzen, Energie und Industrie. Im Gegenzug rät sie von solchen aus den Bereichen nicht-zyklischer Konsum, Gesundheit und Versorger ab.

Gerade an den europäischen Aktienmärkten sind schon seit Wochen genau solche Umschichtungen zu beobachten. Das Rad scheinen die Experten der Citigroup jedenfalls nicht neu erfunden zu haben.