2020E  
(in Mio Fr.)              AWP-Konsens      2019A

Umsatz                       84'508       92'568 
EBIT (adj.)                  15'086       16'260 
 - Marge (in %)                17,8         17,6 
Reingewinn n. M.             11'658       12'609 
Dividende (Fr.)                2,77         2,70 

Organ. Wachstum (%)             3,5         +3,5 
RIG (%)                         3,3         +2,9 

Q4 2020E                                Q4 2019A
Organ. Wachstum (%)             3,5         +3,0  
 

FOKUS: Nestlé dürfte im Coronajahr 2020 insgesamt robuste Zahlen abliefern, auch wenn das Schlussquartal nicht mehr ganz so flott wie das das dritte ausfallen könnte. Im dritten Quartal hatte Nestlé noch ein starkes organisches Wachstum von 4,9 Prozent gemeldet. Analysten rechnen damit, dass sich dieses nun aufgrund der wieder stärkeren Einschränkungen infolge der Pandemie sowie des Zeitpunkts des chinesischen Neujahrs etwas verlangsamt hat. In diesem Jahr findet das chinesische Neujahr später statt als noch im Vorjahr, wodurch sich die Feiertagsverkäufe stärker im ersten Quartal niederschlagen dürften.

Während das Ausserhausgeschäft unter den neuerlichen Schutzmassnahmen und Teil-Lockdowns gelitten haben dürfte, erwarten Branchenexperten weiterhin ein rundlaufendes Detailhandelsgeschäft. Zudem dürfte der Nahrungsmittelmulti auch davon profitieren, dass die Zahl der Haustierbesitzer und damit der potenziellen Purina-Kunden wächst. Auch eine Margenverbesserung trauen die Analysten Nestlé zu.

Besonderes Augenmerk gilt zudem wieder einmal dem Ausblick: Vontobel etwa erwartet eher eine vorsichtige Guidance angesichts unzähliger Unsicherheiten. Doch dürfte Nestlé immerhin eine Wachstumsbeschleunigung und weitere Margenverbesserungen ankündigen. Auch das Mittelfristziel von mittleren einstelligen Wachstumsraten dürften den Experten zufolge bald in Reichweite liegen.

Insgesamt sehen die Analysten Nestlé nämlich als Gewinner aus der Pandemie hervorgehen. So könnte der Konzern vom grossen Digitalisierungssprung profitieren, schreibt Morgan Stanley. Denn Nestlé sei stark in Kategorien wie Heimtierfutter, Kaffee oder Wasser, die sich gut für den Onlinehandel eigneten.

An der Bilanzmedienkonferenz dürften sich Investoren zudem auch ein Update zum weiteren Portfolioumbau nach dem Verkauf des nordamerikanischen Wassergeschäftes erhoffen.

ZIELE: Nestlé strebt für 2020 ein organisches Wachstum von "um die drei Prozent" an, wie der Konzern anlässlich der Neunmonatszahlen mitgeteilt hatte. Später liess Nestlé-Chef Mark Schneider in einem Fernsehgespräch verlauten, er erwarte ein ähnlich schnelles Wachstum wie im Vorjahr. Damals war Nestlé um 3,5 Prozent gewachsen. Mittelfristig strebt Nestlé mittlere einstellige Wachstumsraten an, was 4 bis 6 Prozent entspricht.

Auf der Gewinnseite stellte Nestlé für 2020 eine Verbesserung der bereinigten operativen Ergebnismarge sowie eine Erhöhung des Gewinns pro Aktie zu konstanten Wechselkursen und der Kapitaleffizienz in Aussicht.

PRO MEMORIA:

M&A: Nestlé gibt Gas beim geplanten Umbau mit Zu- und Verkäufen. Bis 2023 sollen Portfolioveränderungen im Umfang von 12 Prozent des Umsatzes vorgenommen werden. Eine seit einiger Zeit offene Transaktion ging dabei in der Nacht auf den (heutigen) Mittwoch über die Bühne. Das nordamerikanische Wassergeschäft wird - wie gerüchteweise bereits durchgesickert - an die US-Finanzinvestoren One Rock Capital Partners und Metropoulos & Co verkauft.

Die Transaktion, die Pure Life, Poland Spring und eine Reihe weiterer Marken in den USA sowie in Kanada umfasst, hat laut Nestlé einen Wert von 4,3 Milliarden Dollar, wobei die veräusserten Geschäfte 2019 einen Umsatz von rund 3,4 Milliarden Franken erzielt hatten. Nestlé will sich im Wassergeschäft künftig auf lokales und funktionales Wasser sowie auf Premium-Marken wie Perrier, S.Pellegrino und Acqua Panna konzentrieren.

Bereits seit Ende November verkauft ist das Yinlu-Geschäft in China. Käufer war die chinesische Food Wise, die von der Gründerfamilie von Yinlu kontrolliert wird. Zu den finanziellen Details haben beide Parteien Stillschweigen vereinbart. Insgesamt hat das Yinlu-Geschäft mit Erdnussmilch und Reisporridge-Konserven im Jahr 2019 einen Umsatz von rund 700 Millionen Franken erwirtschaftet.

