2019E 
(in Mio USD)              AWP-Konsens      2018A    

Gebuchte Bruttoprämien      39'174         36'406         
Reingewinn                   1'429            421        
Eigenkapital                30'572         27'930  

(in %)
Combined Ratio P&C           104,4          104,0    
Combined Ratio Corso         120,3          117,5         

(in Fr.)
Dividende je Aktie            5,87           5,60    

FOKUS: Bei der Swiss Re werden auch im Schlussquartal zahlreiche Grossschäden aufs Ergebnis schlagen. Dennoch sollte der zweitgrösste Rückversicherer der Welt diese dank seiner guten Kapitalausstattung verkraften können. Die teuersten Naturkatastrophen für die Versicherer waren die Taifune "Faxai" und "Hagibis", die in Japan wüteten. "Faxai" traf Mitte September die Region Kanto, zu der auch der Grossraum Tokio gehört, und richtete versicherte Schäden von 7 Milliarden Dollar an. Der Taifun "Hagibis" traf Anfang Oktober die gleiche Region und verursachte versicherte Schäden von rund 8 Milliarden Dollar. Davon dürfte die Swiss Re nach Einschätzung der ZKB 600 Millionen Dollar tragen müssen. Noch teurer war allerdings im Vorjahr der Taifun "Jebi" gewesen, der einen versicherten Schaden von fast 13 Milliarden Dollar angerichtet hatte.

Zudem wüteten Tornados in Dallas sowie verheerende Buschbrände in Kalifornien und Australien. Alleine die Tornados in Dallas dürften einen Gesamtschaden von 2 Milliarden Dollar verursacht haben. Hinzu kämen kleinere Ereignisse inklusive Man-made, wovon die Swiss Re im vierten Quartal wahrscheinlich eine Schadenlast von rund 1 Milliarde Dollar zu tragen habe, schätzt die ZKB. Die Combined Ratio dürfte sowohl im Schadenrückversicherungsgeschäft als auch bei der Erstversicherung von Grossunternehmen (Corso) steigen, schätzen Analysten. Bei Corso dürfte der Verlust vor allem als Folge der Restrukturierung höher ausfallen. Die Brände in Australien gingen auch im neuen Jahr weiter. Zudem wurde der Kontinent noch von Hagelstürmen und Überschwemmungen getroffen. In Europa sorgte der Sturm "Sabine" für versicherte Schäden in Deutschland von schätzungsweise 500 bis 700 Millionen Euro.

Überdies fällt im laufenden vierten Quartal aus dem Verkauf der Tochter ReAssure ein geschätzter Aufwand vor Steuern von rund 300 Millionen Dollar in der Sparte Life Capital an. Die Swiss Re hat ReAssure an die britische Phoenix Group verkauft. Die Transaktion wird mit 3,25 Milliarden britischen Pfund (umgerechnet rund 4,2 Mrd Fr.) bewertet, wobei die Swiss Re eine Barzahlung von 1,2 Milliarden Pfund sowie den Rest in Aktien von Phoenix erhält. Dieser Anteil entspricht 13 bis 17 Prozent an Phoenix.

Trotz der grossen Schäden werde die Swiss Re umfangreiche Mittel von einer Milliarde oder mehr an die Aktionäre zurückführen, erwarten Analysten. Das Aktienrückkaufprogramm 2019 hat die Swiss Re abgeschlossen mit dem Rückkauf von insgesamt 9,9 Millionen eigene Aktien im Anschaffungswert von insgesamt 1 Milliarde Franken.

Und trotz aller Katastrophen rechnen die Experten mit einer Verdreifachung des Reingewinns gegenüber dem Vorjahr, als sich die Swiss Re etwas vom Einbruch im 2017 erholt hatte. Damit dürfte die Swiss Re erstmals seit zwei Jahren wieder einen Reingewinn von über 1 Milliarde Franken ausweisen, was allerdings weit von früheren Niveaus entfernt ist.

