"Die müssen auch mal etwas haben", pflegen die Zürcher gönnerhaft zu sagen, wenn eine andere Schweizer Stadt international im Mittelpunkt steht. Im Wissen, dass wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Highlights in der Regel in Zürich stattfinden.

Doch was in Basel diese Woche über die Bühne geht, das kann in dieser Ballung selbst Zürich nur äusserst selten toppen. Es ist ein Geschenk für jeden Stadtmarketing-Verantwortlichen. Und die Basler, bekannt für finanzielles "low profile", greifen für einmal auch tief in die Tasche.

Mit der grossen Kelle rührt etwa die Messe-Verwalterin MCH Group an. Eigens für die Eröffnungsfeier des neuen Hallenkomplex der Messe Basel wurde für Dienstagabend der US-Shootingstar Lana del Rey verpflichtet. Sie wird um 21 Uhr in der City Lounge für geladene Gäste einen Live-Auftritt geben. Lana del Rey ist in der Schweiz erst einmal aufgetreten: Am letztjährigen Jazz Festival in Montreux.

Bling-Bling-Messe am Donnerstag

Das Prunkstück der Messe Basel, von den Basler Stararchitekten Pierre de Meuron und Jacques Herzog entworfen, wurde im Februar nach 22 Monaten Bauzeit eröffnet. Gekostet hat der teuerste Messebau der Schweiz rund 430 Millionen Franken.

Am Donnerstag dann öffnet in diesem Messekomplex die Baselworld ihre Pforten, der weltweit bedeutendste Event der Uhren-und Schmuckbranche. Seit Anfang März dauern die Aufbauarbeiten für die Bling-Bling-Messe. 500 Millionen Franken sollen in den vergangenen sieben Wochen verbaut worden sein.

Die grossen Player breiten ihre Stände in der prestigeträchtigen Halle 1 aus. Sie präsentieren sich in diesem Jahr angesichts der grösseren Halle spektakulärer und in neuen Dimensionen. Allein Rolex soll für den Antransport des Standes 200 Sattelschlepper gebraucht haben.

Die Baselworld ist längst zu einer Lifestyle-Messe geworden, die 100'000 Besucher (Eintritt: 60 Franken) und 3500 Journalisten aus aller Welt anzieht. Die Messe soll eine Wertschöpfung von fast 700 Millionen Franken generieren.

Und ennet dem Rhein sitzt der Abramowitsch

Das ist ein Klacks für den russischen Multimilliardär Roman Abramowitsch, der am selben Donnerstag ein paar Kilometer weiter südlich im St. Jakob Park sitzt. Der Besitzer des Chelsea FC und drittreichster Russe schaut sich dann den Halbfinal seiner Truppe gegen den FC Basel in der Europa League an.

Das Spiel des FCB gegen den scheinbar übermächtigen Gegner wird in Dutzende Länder live übertragen. Das wird den Bekanntsheitsgrad der Stadt nicht bloss in Europa weiter erhöhen, sondern auch in Asien. Denn dort werden die Spiele englischer Spitzenklubs mit Akribie verfolgt.

Die Baselworld dauert bis zum 2. Mai, die meisten Händler werden dann fette Geschäfte gemacht haben und zufrieden aus Basel abreisen. An selben Tag tritt auch der FC Basel zum Halbfinal-Rückspiel an der Stamford Bridge in London an. Doch dass der FCB seine Schatulle mit einer Finalqualifikation weiter füllen kann, ist selbst für die grössten Lokalpatrioten unwahrscheinlich. Und für die Zürcher wäre dann die Welt wieder im Lot.