Zinswende Ja, aber wann? Dass die amerikanische Zentralbank ihren Leitzins in Bälde erhöhen wird, ist klar. Aber die Frage nach dem Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung in den USA seit fast einem Jahrzehnt ist für Finanzmarkt-Akteure derzeit das wichtigste Thema – gerade seit die Griechenland-Krise in den Hintergrund gerückt ist. Zwar ist für viele Beobachter ein Richtungswechsel in den Märkten bereits eingepreist, doch eine Neuordnung der Zinslandschaft wird sich zwangsläufig auf die Aktienmärkte auswirken.

Lange Zeit galt eine Zinserhöhung im September für sehr wahrscheinlich. Dies vor allem auch aufgrund er ordentlichen Entwicklung von Amerikas Konjunktur zu Jahresbeginn. An der letzten Sitzung sagte die Fed, sie würde auf weitere Verbesserungen am Arbeitsmarkt warten, bevor sie die Zinsen erhöht.

In den vergangenen Tagen hatten die Turbulenzen rund um den chinesischen Yuan jedoch Spekulationen geschürt, die Fed könnte die Zinswende nach hinten verschieben. Plötzlich mehrten sich die Stimmen, auch eine Zinswende im Dezember oder gar erst im nächsten Jahr sei wahrscheinlich. Vor diesem Hintergrund fragt cash seine Leserinnen und Leser seit letzter Woche, wann sie mit einer Fed-Zinserhöhung rechnen.

cash-Leser auf den Spuren von Marc Faber

Von den knapp 1500 Teilnehmern halten erstaunlicherweise mehr als die Hälfte (51 Prozent) eine Zinswende erst 2016 für am wahrscheinlichsten. Damit sind sie in guter Gesellschaft mit Marc Faber. Der Börsen-Experte sagte schon im Juni zu cash, er erwarte im laufenden Jahr keine Leitzinserhöhung. 27 Prozent der cash-User setzt auf einen Paukenschlag von Janet Yellen im September oder Oktober, während es für 22 Prozent noch bis im Dezember dauert.

Vor den US-Konsumentenpreisdaten für Juli und dem Protokoll der US-Notenbanksitzung vom 28. und 29. Juli – beide Termine folgen am Mittwoch nach Börsenschluss – tappen Anleger aber weiterhin im Dunkeln. Auch diese Berichte werden die Börsianer auf Hinweise abklopfen, ob die Fed bereits im September oder erst später den Leitzins erhöhen wird. Die jüngsten Daten vom amerikanischen Häusermarkt boten insgesamt keine Orientierung.

Unter den professionellen Marktbeobachtern herrscht derweil auch keine Einigkeit. Die Investmentstrategen von AXA Investment Managers halten einen ersten Zinsschritt im Dezember für "genauso wahrscheinlich wie im September". Auf der anderen Seite bringt die Investment-Firma Henderson Global Investors einen weiteren Aspekt ins Spiel. Sie verweisen auf die inzwischen wieder deutlich gestiegene Kreditvergabe der Banken aus den G7-Ländern und rechnen "schon bald mit einer Normalisierung der Geldpolitik durch die Zentralbanken".