Q3 2020E
(in Mio Fr.)     AWP-Konsens    Bandbreite    Q3 2019A   Schätzungen

Rohertrag           1'829     1'813 - 1'847     1'974         4
EBITDA                434       406 -   449       472         3
EBIT                  241       223 -   256       283         4         
Reingewinn            183       178 -   187       214         3

FOKUS: Die Coronakrise zeigt grosse Auswirkungen auf den Logistikmarkt, der immer besonders stark auf Veränderungen der konjunkturellen Lage reagiert. Das gilt auch für den Branchenüberflieger Kühne+Nagel. Trotzdem schlug sich das Unternehmen in der aktuellen Krise bisher erstaunlich gut. Das Halbjahresergebnis war klar besser als von den Analysten erwartet.

Für das dritte Quartal sind die Experten daher - im Rahmen des Möglichen - optimistisch. Zwar dürften die Zahlen erneut tiefer ausgefallen sein als in der entsprechenden Vorjahresperiode. Doch dürfte sich die gute Kostenkontrolle des Unternehmens in der Bilanz erneut positiv niederschlagen. Für die Konversionsmarge, die das Verhältnis zwischen Bruttogewinn und EBIT ausdrückt, werden in der See- und der Luftfracht wieder ziemlich gute Werte erwartet.

Längerfristig dürfte es wegen Covid-19 in der Logistik-Branche gemäss Einschätzungen von Analysten zu deutlichen Verschiebungen kommen. Die Transportnachfrage in einigen Bereichen ist mit einem massiven Rückgang konfrontiert, während sie in anderen Bereichen jedoch stark ansteigt.

Zur Bewältigung dieser Veränderungen benötigen Logistikunternehmen ein bewährtes internationales Netzwerk in allen verbundenen Ländern - was ein Vorteil für die weltweit präsente Kühne+Nagel-Gruppe ist. Letztlich könnte das Unternehmen daher laut Experten gar mit Marktanteilsgewinnen aus der Krise hervorkommen.

ZIELE: Das Unternehmen verzichtete bereits bei der Präsentation der Zahlen zum ersten Quartal wegen der Coronakrise auf einen Ausblick für die einzelnen Sparten für das laufende Geschäftsjahr. Auch zum Halbjahr gab es kein Update. Die "Unsicherheit" sei zu hoch, erklärte Finanzchef Markus Blanka-Graff gegenüber AWP. Die Prognose bis 2022 war offiziell noch in Kraft, die Grundannahme dafür (ein stabiles makroökonomisches Umfeld), ist aufgrund der Pandemie de facto bereits jetzt nicht mehr erfüllt.

Immerhin kamen die Aktionäre des Logistikers - wie erwartet - doch noch in den Genuss einer Dividende. Mit deutlicher Mehrheit stimmten sie an einer ausserordentlichen Generalversammlung der neuen Verwendung des Bilanzgewinns für das Geschäftsjahr 2019 zu. Die Ausschüttung erfolgte am 8. September 2020. Die Investoren durften sich über eine ordentliche Dividende von 4,00 Franken pro Aktie brutto freuen (nach Abzug der schweizerischen Verrechnungssteuer von 35 Prozent noch 2,60 Franken netto).

PRO MEMORIA: Kühne+Nagel-Ehrenpräsident Klaus-Michael Kühne liess es sich nicht nehmen, sich persönlich zur Coronakrise zu äussern. Bereits im April sagte der Firmenpatron und Haupteigentümer des Konzerns zum deutschen "Handelsblatt", dass er selbst noch nie so etwas wie die Corona-Pandemie erlebt habe. "Was sich derzeit abspielt, ist total irritierend, überraschend und ökonomisch natürlich höchst unerfreulich", sagte er.

Dabei warnte er auch, dass die Pandemie die Welt noch länger beschäftigen könnte. "Für uns alle gilt: Je länger die Krise dauert, umso gefährlicher wird es." Kühne+Nagel sei als Unternehmen in mehr als hundert Ländern aktiv und global vernetzt. "Wir werden es immer sehr schnell zu spüren bekommen, wenn Corona wieder aufflammt", so Kühne.

Im September war das Unternehmen ausserdem mit der Neuigkeit an die Öffentlichkeit getreten, dass je ein Pharma-Luftfrachthub in Brüssel und Johannesburg eröffnet wurde. Damit werde das weltweite Netzwerk für den temperaturgeführten Transport und die Distribution von Impfstoffen und anderen Pharma- und Healthcare-Produkten erweitert.

AKTIENKURS: Die Aktie von Kühne+Nagel hat sich inzwischen von ihrer Corona-Delle mehr als erholt. Aktuell stehen die Papiere bei 185,30 Franken (Stand Freitagvormittag) und damit gar nur knapp unter ihrem neuen Allzeithoch, das sie vor kurzem erreicht hatten. Noch im März war das Papier auf 120,50 Franken abgestürzt. Einen annähernd so guten Wert wie zurzeit hatten die Papiere erst einmal in ihrer Geschichte erreicht, nämlich Anfang 2017.

Homepage: www.kuehne-nagel.com

ab/kw

(AWP)