Auf der anderen Seite kaufte Nestlé zuletzt im Geschäft mit gesunden Fertigmahlzeiten kräftig zu. So hat der Konzern die US-Firma Freshly nun ganz übernommen, nachdem 2017 bereits ein Minderheitsanteil gekauft worden war. Freshly bietet frisch zubereitete Mahlzeiten (Direct-to-Consumer) an, die zu Hause aufgewärmt werden können. Die Transaktion bewertet Freshly insgesamt mit 950 Millionen US-Dollar, wie Nestlé Anfang November mitteilte. Hinzu kommen potenzielle Earnouts in der Höhe von bis zu 550 Millionen Dollar, abhängig vom Wachstum des Unternehmens.

Und in Grossbritannien übernimmt Nestlé die Mehrheit an dem in London ansässigen Unternehmen Mindful Chef, wie der Konzern ebenfalls im November bekanntgab. Angaben zur Höhe der Beteiligung und zu finanziellen Details wurden damals aber nicht gemacht. Mindful Chef ist den Angaben zufolge auf die Auslieferung von Boxen mit gesunden Fertiggerichten spezialisiert. Das Unternehmen wurde im Jahr 2015 gegründet und erwartet im Jahr 2020 einen Umsatz von rund 50 Millionen britischen Pfund.

Darüber hinaus hat Nestlé auch den Anteil an IVC Evidensia, einem Betreiber von Veterinärkliniken, aufgestockt, wie letzte Woche mitgeteilt wurde.

PRODUKTE & TRENDS: Der Zukauf der US-Firma Aimmune durch die Nestlé-Pharmasparte Nestlé Health Science (NHSc) zahlt sich schonmal aus: Aimmune hat für sein Erdnussallergiemittel Palforzia nach der US-Zulassung Mitte Dezember auch das Placet der EU-Kommission erhalten.

Auch beim Fleischersatz auf pflanzlicher Basis baut Nestlé kräftig aus. Seit Dezember verkauft das Unternehmen entsprechende Burger, Würste oder Nuggets auch in China.

Auf das starke Wachstum nach Purina-Haustierfutter reagiert Nestlé zudem mit Kapazitätserweiterungen. So steckt der Konzern 550 Millionen Dollar in den Ausbau seiner Fabrik in Hartwell im US-Bundesstaat Georgia. Dabei würden 130 Arbeitsplätze geschaffen, teilte Nestlé im Dezember mit. Bereits Ende Oktober hatte Nestlé angekündigt, ebenfalls rund 550 Millionen US-Dollar in ein neues Werk in Williamsburg Township im Bundesstaat Ohio zu investieren.

Weiter setzt Nestlé auch auf mehr Nachhaltigkeit. So kündigte der Nahrungsmittelmulti Anfang Dezember Investitionen von 3,2 Milliarden Franken über die nächsten fünf Jahre in die Senkung der Kohlendioxid-Emissionen an. Bis 2030 soll der CO2-Ausstoss halbiert werden und 2050 das Netto-Null-Ziel erreicht werden. Kurz darauf verkündete das Unternehmen, in ein Solarenergieprojekt in den USA zu investieren. Trotzdem gilt Nestlé unter Umweltorganisationen weiterhin als Umweltsünder: Gemäss einem Greenpeace-Bericht von Anfang Dezember ist der Konzern der drittgrösste Plastikverschmutzer der Welt.

Wegen hoher Werte giftiger Metallsubstanzen haben zudem US-Behörden die Nestlé-Tochter Gerber ins Visier genommen, wie Anfang Februar bekanntwurde.

L'OREAL: Immer wieder wird über das 23%-Paket von Nestlé am französischen Kosmetikkonzern spekuliert. L'Oréal steuert rund 10 Prozent zum Nestlé-Gewinn bei. Gemäss Zahlen vom Freitag ist der Reingewinn von L'Oréal 2020 um 5 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro zurückgegangen. Analysten hatten einen stärkeren Rückgang befürchtet. Für 2020 will L'Oreal eine Dividende von 4 Euro pro Aktie zahlen, knapp vier Prozent mehr als im Jahr zuvor.

AKTIENRÜCKKAUF: Nestlé hat vor einem Jahr ein neues Aktienrückkauf-Programm über 20 Milliarden Franken gestartet, das über den Zeitraum von 2020 bis 2022 laufen soll. Per 9. Februar waren Aktien für knapp 7,7 Milliarden Franken zurückgekauft, wobei im Durchschnitt rund 103 Franken bezahlt wurden.

AKTIENKURS: Seit Mitte November hinkt der Nestlé-Aktienkurs der Marktentwicklung hinterher. In den letzten 12 Wochen haben die Aktien fast 5 Prozent an Wert eingebüsst, während der Leitindex SMI über 4 Prozent zugelegt hat. Aktuell pendelt der Kurs um die psychologisch wichtige Marke 100 Franken.

Homepage: www.nestle.com

jl/tt/uh

(AWP)