Die anlässlich des Zwischenberichts von Mitte Mai eingeleiteten Sparmassnahmen entfalten bei Julius Bär ihre Wirkung: Trotz einem schwierigen Marktumfeld übertrifft die traditionsreiche Zürcher Bank die Gewinnerwartungen der Analysten im ersten Halbjahr ziemlich deutlich.

Doch auch Sonderfaktoren wie beispielsweise die Anpassungen des Schweizer Pensionskassenplans trugen massgeblich dazu bei.

An der Schweizer Börse SIX haussiert die Aktie von Julius Bär zur Stunde um 4,8 Prozent auf ein neues Tageshöchst von 41,86 Franken. Beobachter berichten von einer Mischung aus Anlage- und Deckungskäufen.

Neugeldentwicklung kommt nicht auf Touren

Julius Bär habe sich in einem dem Private Banking nicht wirklich zuträglichen Umfeld akzeptabel geschlagen, schreibt der für die Zürcher Kantonalbank tätige Analyst. Allerdings relativiert er das Überbieten der Konsensschätzungen mit zweier Einmaleffekte, welche insgesamt rund 100 Millionen Franken zum Gewinn beigetragen haben.

Heutiger Kursverlauf der Julius-Bär-Aktie, Quelle: www.cash.ch

Was die Neugeldgenerierung und die Qualität des Ertragsmixes anbetrifft, sieht der Experte noch Luft nach oben. Im Hinblick auf die zweite Jahreshälfte werde entscheidend, ob die sicher nicht ganz billigen neuen Kundenberater wirklich Gelder anziehen könnten und ob die Kunden ihre Zurückhaltung bei Transaktionen irgendwann einmal wieder aufgeben. Bis dahin stuft er die Aktie weiterhin nur mit "Marktgewichten" ein.

Aggressive Akquisitionspolitik hinterlässt Spuren

Auch der Berufskollege von der Bank Vontobel macht Sonderfaktoren für den besser als erwartet ausgefallenen Zahlenkranz verantwortlich. Neben den Anpassungen des Schweizer Pensionskassenplans hätten positive Bewertungskorrekturen beim übernommenen Vermögensverwalter Kairos geholfen, so lautet seine Einschätzung. Unter Ausklammerung dieser Faktoren habe das Verhältnis zwischen Kosten und Erträgen 69,1 Prozent betragen und sei damit wie erwartet ausgefallen.

Was die Eigenkapitalbasis anbetrifft, zeigt sich der Experte ebenfalls enttäuscht. Julius Bär wird nachgesagt, zusammenzukaufen, was nicht niet- und nagelfest ist. Diese aggressive Akquisitionspolitik hat in den ersten sechs Monaten Spuren beim Eigenkapital hinterlassen. Die Kernkapitalquote ist dem Vontobel-Experten zufolge von 12,2 auf 10,2 Prozent gefallen. Erwartet worden war eine Quote von 11,8 Prozent. Er stuft die Aktie wie bis anhin mit "Hold" und einem Kursziel von 43 Franken ein.

Bei der UBS Investmentbank wird ebenfalls auf die eher tiefe Kernkapitalquote von 10,2 Prozent hingewiesen. Das allerdings mit dem Vermerk, dass sich an der attraktiven Dividendenpolitik von Julius Bär wohl nicht viel ändern werde. Aufgrund der hohen Rendite von 4 Prozent empfiehlt die Schweizer Grossbank die Aktie mit einem 12-Monats-Kursziel von 45 Franken zum Kauf.

Optimistische amerikanische Investmentbanken

Der Analyst der Credit Suisse bezeichnet das Resultat als gut, stellt er gegenüber dem Zwischenbericht von Mitte Mai doch Fortschritte fest. Selbst unter Ausklammerung der Sonderfaktoren liegt die Gewinnentwicklung über den bankeigenen Schätzungen. Der Experte hält deshalb vorerst am "Neutral" lautenden Anlageurteil sowie am 12-Monats-Kursziel von 44 Franken fest.

Mit J.P. Morgan und Morgan Stanley bekräftigen nach der heutigen Halbjahresergebnispräsentation gleich zwei bekannte amerikanische Investmentbanken ihre Kaufempfehlungen für die Aktie von Julius Bär. Gefallen findet man in Übersee insbesondere an der stabilen Bruttomarge sowie an der vielversprechenden Nettoneugeldentwicklung.