Interessant wird auch sein, wie die verschiedenen Katastrophen sich auf die Rückversicherungspreise auswirken. Im Januar hat die Branche wie jedes Jahr einen Grossteil der Verträge mit den Erstversicherern erneuert und die Preise neu fixiert. Während vieler Jahre standen diese unter Druck.

ZIELE: Die Swiss Re misst ihre Leistung anhand 2016 gesetzter Ziele, an welchen sie festhält. Sie will über den Versicherungszyklus mit der Eigenkapitalrendite den risikofreien Zinssatz zehnjähriger US-Staatsanleihen um mindestens 700 Basispunkte übertreffen und das ökonomische Eigenkapital je Aktie jährlich um 10 Prozent steigern.

Künftige Wachstumschancen sieht Swiss Re vor allem im Rückversicherungsgeschäft. Im Erstversicherungsgeschäft Corporate Solutions (Corso) konzentriert sich Swiss Re auf den Turnaround. Der Kosten-Schadensatz bzw. die Combined Ratio des Bereichs soll bis 2021 unter die für die Profitabilität des Geschäfts massgebende Schwelle von 100 Prozent geführt werden. Die Kennzahl soll dann bei 98 Prozent zu liegen kommen, sofern keine ausserordentlichen Schadensereignisse stattfinden.

PRO MEMORIA: Das Ende 2019 in China ausgebrochene Coronavirus ist auch bei der Swiss Re ein Thema. Mit Blick auf die versicherten Risiken stehen laut dem Rückversicherer Deckungen zu Todesfällen und zu gesundheitsbezogenen Kosten wie beispielsweise der medizinischen Versorgung im Vordergrund. Da gebe es allerdings vor allem in Asien grosse Deckungslücken. Laut einer Studie der Bank Barclays nehmen dagegen bei Pandemien Deckungen zu Betriebsausfällen eine untergeordnete Rolle ein. Denn seit Sars würden in den meisten Versicherungs-Policen Krankheiten als Grund für einen Betriebsausfall von der Deckung ausgenommen.

Die Swiss Re selber beziffere das Schadenrisiko einer weltweiten Pandemie, die statistisch gesehen alle 200 Jahre vorkommt, auf 2,8 Milliarden Dollar. Für Asien allein ergebe sich für die Gruppe daraus ein Potenzial von 0,7 Milliarden, so der Barclays-Bericht. Mit Blick auf die Corona-Sorgen dürften Rückversicherer und Versicherer laut Barclays weniger unter den Schadenskosten, sondern vielmehr auf der Anlageseite leiden.

Die Swiss Re hat neue Produkte auf den Markt gebracht. So verkauft der Konzern künftig via den Möbelgiganten Ikea eine Haushaltsversicherung zunächst in der Schweiz und in Singapur. Die Swiss Re bietet über ihre Tochter Iptiq das reine Versicherungs-Knowhow, für das Marketing und auch den eigentlichen Markennamen ist hingegen der Vertriebspartner verantwortlich.

Über die Tochter Capital Markets hat Swiss Re zudem in den USA ein derivates Finanzmittel zur Abbildung von Erdbeben-Risiken entwickelt.

Zuletzt gab es bei Swiss Re mehrere Veränderungen auf Kaderstufe. Mit Marc Scheidegger ist bei Corso ein neuer Leiter der Schadensabteilung ernannt worden. In derselben Sparte wurde zudem Bianca Willauer zur neuen Leiterin "Property & Specialty Lines" im Raum EMEA ernannt worden. Zudem wird es ab Anfang April mit Youngran Kim erstmals eine Technologiechefin geben.

AKTIENKURS: Die Swiss Re-Aktie hat im laufenden Jahr um 6,9 Prozent zugelegt und sich damit etwas besser geschlagen als der Gesamtmarkt SMI (+5%). Mit 116,15 Franken erreichte sie den höchsten Stand seit dem Platzen der Internetblase vor 18 Jahren. Im vergangenen Jahr hatte die Aktie allerdings mit einem Plus von einem Fünftel nicht mit dem SMI mithalten können, der um 26 Prozent geklettert war.

jb/jl

(AWP)