Q2 2020E
(in Mio USD)            AWP-Konsens   Q1 20A   Q2 19A  

Geschäftsertrag            7'297       7'934    7'532    
Geschäftsaufwand           5'852       5'926    5'773     
Gewinn vor Steuern         1'276       2'008    1'759   
Konzernergebnis              932       1'595    1'392   

FOKUS: Wie stark die grösste Schweizer Bank von der Coronakrise getroffen wird - das ist die grosse Frage anlässlich der Bekanntgabe der Zweitquartalszahlen. Noch kein richtiger Gradmesser war bekanntlich das erste Jahresviertel, da der Lockdown erst Mitte März und damit gegen Ende des Quartals kam und die Banken mit dem Einbruch an den Aktienmärkten zudem von hohen Wertpapierumsätzen profitierten. Im ersten Quartal verdiente die Bank denn auch fast 40 Prozent mehr als im Jahr davor. Dies dürfte gemäss den Schätzungen von Analysten nun aber gekehrt haben. Per Saldo wird im zweiten Quartal ein Gewinnrückgang von mindestens 30 Prozent erwartet.

Gewisse Hinweise geben die Resultate der grossen US-Banken, die alle diese Woche ihr Quartalsergebnis bereits publiziert haben. Beim Branchenprimus JP Morgan und der Bank of America blieb per Saldo noch etwa halb so viel Gewinn wie in der Vorjahresperiode, bei der Citigroup sackte der Gewinn gar um fast drei Viertel ab und bei Wells Fargo gab es gar einen Verlust. Allen Institute mussten hohe Rückstellungen für Kreditausfälle wegen des Konjunktureinbruchs im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie tätigen. Nur Goldman Sachs und Morgan Stanley, deren Ergebnisse besonders stark vom Kapitalmarktgeschäft abhängen, konnten sich dem Trend entziehen und gar einen etwas höheren Überschuss ausweisen.

Die UBS ist mit ihrem Fokus auf Vermögensverwaltung und einem starken Schweizer Geschäft allerdings ganz anders aufgestellt als die meisten US-Banken und kann entsprechend nur beschränkt mit diesen verglichen werden. Nichtsdestotrotz dürften auch die UBS angesichts der eher düsteren Aussichten für die Konjunktur im zweiten Quartal weitere Wertberichtigungen getätigt und ihre Rückstellungen für Kreditrisiken weiter erhöht haben. Für das erste Quartal hatte die UBS Wertberichtigungen für Kreditrisiken von 268 Millionen US-Dollar vermeldet. Keine grösseren Probleme dürften der Bank derweil die Schweizer Covid-Kredite bereiten. Gemäss Angaben von Mitte Juni hatte die Bank damals Kredite von rund 2,7 Milliarden Franken gesprochen, wobei lediglich knapp die Hälfte genutzt war. Zudem sind die meisten dieser Kredite zu 100 Prozent vom Bund garantiert.

Auf der Ertragsseite dürfte sich derweil eine klare Abschwächung gegenüber dem ersten Quartal zeigen. Die gehandelten Volumen an den Aktienmärkten sind gemäss Händlern im Laufe des zweiten Quartals bereits deutlich zurückgekommen, zudem hat sich das Geschäft mit Börsengängen, Fusionen und Übernahmen wegen der Krise klar verlangsamt. Ein positiver Faktor ist hingegen die starke Erholung an den Aktienmärkten im zweiten Quartal, fallen doch damit die vom Vermögensbestand abhängigen Kommissionen höher aus.

Grundsätzlich dürfte aber das Bankgeschäft, das angesichts der tiefen Zinsen und vieler (wirtschafts-)politischer Unsicherheiten schon vor der Corona-Pandemie nicht einfach war, nun nochmals etwas schwieriger geworden sein.

Ein Thema anlässlich der Zahlenpräsentation dürfte wie immer auch die Kapitalrückführung an die Aktionäre sein. Die Ausschüttung des zweiten Teils der Dividende 2019 sollte allerdings aus heutiger Sicht nicht in Gefahr sein (siehe auch Rubrik PRO MEMORIA).

ZIELE (Konzernstufe):

Die UBS hat Ende Januar ihre Ziele angepasst. Sie lauten nun für die Periode 2020 bis 2022 (auf ausgewiesener Basis) wie folgt:

Rendite des Konzerns: 12-15% auf hartem Kernkapital (RoCET1)
Kosteneffizienz: Positive Operating Leverage und 75-78% Cost-Income-Ratio
Wachstum: 10-15% Gewinnwachstum v.St. in Global Wealth Management (GWM)
Kapitalzuteilung: Bis zu einem Drittel Konzern-RWA und LRD in IB
Kapitalziele: ca. 13% harte Kernkapitalquote (CET1)
              ca. 3,7% CET1 Leverage Ratio

PRO MEMORIA:

DIVIDENDEN: Die UBS hat die Dividendenzahlung 2019 (0,73 USD pro Aktie) wegen der Coronakrise bzw. auf Geheiss der Finma in zwei hälftige Tranchen aufgeteilt. Die erste Hälfte wurde bereits als ordentliche Dividende bezahlt, für die zweite Hälfte wurde eine spezielle Dividendenreserve geschaffen. Über diese Spezialdividende sollen die Aktionäre nach der Publikation der Q3-Ergebnisse befinden. Das Management war von der Finma-Vorgabe zur Dividende allerdings wenig begeistert und betonte, dass die starke Kapital-, Liquiditäts- und Finanzierungsposition es der Bank erlauben würden, Kunden und Wirtschaft zu unterstützen und gleichzeitig die Dividende in voller Höhe auszuzahlen. Über die Dividenden der Grossbanken war mit Beginn der Coronakrise eine Debatte entbrannt, weil den Banken von der Finma gewisse Erleichterungen bei den Kapitalvorgaben gewährt wurden.

