Manchmal geht Geld verdienen ganz einfach. Wer zwischen Mitte Juli und Mitte August seine Euro-Reserven unberührt liegen liess, konnte sich über einen Gewinn von 5 Prozent freuen – gerechnet in Schweizer Franken. Ein schöner kleiner Ferienbatzen ohne einen Finger gerührt zu haben.

Wie brutal die Märkte aber genauso sein können, zeigte sich ein halbes Jahr zuvor. Als die Schweizerische Nationalbank (SNB) am 15. Januar 2015 die fixe Anbindung zum Euro aufgab, rasselte der Euro-Franken-Kurs innert Sekunden von 1,20 bis auf 0,86. Der Devisenhandel spielte derart verrückt, dass viele Handelsaufträge erst mit Verzögerung ausgeführt wurden. Dann pendelte sich der Kurs während langer Zeit bei 1,04 ein und steht mittlerweile an der Grenze zu 1,10. Viele Privatanleger haben in diesen Turbulenzen Geld verloren. 

Diese zwei Beispiele zeigen, wie unruhig und schnelllebig der Devisenmarkt sein kann. Zudem ist er in mehrfacher Hinsicht ein Spezialfall. Währungen sind unbestritten der umsatzstärkste Finanzmarkt der Welt, pro Tag werden rund 5,3 Billionen Dollar umgesetzt, wie Zahlen der Bank für Internationalen Zahlungsverkehr aus dem Jahr 2013 zeigen. Zum Vergleich: Am gesamten US-Aktienmarkt wird täglich nur 1 Prozent dieses Kapitals täglich bewegt.

Zwei weitere Punkte: Gehandelt werden Devisen meistens nicht über die herkömmlichen Börsenbetreiber, sondern über ausserbörsliche Plattformen. Dabei agieren die Marktteilnehmer über ein globales Netzwerk. Dazu gehören: die Weltbank, der Internationale Währungsfonds (IWF), die Notenbanken, Banken, Fonds, Versicherungen und Konzerne bis hin zu Privatpersonen.

Die Zeitverschiebung bringt es mit sich, dass der Devisenhandel zwischen Sonntagnacht und Freitagnacht rund um die Uhr stattfinden kann. Devisen stellen somit "eine willkommene Alternative" dar, wie Rüdiger Born zu cash sagt. Er leitet unter anderem Trading-Seminare und ist Handelschef der Vermögensverwaltung Born Stahlberg und Partner. Gerade in unruhigen Börsenzeiten, wie zuletzt während den China-Wochen, können Forex-Investments eine willkommene Diversifikation bieten.

Doch wenn sich Anleger zum ersten Mal in diesem Markt bewegen, müssen sie einige Grundregeln unbedingt beachten. cash hat sich bei Experten erkundigt:

1) Erfahrung sammeln, nicht Geld verdienen

Für den Devisenhandel gelten dieselben Grundregeln wie für den Aktienhandel. "Anfänger müssen das Rad also nicht neu erfinden", sagt Trader Born. Das heisst: Man eignet sich zu Beginn ein Basiswissen an. Andreas Wirz vergleicht das mit der Theorieprüfung für das Autofahren. Der Devisen-Profi ist für den Vermögensverwalter Betterment tätig und wurde 2014 Weltmeister der Forex-Händler. Zudem muss man sich Regeln auferlegen: Wieviel Geld investiere ich (siehe unten), wann steige ich ein, wann steige ich aus?

Anfänglich geht es nicht darum, Geld zu verdienen, sondern Erfahrung zu sammeln. Dementsprechend gehört regelmässiges Üben für jeden Währungsanfänger dazu. Wirz empfiehlt dazu einen Demo-Account, den die meisten Forex-Anbieter zur Verfügung stellen. Auch wenn der Gewinn nur fünf Franken beträgt, ist am Anfang des Lernprozesses "die Stetigkeit des Erfolgs wichtiger als das absolute Ausmass", sagt Born. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass man zu den Verlierern gehört, ist gross. Laut Daten der Anlegerschutzorganisation NASAA verlieren 87,5 Prozent der Anleger mehr Geld als sie gewinnen.

