Am vergangenen Donnerstag war es wieder soweit: Wie in jedem Jahr lud die Zurich Insurance Group zum Investorentag nach London.

Mit kursrelevanten neuen Fakten wartete der Versicherungskonzern zu diesem Anlass nicht auf. Darf man Reaktionen aus der Analystengemeinde Glauben schenken, dann wirft er sogar mehr Fragen als Antworten auf. Denn die langfristige Zielbandbreite für die operative Eigenkapitalrendite von 12 bis 14 Prozent wird als ambitiös beurteilt und die Hoffnung auf eine Dividendenerhöhung oder ein gewinnverdichtendes Aktienrückkaufprogramm als voreilig bezeichnet.

Firmeneigene Ziele werden in Frage gestellt

Einem Kommentar aus dem Hause MainFirst Bank ist zu entnehmen, dass der US-Tochter Farmers eine zentrale Bedeutung innerhalb des Versicherungskonzerns zuteil wird. Das in Zürich beheimatete Mutterhaus habe sich am Investorentag einmal mehr überzeugt gegeben, dass die von Farmers verfolgte Strategie funktioniere und auf lange Sicht aufgehen werde. Der viel beachtete Verfasser des Kommentars rechnet beim Tochterunternehmen zwar mit einer in Zukunft wieder positiven Prämienentwicklung. Die Marge werde allerdings in der Bandbreite von 7 bis 7,2 Prozent verharren, so seine Befürchtung.

Nicht zuletzt aufgrund des intensiveren Wettbewerbs im amerikanischen Firmenkundengeschäft hält der Analyst das von den Entscheidungsträgern langfristig angestrebte Ziel einer Eigenkapitalrendite von 12 bis 14 Prozent auf Stufe Business Operating Profit (BOP) für zu hoch angesetzt. Er bleibt mit seinen eigenen Schätzungen klar darunter und stuft die Aktie der Zurich Insurance Group mit "Underperform" und einem Kursziel von 275 Franken ein - am Freitag schloss die Aktie bei 307,20 Franken.

Grosszügigere Dividende oder Aktienrückkäufe?

Ähnlich verhalten äussert sich der Berufskollege von Bernstein Research. Er sieht in den Aussagen des Versicherungskonzerns sogar Anhaltspunkte für zurückgesteckte Ambitionen rund um die im letzten Jahr erstmals kommunizierten Zielsetzungen für die zukünftige Eigenkapitalrendite.

Gleichzeitig spüre er bei den Entscheidungsträgern den Drang, das vorhandene Überschusskapital lieber zu reinvestieren als an die Aktionäre zurückzuführen. Dadurch werde die Hoffnung auf eine in Zukunft grosszügigere Dividendenpolitik oder auf ein über mehrere Jahre laufendes Aktienrückkaufprogramm zerstreut, so der für die amerikanische Bank tätige Analyst. Auch er empfiehlt die Zurich-Aktie mit "Underperform" und sogar einem Kursziel von 250 Franken faktisch zum Verkauf.

In den letzten Tagen kletterte die Aktie des Versicherungskonzerns erstmals seit dem Spätsommer 2008 wieder über die Marke von 300 Franken. Alleine seit Jahresbeginn beträgt das Kursplus 27 Prozent, den Dividendenabgang von Anfang April mitberücksichtigt. Damit gehört die Zurich Insurance Group zu den Schweizer Versicherern mit der stärksten Kursentwicklung. Mit anderen Worten: Das Unternehmen und seine Aktie haben einiges an Vorschusslorbeeren erhalten.