AKTIENRÜCKKAUF: Im Prinzip läuft noch immer ein dreijähriges Programm (2018 bis 2021) für einen Rückkauf über 2 Milliarden Franken über eine zweite Handelslinie; das Programm wurde allerdings mit Beginn des Corona-Lockdowns ausgesetzt. Insgesamt sind im Rahmen des Programms bereits Aktien für 1,9 Mrd. zurückgekauft, wobei der letzte Rückkauf vom 12. März stammt.

KAPITALQUOTEN: Die UBS will bekanntlich eine der am besten kapitalisierten Grossbanken der Welt sein. Per Ende März lag die Kernkapitalquote (CET1, vollständig umgesetzt) bei 12,8 Prozent und die entsprechende Leverage Ratio (Verschuldungsquote) bei 3,84 Prozent. Aufgrund des gestiegenen Kreditrisikos sind die risikogewichteten Aktiven der Bank im ersten Quartal gestiegen und die Kapitalquoten entsprechend gesunken. Die aktuellen Werte entsprechen aber weiterhin in etwa der UBS-eigenen Zielgrösse für die nächsten Jahre (siehe Rubrik ZIELE).

ALTLASTEN: Die UBS hat noch immer eine längere Liste von nicht abgeschlossenen Rechtsfällen, die zum Teil viele Jahre zurückreichen. Der wichtigste ist der Frankreich-Fall. Dort wurde die grösste Schweizer Bank bekanntlich im Februar 2019 von einem Pariser Gericht zu einer Rekordbusse von 3,5 Milliarden Euro verurteilt, zudem muss sie dem französischen Staat Schadenersatz in der Höhe von 800 Millionen Euro bezahlen. Im Prozess ging es um Geldwäsche und Beihilfe zu Steuerhinterziehung. Die Bank hat dagegen Rekurs angekündigt und verlangt für sich einen Freispruch.

Der Berufungsprozess hätte eigentlich im Juni über die Bühne gehen sollen, wurde aber wegen Corona auf kommenden März (8. bis 24.) verschoben. In diesem Zusammenhang ist auch ein im letzten September vom Kassationshof in Paris gefälltes Leiturteil von Interesse, wonach französische Gerichte Bussen wegen Steuerbetrug auf Basis der tatsächlich hinterzogenen Steuern berechnen sollen und nicht auf Basis der hinterzogenen Vermögen. Dieses Urteil des höchsten französischen Gerichts könnte für die UBS von grosser Bedeutung sein bzw. den Ausgang des Berufungsprozesses entscheidend beeinflussen.

Der Fall dürfte die UBS bis zu einem letztinstanzlichen Urteil vermutlich noch mehrere Jahre beschäftigen. Die diesbezüglichen Rückstellungen wurden von der UBS zuletzt mit 505 Millionen US-Dollar (450 Mio Euro) beziffert. Insgesamt hatte die UBS Ende März 2020 Rückstellungen für Rechtsfälle etc. von 2,00 Milliarden US-Dollar in ihren Büchern.

In den USA wartet die UBS zudem noch auf ein Urteil im Fall der sogenannten Ramsch-Hypotheken (RMBS-Papiere) aus der Zeit der Finanzkrise. Die US-Regierung hatte sich in ihrer Klage vom November 2018 nicht auf eine Entschädigungssumme festgelegt, allerdings erklärt, dass Investoren "viele Milliarden Dollar verloren haben". Es ist einer der letzten anhängigen Fälle dieser Art - zahlreiche grosse US-amerikanische und europäische Banken haben ähnliche Verfahren inzwischen beigelegt. Analysten rechnen auch hier mit möglichen Kosten für die UBS von mehreren Milliarden US-Dollar.

MANAGEMENT: Die UBS hat im Februar den Chef des niederländischen Geldhauses ING, Ralph Hamers, per 1. November zum Nachfolger von Sergio Ermotti als Konzernleiter ernannt. Er soll am 1. September als Mitglied der Konzernleitung zur UBS stossen. Ermotti seinerseits wurde vor ein paar Monaten in den Verwaltungsrat der Swiss Re gewählt und soll dort 2021 Präsident werden.

AKTIENKURS: Die UBS-Aktie kostet mit aktuell 11,34 Franken (Freitag 13 Uhr) rund 7 Prozent weniger als Ende 2019. Im Vergleich zur CS (-23%) steht sie damit deutlich besser da, im Vergleich zum SMI (-2%) aber klar schlechter. Das Jahreshoch kurz vor dem Corona-Crash war bei 13,28 Franken, das Jahrestief vom 16. März bei 7,002 Franken.

Homepage: www.ubs.com

jl/uh

(AWP)