"Ich brauche keine Finanzplanung. Das ist sowieso nur etwas für Reiche mit Millionenvermögen." Meist aus mangelnder Kenntnis über die möglichen Fragestellungen behandeln Herr und Frau Schweizer ihre persönliche Finanz- und Vorsorgeplanung äusserst stiefmütterlich. Doch spätestens wenn man so ab Mitte Vierzig in die zweite Hälfte der Berufskarriere einmündet, stellen sich immer häufiger Fragen zur langfristigen, finanziellen Absicherung für sich und seine Familie. Ob dabei der Versicherungs- oder Bankberater, den man eben kennt, wirklich weiterhelfen kann und auch den geeigneten, unabhängigen Blick wahrt, muss meist angezweifelt werden. Besser ist es, sich einem Fachmann anzuvertrauen, der sich mit der gesamten Palette der Fragestellungen auskennt und der unabhängig von Produkteanbietern arbeitet.

Fragen, um die sich ein Finanzplaner kümmert

Eine seriöse Finanzplanung beginnt mit einer eingehenden Analyse der aktuellen Lebenssituation und den eigenen Bedürfnissen und Zielen. In einem persönlichen Erstgespräch versucht der Finanzplaner ähnlich wie ein Arzt, sich ein Bild vom Klienten zu verschaffen. Er fordert alle notwendigen Daten und Unterlagen dafür ein wie familiäre Angaben, Vermögenssituation, Versicherungspolicen,  Steuererklärung oder die Angaben zur Pensionskasse. Gestützt darauf erstellt er eine Ist-Situation. Entscheidend ist dabei, dass die einzelnen Disziplinen wie Budgetsituation, Anlage-beratung, Steuerfragen, Erbrecht, Vorsorgesituation und Wohneigentum gesamtheitlich mit ihren Wechselwirkungen betrachtet und zu einem Ganzen ineinander verwoben werden. Nur so lässt sich das persönliche Optimierungspotential erkennen. Welchen Optimierungsweg man wählt, hängt direkt von den zukünftigen Zielen und Bedürfnissen ab. Als Resultat hält der Kunde einen Kompass in der Hand der aufzeigt, wie sich seine finanziellen Lebensumstände entwickeln und ob sich seine Ziele und Wünsche zukünftig realisieren lassen. Der Weg dorthin ist mit konkreten Empfehlungen versehen.

Geld sparen bei der Umsetzung des Plans

Erst nach eingehender Besprechung der Ist-Situation und dieses Finanzplanes geht es in einem zweiten Schritt in die Umsetzungsphase, bei der geeignete Versicherungs- und Bankprodukte gekauft werden. Der Finanzplaner begleitet auch die Umsetzung und zeigt mit Produktvergleichen auf, wie Geld gespart werden kann. Der Finanzplan zeigt aber oft noch viel grundsätzlicheres Potential zum Geldsparen auf.

So können beispielsweise durch das Einrichten mehrerer Säule-3a-Konti und die geschickte Planung  eines zeitlich gestaffelten Bezugs der Gelder aus der zweiten und dritten Säule mehrere tausend Franken Steuern eingespart werden. Oder man erhält bei der Frage "Lebenslange Rente versus Kapitalbezug aus der beruflichen Vorsorge" eine gezielte Antwort, weil sie auf einer Berechnung der eigenen Lebens- und Steuerumständen beruht. Eine Fehlberatung durch einen unqualifizierten Berater kann einem in dieser entscheidenden Frage buchstäblich lebenslänglich teuer zu stehen kommen. Es gibt eine Reihe weiterer Themen, bei denen mit einer guten Finanzplanung Geld gespart oder Geld besser investiert werden kann, die das zu bezahlende Beratungshonorar oft mehr als kompensieren.

Themenfelder für eine Finanzplanung

Die nachfolgende Liste gibt einen Einblick in die breite Palette an Themenfeldern, die mit einer Finanzplanung verbunden sind (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

Budget und Liquidität

  • Wie hoch sind meine fixen und variablen Einnahmen und Ausgaben heute und zukünftig?
  • Wo habe ich Sparpotential?
  • Wie hoch soll meine Hypothek zukünftig sein?
  • Wann brauche ich zukünftig welche Geldbeträge?
  • Wann und von wo erhalte ich zukünftig meine Geldbeträge zum Leben?

