Die Negativzinsen der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die den Franken unattraktiver und damit schwächer machen sollen und die seit dem 22. Januar bei -0,75 Prozent liegen, setzen den Pensionskassen zu. Ohne eine ansprechende Rendite auf ihren Anlagen sind sie nicht in der Lage, den Versicherten dauerhaft Renten und Versicherungsguthaben auszuzahlen.

Viele Vorsorgeeinrichtungen kämpfen mit der Unterdeckung, und in einer solchen Situation kamen die Negativzinsen besonders ungelegen. Vergeblich haben sie nach dem Januar-Entscheid der Nationalbank lobbyiert, von der Massnahme ausgenommen zu werden.

So wurden schnell ungewöhnliche Massnahmen diskutiert: In der Verzweiflung könnten Pensionskassen das Geld in bar aufbewahren, so dass der SNB-Negativzins nicht Jahr für Jahr 0,75 Prozent wegfrisst. Auf Bargeld zahlt man keine Negativzinsen. Aber haben die Pensionskassen wirklich zu diesem Mittel gegriffen? Sitzen sie nun auf Hunderten Millionen in Tausendernoten, versteckt in Safes und unterirdischen Anlagen?

Kosten und Governance

Beim Pensionskassenverband ASIP winkt man ab. Einzelne Pensionskassen prüften zwar die Möglichkeit, das Geld ihrer Versicherten vor dem Zugriff der Nationalbank zu schützen, sagt ASIP-Direktor Hans Peter Konrad im Gespräch mit cash. Es sei schliesslich legitim, dass Pensionskassen im gesetzlichen Rahmen alle Möglichkeiten ins Auge fassten, um Negativzinsen auf liquiden Mitteln im Interesse der Versicherten zu vermeiden. "Wir gehen aber nicht davon aus, dass viele Pensionskassen Bargeld horten werden", fügt Konrad an.

Einer der Gründe dafür sind die Kosten. Der Transport von Geldnoten ist aufwendig und teuer. Ausserdem müssen die Barbestände versichert werden, und auch die Aufbewahrung muss gewissen Regeln folgen.

Auch die praktischen Probleme einer Bargeldhortung sind nicht zu unterschätzen, wie Hans Jürgen Wolter, Partner bei dem Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen EY betont. Zuständigkeiten müssten geregelt werden: "Wer hat dann Zugriff auf das Geld im Tresorraum? An solche Probleme dachte man vermutlich zu wenig, als vor einem halben Jahr die Idee mit der Bargeldhaltung erstmals diskutiert wurde", sagt Wolter zu cash. Es stellten sich auch Fragen der Verfügbarkeit. "Wie soll der Zahlungsverkehr abgewickelt werden? Einen 'Zahltag per Couvert' gibt es seit Jahrzehnten nicht mehr."

Die SNB und viele Banken sähen es natürlich nicht gerne, wenn die Vorsorgeeinrichtungen ins Bargeld gingen. Laut dem Pensionskassenverband ASIP gibt es indessen keine rechtlichen Hürden für die Bargeldhaltung. Den Weg versperren dürften sie laut ASIP-Direktor Konrad nicht: "Sollten die Abklärungen ergeben, dass die Bargeldhortung insgesamt zielführender ist als Negativzinsen zu akzeptieren, sollte eine solche Massnahme durch die Banken und die SNB nicht verunmöglicht werden. Unseres Erachtens besteht dafür keine Rechtsgrundlage."

Alternativen sind gefragt

Alternativen zur Bargeldhortung beschäftigen die PK daher stark, auch nicht erst seit dem SNB-Negativzins-Entscheid, denn die Zinsen sind ja schon länger sehr tief. Die Erhöhung der Immobilien- und Aktienquote sind laut ASIP mögliche Lösungen. Weil wiederum das Angebot an renditeträchtigen Immobilien beschränkt ist, sind Aktien wohl – trotz erwarteter US-Zinswende – weiterhin sehr attraktiv für die Vorsorgemanager.

Laut Pensionskassenexperte Wolter suchen die Vorsorgenrichtungen aber noch weiter: "Pensionskassen überlegen sich andere Wege, die Negativzinsen zu umgehen. Dank Freibeträgen ist es unter Umständen möglich, durch das Verteilen des Geldes auf mehrere Banken die Negativzinsen zu vermeiden." Pensionskassen griffen auch zu Geldmarkt-Substituten, die zwar ein Kreditrisiko bärgen, aber noch positive Renditen lieferten.

Wenn eine Kasse das nötige Know-How hat, prüft sie auch unorthodoxe Mittel auf der Suche nach Rendite, wie Wolter weiter berichtet: "Natürlich sind Aktien, Immobilien und alternative Anlagen ein Thema. Neuerdings wird auch 'infrastructure debt' diskutiert, diese anspruchsvolle Anlagestrategie ist aber noch ein kleiner Markt." Dabei handelt es sich um einen festverzinslichen Aspekt von Infrastruktur-Assets, mit der sich vor allem erfahrene institutionelle Anleger vornehmlich in englischsprachigen Ländern beschäftigen.