Die dritte Hochrechnung der Forschungsanstalt GFS Bern im Auftrag der SRG bestätigte um 20 Uhr den Sieg der SVP und die Verluste von Grünen und GLP. Die SVP kommt demnach neu auf 61 Sitze - ein Plus von acht Sitzen. Die Grünen verlieren sieben Sitze und kommen noch auf 21 Mandate. Noch elf statt 16 Sitze hat die GLP. Beide grünen Parteien verfügen aber immer noch über eine grössere Gruppe als vor acht Jahren.

Gemäss dieser Hochrechnung gewinnt die SP zwei Sitze hinzu und kommt neu auf 41 Sitze. Die Mitte überholt mit dem Zugewinn von zwei Sitzen mit 30 Sitzen die FDP, welche unverändert 29 Nationalratsmandate stellt. Der Wähleranteil der FDP geht seit 2015 stetig zurück.

MCG mit Comeback

Bei den kleineren Parteien kommt es ebenfalls zu Verschiebungen. Die EVP - Teil der Mitte-Fraktion - verliert mit Parteipräsidentin Lilian Studer (AG) einen ihrer drei Sitze. Dafür gewinnen kleine Rechtsparteien insgesamt drei Sitze hinzu, zwei davon gehen auf das Konto der Genfer Protestpartei MCG. Die EDU holt in Zürich wohl ein zusätzliches Mandat. Die Tessiner Lega hält ihren einzigen Sitz.

Nicht mehr vertreten sein werden die Partei der Arbeit (PdA) und das Linksbündnis Ensemble à Gauche (EàG): Sie verloren ihre beiden Sitze.

Keine rechte Mehrheit

Der SVP ist es offenbar gelungen, über das Thema Migration und Asyl zu mobilisieren. Wegen des zusätzlichen Gewinns der rechten Kleinparteien sprachen Politologen am Wahlabend von einem «Rechtsrutsch mit Protestcharakter». Nach der «grünen Welle» vor vier Jahren herrsche nun «grüne Flaute».

Anders als nach den Wahlen 2015 werden die Fraktionen von SVP und FDP jedoch keine Mehrheit im Nationalrat haben. Zusammen mit EDU, Lega und den übrigen Rechtsgruppierungen kommen SVP und FDP gemäss SRG-Hochrechnung auf 95 Sitze. Mitte, GLP und EVP erhalten demnach 43 Mandate, SP und Grüne kommen auf 62 Sitze.

Insgesamt resultiert im Vergleich zu 2019 eine Stärkung der Ratsrechten um elf Sitze, während die Ratslinke sieben Nationalrätinnen und Nationalräte weniger stellt als bis anhin. Wegen der Verluste von GLP und EVP steht die politische Mitte insgesamt trotz Zugewinnen der Mitte-Partei etwas schwächer da als in der ablaufenden Legislaturperiode.

Comeback des MCG in Genf

Auffallend ist das Comeback des MCG im Kanton Genf. Die Protestpartei war bereits von 2011 bis 2019 in der grossen Kammer vertreten. Die personelle Zusammensetzung der neuen MCG-Vertretung im Nationalrat wird vom Ergebnis des zweiten Wahlgangs der Ständeratswahlen abhängen.

Sicher ist: Der ehemalige Staatsrat Mauro Poggia, der von 2011 bis 2013 im Nationalrat gesessen hatte, und Roger Golay, der ihm bis 2019 gefolgt war, kehren unter die Bundeshauskuppel zurück. Poggia hat allerdings auch noch Chancen auf eine Wahl in den Ständerat.

Zu den nicht wiedergewählten Linkspolitikern im Nationalrat gehören die Waadtländerin Valentine Python (Grüne), die Genferin Isabelle Pasquier-Eichenberger (Grüne) und der Neuenburger Denis de la Reussille von der PdA. Bei den Grünliberalen trifft es unter anderen den Luzerner Roland Fischer, den Genfer Michel Matter und François Pointet in der Waadt.

31 Ständeratsmitglieder gewählt

Im Ständerat sind 31 der 46 Sitze vergeben. Davon holte sich die Mitte-Partei zehn und die FDP neun. Dahinter folgen die SP mit vorläufig fünf Sitzen, die SVP mit deren vier und die Grünen mit drei. In zehn Kantonen sind zweite Wahlgänge für noch weitere 15 Ratsmitglieder nötig.

Zwei der Ständeratsmitglieder schafften die Wiederwahl nicht: Othmar Reichmuth (Mitte/SZ) wurde von der früheren FDP-Parteipräsidentin Petra Gössi aus dem Stöckli verdrängt, und der Neuenburger Freisinnige Philippe Bauer muss dem Sozialdemokraten Baptiste Hurni Platz machen.

Neu im Ständerat sind neben Hurni und Gössi auch Pirmin Schwander (SVP/SZ) als Nachfolger von Alex Kuprecht (SVP), Pierre-Yves Maillard (SP/VD) und der Glarner Benjamin Mühlemann (FDP). Er folgt auf den zurückgetretenen Thomas Hefti (FDP).

Lücken gibt es auch in der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) zur CS-Übernahme. Der nicht wiedergewählte Nationalrat Fischer und der nicht wiedergewählte Ständerat Bauer müssen ersetzt werden.

(AWP)