Nun ist nächstes Jahr Schluss. Bulcke wird an der Generalversammlung 2026 nicht mehr zur Wiederwahl antreten - ein Jahr früher, als dies die Statuten maximal vorsehen.
Über den «vorzeitigen» Abgang kann man gewiss spekulieren. Denn in den letzten Jahren geriet der Hochseedampfer Nestlé arg ins Schlingern. Als Präsident verantwortete Bulcke - unsicher über die künftige strategische Ausrichtung des Konzerns - die überraschende und mutige Nominierung von Mark Schneider vom Konzernchef im Jahr 2018.
Doch Schneiders Annäherungen an das Pharmageschäft und Akquisitionen im Bereich neue Ernärungsgewohnheiten blieben weit hinter den Erwartungen zurück. Schneider liess Investoren nach überzogenen Wachstumsversprechen mit langen Gesichtern zurück. Nestlé geriet nicht bloss an der Börse in eine selten gesehene Krise.
Bulcke liess Schneider fallen - und installierte mit Laurent Freixe einen bewährten Nestlé-Mann als Chef. Seither hat sich Nestlé stabilisiert. Zurück bleibt die Bulcke-Niederlage mit dem CEO-Fehlgriff Schneider.
Nun wird der branchenferne Spanier Pablo Isla neuer Nestlé-Präsident. Es ist unüblich kein Nestlé-Veteran, der dieses Amt bekleiden wird. Zwar ist Isla seit 2018 Mitglied des Nestlé-Verwaltungsrats und seit letztem Jahr Vizepräsident. Er ist als langjähriger CEO und Präsident des Textil-Riesen und Zara-Betreibers Inditex ein Retail-Experte. Aber eine Food-Koryphäe ist er nicht.
Einen «Reset» oder einen grundlegenden Neustart wird die Isla-Nomination bei Nestlé nicht auslösen. Dagegen sprechen schon alleine die alten Seilschaften, die beim Konzern aus Vevey im Hintergrund immer mitspielen.
Paul Bulcke hält laut Geschäftsbericht hält über 1,5 Millionen Nestlé-Aktien im Wert von 129 Millionen Franken. Er wird kaum daran interessiert sein, dass sich dieser Wert durch gewagte Strategie-Experimente vermindert.