2) Mit kleinen Summen anfangen

Wie bei jeder Anlageklasse darf auch beim Handel mit Devisen immer nur ein kleiner Teil des gesamten Vermögens eingesetzt werden. Laut Börsenpsychologen muss der Verlust dieses "Spielgeldes" mental verkraftbar sein. Denn sonst wird die Angst vor Verlusten zu gross und es kommt zu irrationalen Handlungen. Des Weiteren werden Verluste in der Regel stärker wahrgenommen als Gewinne. Für Andreas Wirz ist das ein Hauptgrund für erfolgloses Traden: "Positionen werden im Verlust nicht oder zu spät geschlossen, im Gewinn jedoch zu früh."

Hier kommen wieder die oben genannten Regeln wieder ins Spiel. Werden diese konsequent umgesetzt, entsteht gar kein Interpretationsspielraum. "Die Überzeugung für das zuvor erarbeitete Regelwerk und die definierten Ein- und Ausstiege stellt dabei eine wichtige Säule dar", sagt Forex-Weltmeister Wirz. Dazu gehört auch nicht allzu häufiges Handeln. Denn jeder Trade kostet Geld, weil Kommissionen anfallen.

3) Vorsicht bei der Broker-Wahl

Der Devisenhandel findet nicht über die Börsen statt, sondern über spezielle Anbieter im Forex-Bereich. Entscheidend ist dabei, wie dieser funktioniert.  "Bei der Wahl des Brokers ist die Frage wichtig: Verdient der Broker, wenn ich Verlust mache?", so Rüdiger Born. Für weniger geübte Händler ist es ideal, wenn der Broker nur an den Trading-Gebühren verdient. Für Profis gibt es eine Reihe weiterer Strukturen, die ihre Vor- und Nachteile haben.

Herauszufinden, welches Modell ein Handelsplatz verfolgt, ist nicht ganz einfach. Am besten informiert man sich gut, wie die Situation im persönlichen Fall aussieht und vergleicht die Anbieter.

4) Nachrichtenstrom beobachten

Der 24-Stunden-Devisenhandel erlaubt auch ein "Feierabend-Trading". Doch Schwankungen bei Währungspaaren können von einer Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden: (Geo)-politische oder konjunkturelle Veränderungen genauso wie geldpolitische Massnahmen oder Naturkatastrophen. Deshalb ist ein breiter Informationsstand für alles Marktteilnehmer von Vorteil.

Eine Rolle spielt auch, für welche Analyse-Variante man sich entscheidet. Andreas Wirz unterscheidet deren drei: fundamental, verhaltensökonomisch oder technisch. Die technische und die verhaltensökonomische Analyse komme häufig beim "Day Trading" zum Einsatz, wo fundamentale Rahmenbedingungen weniger von Belang seien. Je länger jedoch der Investitionszeitraum, desto mehr Einflussfaktoren spielen eine Rolle.

5) Wahl des Hebels

Weil die Währungsschwankungen in der Regel sehr klein sind, ist die Anwendung von Hebeln stark verbreitet. Dabei wird mit wesentlich mehr Kapital spekuliert als ursprünglich eingesetzt wurde. Die Hebel reichen von 1:25 bis zu 1:300, wobei sie je nach Anbieter und Kontostand variieren. Einsteigern empfiehlt sich ein kleiner Hebel.

Als Lehrbeispiel eignet sich der zurückliegende 15. Januar sehr gut. Weil viele Marktteilnehmer an die Stabilität des Euro-Franken-Kurses geglaubt hatten, verwendeten sie Hebel-Produkte von 1:100 oder mehr. Als der Franken dann stark aufwertete, verloren viele mehr als das eingesetzte Kapital. Das führt viele Experten dazu, von Währungen abzuraten, die sich nicht frei bewegen können. Dazu gehört beispielsweise auch die dänische Krone.