Q1 2022E
(in Mio Fr.)     AWP-Konsens       Q1 2021A   

Rohertrag           2850             2019         
EBITDA              1177              611         
EBIT                 949              431         
Reingewinn           682              318         

FOKUS: Der Welthandel ist nach wie vor geprägt von globalen Lieferkettenproblemen. Das macht sich mit Sicherheit auch beim Geschäft von Kühne+Nagel bemerkbar. Dabei dürfte das Unternehmen aus Schindellegi hiervon allerdings gar profitiert haben, wie Analysten schreiben. Und das nach 2021 auch im ersten Quartal 2022.

Das ist nur auf den ersten Blick ein Widerspruch. Denn Warenströme zu organisieren, ist in diesem Umfeld aufwändiger und damit für die Kunden teurer. Die Mitarbeiter von Kühne+Nagel müssen kurzfristig alternative Routen finden und die Waren öfter umladen. Das Unternehmen spricht von einem zum Teil "vier bis fünffachen Aufwand" pro einzelne Sendung. Die Einnahmen von Kühne+Nagel steigen entsprechend.

Und das dürfte somit auch im ersten Quartal 2022 der Fall gewesen sein. Konkret dürfte dieses wiederum von einer hohen Nachfrage nach Konsumgütern einerseits und der Kombination dieser Nachfrage mit Unsicherheitsfaktoren wie begrenzter "Belly"-Kapazität (Flugzeug-Laderaum) und begrenzter Container-Kapazität andererseits geprägt gewesen sein.

Gut ist für Kühne+Nagel hier auch die eigene, bereits starke Marktposition. Denn in turbulenten Zeiten halten sich die Kunden öfters an grosse, stabile Partner, die zuverlässig mehrere Kanäle betrieben. Dadurch gelinge es dem Unternehmen auch, seinen Marktanteil immer weiter zu steigern, heisst es von Analyten.

Mit Blick auf die Sparten ist das Umfeld in der Luftfracht aktuell vom Ukraine-Krieg geprägt, in der Seefracht von den Lockdowns in China. Der Stau am weltweit grössten Schiffshafen Shanghai, der wegen des Lockdowns nur mit stark reduzierter Kapazität betrieben wird, hat sich noch nicht aufgelöst. Ausserdem spüre die Branche derzeit einen Mangel an Logistikpersonal, da es viele nun nicht mehr abkömmliche ukrainische Seeleute gebe.

In der Luftfracht präsentiert sich die Geschichte ähnlich, nur dass die Sperrung des russischen Luftraums zu sinkenden Volumina und steigenden Renditen bei den Logistikern führt. Die Luftfrachtraten haben unlängst einen stärkeren vierteljährlichen Anstieg als in der Seefracht verzeichnet. Die Luftfrachtrenditen von Kühne+Nagel dürften in dem Umfeld also gestiegen sein.

ZIELE: Kühne+Nagel ist oft sehr zurückhaltend, was den Ausblick anbelangt. Für 2022 gab man sich bei Bekanntgabe der Jahreszahlen für 2021 denn auch bedeckt. Die Kriegshandlungen Russlands hätten aber "die Unwägbarkeiten weltpolitischer Entwicklungen" aufgezeigt, deren Auswirkungen auf das Wirtschaftsgeschehen noch nicht zu überblicken seien, hatte es geheissen.

Bis im Jahr 2022 hatte das Unternehmen sich ausserdem schon vor Jahren eine Konversionsmarge von 16 Prozent zum Ziel gesetzt. Diese Marge drückt das Verhältnis von EBIT zu Rohertrag aus. Diesen Wert hat der Logistiker allerdings längst übertroffen. Analysten erhoffen sich daher von den Zahlen für das erste Quartal wieder etwas mehr "Fleisch am Knochen", was den Blick nach vorne anbelangt. Er erwarte eine Guidance sowohl für das Marktumfeld im Jahr 2022 als auch für die strategischen Ziele von Kühne+Nagel nach der Pandemie, schreibt ein Analyst in seinem Ausblick.

PRO MEMORIA: Der Krieg in der Ukraine wirkt sich auf Kühne+Nagel nicht nur wegen des gesperrten Luftraumes aus, der Logistikkonzern selbst hat wegen des Konflikts auch alle Lieferungen nach Russland gestoppt - abgesehen von Pharmaprodukten und Hilfsgütern. Die russische Landesorganisation trägt allerdings weniger als 2 Prozent zum Umsatz bei. Es wurden dort vor Kriegsausbruch rund 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, in der Ukraine waren es rund 400. Insgesamt beschäftigt der Konzern 78'000 Mitarbeiter.

AKTIENKURS: Die Kühne+Nagel-Aktie hat sich seit Anfang Jahr seitwärts bewegt und steht aktuell mit 272,70 Franken etwas unter ihren Höchstwerten von bei knapp 300 Franken, aber auch solide über ihrem Tiefstwert von rund 235 Franken im Februar. Werte bei über 350 Franken wie im Herbst 2021 scheinen zumindest kurzfristig aber unerreichbar.

Homepage: www.kuehne-nagel.com

jl/ab/kw

(AWP)