Der Credit Suisse (CS) wurde spätestens nach den überzeugenden Zahlenkränzen von UBS und Julius Bär ebenfalls ein starkes drittes Quartal nachgesagt. Seit dem frühen Donnerstagmorgen steht allerdings fest: Es sollte alles ganz anders kommen.

Mit 802 Millionen Franken verfehlt die CS zwischen Juli und September die bei 943 Millionen Franken liegenden Analystenerwartungen ziemlich deutlich. Dabei erweisen sich selbst die tiefsten Schätzungen von 833 Millionen Franken noch als zu optimistisch.

In Expertenkreisen stösst man sich insbesondere an der ungünstigen Kombination als rückläufigen Erträgen und steigenden Kosten. Hinzu kommt, dass die Grossbank im stark schwankenden Investment Banking zwar besser als erwartet abschneidet, die beiden wichtigen Geschäftsbereiche International Wealth Management und Swiss Universal Bank jedoch enttäuschen. Aus Sicht von Beobachtern ist der vorliegende Zahlenkranz "eine kalte Dusche für die Aktionäre".

Positive und negative Aspekte halten sich in etwa die Waage

Folglich setzt die CS-Aktie die Talfahrt vom Vortag ungebremst fort. Zur Stunde verliert sie weitere 5,8 Prozent auf 8,58 Franken. Die Tagestiefstkure liegen gar bei 8,53 Franken.

Die Rivalin UBS versucht die Ergebnisenttäuschung etwas zu relativieren. Wie sie in einem Kommentar schreibt, war auch das dritte Quartal von einer Vielzahl einmaliger Faktoren geprägt. Sie spielt damit auf Kosten im Zusammenhang mit Liegenschaften, Rückstellungen für Rechtsfälle und Kreditrisiken oder Restrukturierungsmassnahmen an. Erfreut zeigt man sich bei der UBS vom starken Zufluss neuer Kundengelder sowie von der geplanten Wiederaufnahme des Aktienrückkaufprogramms ab dem kommenden Jahr. Sie stuft die Aktie allerdings weiterhin nur mit "Neutral" ein. Das 12-Monats-Kursziel von 10,90 Franken dürfte reduziert werden.

Auch bei der Zürcher Kantonalbank relativiert man. Ihres Erachtens halten sich positive und negative Überraschungen in etwa die Waage. Positiv fällt dabei vor allem die starke Nettoneugeldentwicklung und die solide Kernkapitalquote ins Gewicht, negativ die rückläufige Ertragsentwicklung sowie die magere bereinigte Eigenkapitalrendite von 5,7 Prozent. Die Zürcher Kantonalbank hält am "Marktgewichten" lautenden Anlageurteil für die Aktie fest.

J.P. Morgan begrüsst hingegen das widerstandsfähige Geschäftsmodell der CS. Auch von der geplanten Wiederaufnahme des Aktienrückkaufprogramms fühlt sie sich in ihrer positiven Einschätzung bestärkt. Die US-Investmentbank preist die Aktie wie bis anhin mit "Overweight" und einem Kursziel von 13 Franken zum Kauf an.

Auch sonst erhält die Grossbank gerade aus dem angelsächsischen Raum viel Lob.

Credit Suisse bleibt das Banken-Schlusslicht

Mit einem Minus von 35 Prozent seit Jahresbeginn zählt die Aktie der CS noch immer zu den diesjährigen Verlierern aus dem Swiss Market Index (SMI). Jene der beiden anderen Grossbanken UBS (- 14 Prozent) und Julius Bär (- 20 Prozent) schneiden besser ab.

Angesichts der ausgebliebenen Ergebnisüberraschung sehen Beobachter die CS das Schlusslicht bei den hiesigen Grossbanken bleiben. Der neue Firmenchef Thomas Gottstein sei nun mehr denn je gefordert, so lautet der Tenor. Vereinzelt ist im Anschluss an die Ergebnisveröffentlichung von Umschichtungen in Richtung der Aktien der beiden Erzrivalen zu vernehmen.