Vorsorgeberatung

  • Mit wie viel Pensionskassenrente oder -kapital kann ich bei der Pensionierung rechnen?
  • Genügen die Renten aus der 1. und 2. Säule, um meinen Lebensstandard zu sichern?
  • Welche Möglichkeiten gibt es für ein zusätzliches, gesichertes Einkommen im Ruhestand?
  • Wie sieht meine Einkommenssituation im Invaliditätsfall aus?
  • Wird bei Invalidität meiner Frau oder Lebenspartnerin eine Rente oder ein Kapital bezahlt?
  • Was erhält mein Ehe- oder Konkubinatspartner im Falle meines Todes?
  • Ist meine Familie im Falle meines Todes genügend abgesichert?
  • Welche Steuern fallen für die Begünstigten bei den verschiedenen Versicherungen an?

Versicherungs- und Anlageberatung

  • Welches ist unter Berücksichtigung der Steuern meine Risikofähigkeit und -willigkeit?
  • Habe ich Potential für Direktanlagen oder eher Fonds?
  • Welcher Versicherungsschutz ist für welches Risiko notwendig?
  • Welche Versicherungsgesellschaft zahlt die besten Zinsen auf Einmaleinlagen?
  • Welches sind für meine Situation geeignete Fonds und Versicherungsprodukte?

Erbrechtliche Fragen

  • Brauche ich einen Ehevertrag oder ein Testament?
  • Wie kann ich meinen Partner über den Pflichtteil hinaus optimal begünstigen?
  • Wie regle ich meinen Nachlass möglichst steuergünstig?
  • Wen setze ich für die Teilung meines Nachlasses ein?

Wichtig ist die Erkenntnis, dass eine vollständige Finanzplanung die Fähigkeit bedingt, verschiedenste Disziplinen zu einem stimmigen Ganzen zu verknüpfen. Dafür sind eine spezielle Ausbildung und viel Erfahrung erforderlich. Nachstehende Tabelle gibt Tipps, worauf man bei der Wahl eines geeigneten Finanzberaters besonders achten sollte.

Qualitätssicherung bei der Auswahl eines Finanzplaners
Geschützte Titel: Finanzplaner kann sich jeder nennen. Es gibt jedoch Lehrgänge und Titel, die zumindest auf eine seriöse Ausbildung und deshalb eine gewisse Qualität des Beraters schliessen lassen wie Eidg. dipl. Finanzplanungsexperte (höchste Stufe), dipl. Financial Consultant NDS FH, Finanzplaner mit eidgenössischem Fachausweis oder die für alle geregelten Abschlüsse mögliche Zertifizierung zum Certified Financial Planner. 
Anbieter-unabhängige Produkteauswahl: Unabhängige Finanzplaner sind keiner Bank oder Versicherung verpflichtet und können geeignete Produkte nach den Bedürfnissen der Kunden im Markt selektieren.
Kosten für eine Finanzplanung: Was nichts kostet, ist nicht viel wert. Vertrauenswürdige Finanzplaner arbeiten auf Honorarbasis. Die Stundenansätze variieren üblicherweise je nach Vergütungskonzept zwischen 150 bis 250 Franken. Das Erstgespräch ist gratis. Darauf folgt eine detaillierte Offerte mit Kostendach und genauer Angabe, was man als Gegenwert erhält. Ein einfacher Finanzplan, der in ein paar Stunden erstellt ist, kostet ein paar hundert Franken. Komplexere Fälle, bei denen beispielsweise steuerliche und rechtliche Nachfolgeplanungen vorzunehmen sind, können auch mehrere tausend Franken kosten.
Offenlegung von Provisionen: Eine Gratisberatung, die durch Provisionen der angebotenen Produkte finanziert wird, ist wenig seriös. Provisionen und Kommissionen werden dem Kunden in jedem Fall offengelegt oder vergütet, damit er den "Gesamtpreis" für seine Beratung kennt.
Geeigneten Beratungspartner finden: Auf der Internetseite des Finanzplaner-Verbands lässt sich eine Namensliste möglicher Berater erstellen (ohne Qualitätsgewähr), die verschiedene Berufsbilder umfasst.
Mund zu Mund Propaganda: Bei Freunden und Bekannten nach geeigneten Beratern nachzufragen, mit welchen sie gute Erfahrungen gemacht haben, ist sicherlich nie verkehrt.
Qualitätsstandards für Finanzplaner: Der Finanzplaner-Verband Schweiz hat für seine Mitglieder Standesregeln entwickelt. Ob jemand Mitglied im Finanzplaner-Verband Schweiz ist, lässt sich auf der Verbands-Homepage durch Eingabe des Namens überprüfen.