Wenn Unternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI) ihren Geschäftsbericht vorlegen, deckt sich das darin gedruckte Zahlenmaterial für gewöhnlich mit den bereits Wochen zuvor veröffentlichten Jahresergebnissen. Nicht so bei der UBS am Freitag: Im 542 Seiten umfassenden Geschäftsbericht für 2018 weist die grösste Schweizer Bank einen rund 10 Prozent tieferen Jahresgewinn aus.

Schuld hierfür sind zusätzliche Rückstellungen für Rechtsfälle. Diese werden nachträglich ins 2018 verpackt, wobei Händlern zufolge nicht klar ist, ob aus freien Stücken, oder auf Druck der Revisionsstelle, oder gar des Regulierers. Offensichtlich ist aber, dass die UBS den Schritt wegen der verhängten Rekordstrafe im Steuerstreit mit Frankreich getan hat. Für den Fall hat die Grossbank nun insgesamt 450 Millionen Euro zurückgestellt, wie sie in ihrem Geschäftsbericht mitteilt. Schon kurz nach dem Urteil verurteilte das Unternehmen dieses scharf. Auch dem Geschäftsbereich lässt sich entnehmen, dass die Grossbank eigentlich noch immer mit einem Freispruch rechnet.

Auch die Aussagen zum Tagesgeschäft lassen aufhorchen

Fest steht allerdings: Durch die Stärkung der Rückstellungen liegt der Jahresgewinn mit 4,5 Milliarden Dollar weit unter den im Januar ausgewiesenen 4,9 Milliarden Dollar. Die Ergebniskorrektur schmälert auch die harte Kernkapitalquote. Sie fällt von ursprünglich 13,1 auf 12,9 Prozent.

Verlauf der UBS-Aktie in diesem Jahr.

Und gleich noch eine Überraschung birgt der Geschäftsbericht. Es werde schwieriger, die eigenen Ziele zu erreichen, so schreibt die UBS. Damit spielt sie auf die weiterhin nur geringen Kundenaktivitäten der letzten Wochen an. Eigentlich hätten die neuen Kursrekorde am Schweizer Aktienmarkt eine Belebung der Aktivitäten erwarten lassen.

Die Bank Vontobel geht davon aus, dass bis zum Abschluss des Verfahrens in Frankreich noch mindestens vier Jahre vergehen werden. Die Kernkapitalquote von 12,9 Prozent per Ende Dezember beurteilt die Zürcher Bank noch immer als solide. Vom vorsichtigen Ausblick für den Jahresbeginn 2019 zeigt sie sich nicht überrascht und hält sowohl an der Kaufempfehlung als auch am 16 Franken lautenden Kursziel fest.

Die die Zürcher Kantonalbank ergänzt, hat die Ergebniskorrektur überblickbare Auswirkungen. Sie geht davon aus, dass der Gerichtsfall in Frankreich die Grossbank in den nächsten paar Jahren begleiten wird und spielt damit auf die vielen Rekursmöglichkeiten auf beiden Seiten an. Bei der Zürcher Kantonalbank wäre man nicht überrascht, würde das Aktienrückkaufprogramm nach dem Urteil in Frankreich angepasst. Das Anlageurteil lautet weiterhin "Marktgewichten".

Schwache diesjährige Kursbilanz

Die US-Investmentbank Morgan Stanley warnt hingegen, zu viel in die Aussagen zum Tagesgeschäft hinein zu interpretieren. Dazu fehlten schlichtweg präzise Aussagen zur Ertragsentwicklung der letzten Wochen, so heisst es. Die Aktie wird bei Morgan Stanley wie bis anhin mit "Overweight" und einem Kursziel von 17 Franken zum Kauf empfohlen.

Bei den Anlegern kommen weder die Ergebniskorrketur, noch die vorsichtigen Aussagen zum Tagesgeschäft gut an. An der Schweizer Börse SIX wird die UBS-Aktie zur Stunde noch um 1 Prozent auf 12,23 Franken zurückgebunden. Die Tagestiefstkurse liegen gar bei 12,13 Franken.

Mittlerweile trennen die UBS-Aktie gut 8 Prozent von den diesjährigen Höchstkursen von Ende Januar bei 13,53 Franken. Mit einem Plus von gerademal 1 Prozent seit Jahresbeginn gehört die Aktie zu den SMI-Titeln mit der schwächsten Bilanz in diesem Jahr. Händler verweisen dabei auf die unerwartet hohe Strafe gegen die Grossbank in Paris (cash berichtete).

Bei den Analysten ist sie dennoch sehr beliebt. Erhebungen der Nachrichtenagentur AWP zufolge raten 14 von 23 Experten zum Kauf der Aktie. Gerademal zwei Analysten empfehlen sie zum Verkauf. Das höchste Kursziel hat mit 20 Franken die britische HSBC ausstehend.