Gemäss der neuesten Hochrechnung des Forschungsinstituts GFS Bern im Auftrag der SRG hat die SVP ihre Sitzverluste bei den letzten Wahlen 2019 fast wettgemacht. Sie kommt neu auf 61 Mandate im Nationalrat und einen Wähleranteil von 29 Prozent. Damit reicht es nicht ganz zum Rekordergebnis von 2015.

2019 hatte die SVP zwölf ihrer Nationalratsmandate verloren. Gemäss der neuesten Hochrechnung der SRG kann sie diese Scharte an diesem Wahlsonntag mit ihren acht Zugewinnen fast auswetzen. Der Wähleranteil der stärksten Partei stieg um 3,4 Prozentpunkte.

Mitte könnte FDP überflügeln

Die Grünen verlieren gleich sechs Sitze in der grossen Kammer und halten mit ihrem Anteil von 9,2 Prozent noch 22 Mandate. Die Grünliberale Partei (GLP) kommt auf fünf Mandate weniger und damit neu auf elf Sitze.

Weniger extrem sind die übrigen Sitzverschiebungen: Zwei Sitzgewinne und einen Wähleranteil von 14,6 Prozent verbucht die Mitte. Mit 30 Nationalratsmandaten in der neuen Legislatur überholt sie damit gemäss Hochrechnung erstmals die FDP, welche ihre 29 Sitze halten konnte. Der Wählerinnen- und Wähleranteil der FDP lag ebenfalls bei 14,6 Prozent, 0,5 Prozentpunkte tiefer als 2019.

Die SP kommt gemäss der zweiten Hochrechnung auf einen Sitzgewinn und 40 Mandate. Dafür vereinigte sie 17,4 Prozent Wähleranteil auf sich, ein Plus von 0,6 Prozentpunkten. Die EVP verlor eines ihrer drei Mandate. Lega und EDU behielten ihren je einen Sitz. Nicht mehr vertreten sein werden die Partei der Arbeit (PdA) und das Linksbündnis Ensemble à Gauche (EàG); sie verloren ihre beiden Sitze. Andere Gruppierungen gewannen drei Mandate, zwei davon gehen an die Genfer Protestpartei MCG.

Fixe Gewinne und Verluste

Gemäss den bisherigen Endresultaten aus den Kantonen gewinnt die SVP momentan in den Kantonen Aargau, St. Gallen, Freiburg, Graubünden, Neuenburg und Glarus je einen Sitz. In Nidwalden verlor die SVP ihren bisherigen Sitz.

Auf der anderen Seite verlieren die Grünen gemäss vorliegenden Schlussresultaten in Thurgau einen Sitz. Nicht mehr im Parlament vertreten sein wird zudem die Neuenburger PdA, die dort Parti ouvrier et populaire (POP) heisst. Ihr Vertreter politisierte in der ablaufenden Legislatur in der Fraktion der Grünen.

Die GLP verliert gemäss Schlussresultaten in den Kantonen St. Gallen und Luzern je einen Sitz und stellt dort keine grünliberale Vertretung mehr.

Die SP gewinnt im Kanton Luzern einen Sitz, verliert dagegen in Freiburg, Graubünden und Basel-Stadt je einen. Die FDP macht im Thurgau einen Sitz. Die Mitte-Partei machte im Kanton Nidwalden einen Sitz vorwärts, in Glarus einen rückwärts.

«Nicht schönzureden»

Grünen-Präsident Balthasar Glättli räumte auf Blick-TV ein, dass es sich um eine Wahlschlappe für seine Partei handle. «Das ist nicht schönzureden», sagte der Zürcher Nationalrat. Er zeigte sich besorgt angesichts der Zugewinne der SVP. Diese seien ein schlechtes Zeichen für den Klimaschutz, für die Gleichstellung, aber auch für die Beziehungen zu Europa.

SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi ist nach eigener Aussage trotz der stattlichen Gewinne seiner Partei nicht zum Feiern zumute. Die Herausforderungen in der Schweizer Politik seien riesig, sagte er einer Reporterin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Die Partei hatte im Wahlkampf konsequent auf die Themen Zuwanderung und Asyl gesetzt. Die SVP versuche nun, mit der Mitte-Partei und der FDP Mehrheiten zu finden, so Aeschi. Es brauche eine neue Politik, die Bevölkerung habe am Wahlsonntag klar einen Richtungswechsel beschlossen.

(AWP)