H1 2019E
(in Mio Fr.)           AWP-Konsens     H1 2018A   

Umsatz                    45'712        43'920        
EBIT adj.*                 7'655         7'063        
- Marge adj. (in %)         16,7          16,1        
Reingewinn                 5'302         5'825        

(in %)
Organisches Wachstum         3,6           2,8        
RIG                          2,4           2,5        


* Trading Operating Profit

FOKUS: Analysten erwarten eine weitere organische Wachstumsbeschleunigung von Nestlé im zweiten Quartal gegenüber dem ersten (Q1: 3,4%). Getrieben worden sein dürfte diese von den späten Ostern, zudem verfügte das erste Quartal über einen Handelstag weniger. Positive Überraschungen könnten auch von der Lancierung der Starbucks-Produkte ausgehen.

Für eine einfachere Vergleichsbasis sorgt überdies ein Lastwagenfahrerstreik im für Nestlés viertgrössten Markt Brasilien aus dem Vorjahr. Leichte Bremsspuren von ungünstigem Wetter werden dafür in Kategorien wie Glacé oder Wasser erwartet.

Auch die Marge dürfte sich den Experten zufolge weiter in Richtung des Ziels für 2020 bewegen. Dafür spreche auch ein weiterhin starkes Wachstum von margenstarken Kategorien wie Heimtierfutter. Nestlé hatte zudem darauf hingewiesen, dass dieses Jahr der Margenanstieg im ersten Halbjahr stärker ausfallen dürfte als im zweiten. Der Reingewinn indes könnte laut Analysten tiefer zu liegen kommen, weil im Vorjahr noch der Verkauf des US-Süsswarengeschäfts zusätzliches Geld in die Kassen gespült hatte.

ZIELE: Nestlé erwartet für 2019 eine weitere Verbesserung des organischen Wachstums und der (bereinigten) operativen Ergebnismarge entsprechend den Zielen für 2020, wie Nestlé anlässlich der Veröffentlichung der Quartalszahlen im April bestätigte. Auch wird eine Steigerung sowohl beim Gewinn je Aktie zu konstanten Wechselkursen als auch bei der Kapitaleffizienz erwartet.

Gemäss den vor eineinhalb Jahren aufgestellten Zielen soll Nestlé bis 2020 eine bereinigte EBIT-Marge von 17,5 bis 18,5 Prozent erzielen. Gegenüber dem Wert 2018 (17,0%) entspricht das einer Verbesserung um rund 100 Basispunkte. Beim Umsatz will Nestlé bis 2020 ein mittleres einstelliges organisches Wachstum erreichen.

PRO MEMORIA:

Q1: Nestlé hat mit seinem organischen Wachstum von 3,4 Prozent im ersten Quartal positiv überrascht. Als Wachstumstreiber erwiesen sich im Jahresauftakt vor allem das Tierfuttergeschäft sowie Milchprodukte und Säuglingsnahrung. Noch nicht wieder in die Wachstumsspur gefunden hat dagegen das Wassergeschäft.

M&A: Nestlé verkauft seine Hautpflegesparte Skin Health für 10,2 Milliarden Franken an den schwedischen Finanzinvestor EQT und die Abu Dhabi Investment Authority (ADIA). Mitte Mai hatte Nestlé bestätigt, mit diesen Investoren exklusiv über den Verkauf zu verhandeln. Abgeschlossen werden soll der Verkauf den damaligen Angaben zufolge in der zweiten Jahreshälfte; dann will Nestlé auch darüber informieren, was mit dem Verkaufserlös geschehen wird. Die EU-Kommission hat schon mal grünes Licht für den Deal gegeben.

Der Lebensmittelkonzern verkaufte zudem im Juli seine Infrastruktur zur Verarbeitung von Milch- und Mineralwasserprodukten in Usbekistan an die französische Lactalis-Gruppe.

Weiterhin auf dem Prüfstand steht Herta Charcuterie. Die strategische Prüfung umfasst laut der Ankündigung vom Februar die Geschäftsaktivitäten von Herta Charcuterie (Aufschnitt und Fleischwaren) in Frankreich, Deutschland, Belgien, Luxemburg, im Vereinigten Königreich und in Irland, welche 2018 zusammen einen Umsatz von rund 680 Millionen Franken erzielten. Nestlé werde jedoch Teigprodukte und vegetarische Angebote der Marke Herta beibehalten und weiterentwickeln.

Im Mai kündigte Nestlé weiter auch eine Prüfung von "strategischen Optionen" für seine Beteiligung am brasilianischen Gemeinschaftsunternehmen Dairy Partners Americas (DPA) an. Diese Überprüfung solle bis Ende Jahr abgeschlossen sein. Partner Fonterra hält derzeit laut den Angaben 51 Prozent und Nestlé 49 Prozent der Anteile. Im vergangenen Jahr 2018 erzielte DPA mit 1'400 Mitarbeitern einen Umsatz von umgerechnet rund 270 Millionen Franken.

RESTRUKTURIERUNGEN: Nestlé stellt sein Liefersystem von Pizza und Eiscreme in den USA in diesem Jahr um, wie Nestlé an seinem Investorentag im Mai ankündigte. Betroffen sind 4'000 Mitarbeitende. Die Umstellung lässt sich Nestlé rund eine halbe Milliarde Dollar kosten. Der Wechsel ist allerdings bereits in den prognostizierten rund 700 Millionen Franken Restrukturierungskosten eingerechnet.

Nestlé Waters baut auch bei der Getränkemarke Vittel um. Die Nestlé-Tochter hat den Mitarbeitenden der Abfüllanlage im französischen Contrexéville in den Vogesen im Juli die Umbaupläne vorgestellt. Bis im Jahr 2022 dürften rund 100 Arbeitsplätzen verloren gehen.

Im Mai gab Nestlé zudem bekannt, seine Fabrik in Basel künftig als "Kompetenzzentrum für Senf und Mayonnaise" aufzustellen. Andere Produkte, die heute dort hergestellt werden, sollen ausgelagert oder verkauft werden. Dabei fallen in Basel bis zu 100 der heute 177 Arbeitsplätze weg.

AKTIENRÜCKKAUF: Bei Nestlé läuft bekanntlich ein grösseres Aktienrückkauf-Programm: bis Ende 2019 sollen Aktien im Wert von 20 Milliarden Franken zurückgekauft werden. Bis dato (per 04.07.19) wurden Aktien im Gesamtwert von rund 15,1 Milliarden zurückgekauft. Nestlé hat das Programm Anfang Jahr beschleunigt. Ursprünglich war das Ende für Mitte 2020 vorgesehen.

L'ORÉAL: Immer wieder wird über das 23-Prozent-Paket von Nestlé am französischen Kosmetikkonzern spekuliert. Nestlé hat zuletzt an seiner Position festgehalten, dass alle Optionen offen bleiben.

SONSTIGES: Nestlé führt nun doch die Nährwert-Ampel Nutri-Score ein. Der Konzern wird für seine Produkte in der Schweiz, Frankreich und Belgien mit einer fünfstufigen Farbskala die Nährwertqualität der Lebensmittel auf der Verpackung abbilden.

AKTIENKURS: Die Nestlé-Aktien sind im Sommer auf über 100 Franken gestiegen und haben kürzlich bei 104,28 Franken ein neues Allzeithoch markiert. Seit Jahresbeginn haben die Nahrungsmitteltitel damit schon fast einen Drittel zugelegt - und damit deutlich schneller als der Leitindex SMI, der um knapp einen Fünftel angezogen hat.

jl/tt

(AWP)