Der Energie- und Automationstechnikkonzern ABB veröffentlicht am Donnerstag, 3. Februar, die Zahlen zum Schlussquartal 2021. Zum AWP-Konsens haben insgesamt elf Analysten beigetragen. Im Schnitt erwarten Analysten einen Quartalsumsatz von 7,391 Milliarden Franken und eine operative EBITA-Marge von 13,2 Prozent.

In Marktkreisen wird für das vierte Quartal von ABB von einem anhaltend soliden Trend bei der Nachfrage und damit beim Auftragseingang ausgegangen. Allenfalls könnte die Geschäftseinheit Prozessautomation wegen der starken Vorjahresbasis ein leichtes Minus verzeichnet haben. Der Umsatz dürfte von den Problemen in den Lieferketten etwas gebremst worden sein, insbesondere in der Business Unit Robotik und Industrieautomation.

Saisonale Effekte und der Wegfall des Beitrags durch die verkaufte Dodge dürften die operative Gewinnmarge im Vergleich zum dritten Quartal etwas gedrückt haben. Der Verkauf der Division Mechanical Power Transmission (Dodge) hat dafür einen massiv höheren Reingewinn zur Folge. Dieser hat laut ABB einen Vorsteuergewinn von 2,2 Milliarden US-Dollar eingebracht, welcher im vierten Quartal verbucht wurde.

Mehr Wachstum und Rentabilität soll steigen

ABB will schneller wachsen als bisher. Im vergangenen Dezember hat das Unternehmen nebst einem ambitionierteren Wachstumsziel auch die Vorgaben für die Rentabilität etwas schärfer formuliert als bisher. Demnach strebt ABB ein jährliches Umsatzwachstum von durchschnittlich zwischen 4 und 7 Prozent auf vergleichbarer Basis an (bisher: 3-5%). Davon sollen 3 bis 5 Prozent aus eigener Kraft erreicht werden und 1 bis 2 Prozent über Akquisitionen.

ABB geht davon aus, fünf oder mehr kleine bis mittlere Akquisitionen jährlich zu tätigen. Finanziert werden sollen diese mit der "anhaltend starken Cashflow-Generierung".

Der angestrebte Wert für die operative EBITA-Marge liegt neu bei mindestens 15 Prozent, dies gilt aber erst ab dem Jahr 2023. Bisher galt für diese Marge ein Zielkorridor von 13 bis 16 Prozent, wobei es ebenfalls hiess, dass ab 2023 die Marge im oberen Bereich der Spanne liegen solle, also über 15 Prozent. Dieser Zielkorridor wurde am Kapitalmarkttag vom Dezember aber fallengelassen.

Mit Blick auf das Gesamtjahr 2021 wurde bereits im Oktober die Umsatzerwartung auf ein Plus von 6 bis 8 Prozent reduziert; zuvor waren es noch "knapp unter 10 Prozent". Das Wachstum werde gegen Jahresende durch Versorgungsengpässe beeinträchtigt, hiess es damals. Dagegen ging das Unternehmen unverändert von einer "starken" Verbesserung der EBITA-Marge aus.

ABB rechnete auch für das vierte Quartal mit einer angespannten Lieferkette, welche sich auf die Belieferung der Kunden auswirken werde. Der Umsatz dürfte gemäss den Prognosen im vierten Quartal auf vergleichbarer Basis in ähnlichem Umfang zunehmen wie im dritten. Die operative Marge (EBITA) dürfte derweil im Schlussquartal - ähnlich der Entwicklung in den Vorjahren - gegenüber dem Vorquartal zurückgehen.

Hinsichtlich der Erwartungen für das neue Geschäftsjahr 2022 sprach ABB im Dezember von einer weiterhin robusten Auftragssituation und der Erwartung einer positiven Marktdynamik.

Lieferketten-Problematik

Weiterhin gelte es Störungen in der Lieferkette zu bewältigen, warnte ABB im Dezember, welche die Kundenlieferungen wohl auch noch zu Beginn des neuen Jahres beeinflussen werden.

Unverändert im Gang sind die Vorbereitungen für die geplanten Devestitionen. So ist geplant, bis im Sommer 2022 die Division Turbocharging über ein Spin-off an die bestehenden Aktionäre oder einen Verkauf zu veräussern. Welcher Weg gewählt werde, hänge ausschliesslich davon ab, welcher die grösste Wertschöpfung verspreche. Ausserdem ist für das zweite Halbjahr 2022 die Veräusserung der Division Power Conversion vorgesehen.

Und die Division E-Mobility soll nach wie vor an die Börse gebracht werden. Die rechtliche Trennung von dieser Division soll im ersten Quartal 2022 abgeschlossen werden, bei günstigen Marktbedingungen könnte dann eine Kotierung an der Schweizer Börse im ersten Halbjahr 2022 angestrebt werden. ABB beabsichtigt weiterhin, eine Mehrheitsbeteiligung an E-Mobility zu behalten. Die Division E-Mobility wird in der kommenden Woche einen eigenen Investorentag durchführen.

ABB leiden zum Jahresstart wie der Gesamtmarkt unter Gewinnmitnahmen. Nach dem Plus von über 40 Prozent im Vorjahr verzeichnen die Aktien seit Jahresbeginn ein Minus von rund 8 Prozent.

(AWP)