Angetrieben durch die Inflation respektive deren Folge, der Geldpolitik der Notenbanken, sind die Hypothekarzinsen in der Schweiz 2022 deutlich gestiegen. Das durchschnittliche Zinsniveau liegt derzeit um rund 1,4 Prozentpunkte höher als im Dezember 2021.

Relativ sicher sind im Moment noch jene, die Hypotheken auf Basis des Bankenrefererenzzinses Saron halten. Allerdings dürfte der Zins der Saron-Hypothek steigen, wenn die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Leitzinsen ins Plus hebt - möglicherweise schon nächsten September (cash.ch berichtete). Für den Moment unbehelligt ist auch, wer eine länger laufende Festhypothek noch lange nicht erneuern muss. Unter Druck sind aber jene, die eine Hypothek aufnehmen wollen oder demnächst beispielsweise eine fünf- oder zehnjährige Festhypothek erneuern müssen. 

Wie schränken Zinskosten die finanzielle Lage ein?

Ein Zins von 3 statt 1,5 Prozent für eine zehnjährige Festhypothek macht bei 600'000 Franken 9000 Franken mehr Zinskosten im Jahr aus. Das ist schon einmal mehr als der Jahres-Höchstbetrag für die Säule 3a von 6883 Franken. Die naheliegendste Folge der steigenden Hypothekarzinsen für die persönliche Finanzplanung ist, dass Geld in die Bedienung der Zinslasten fliesst und potentiell nicht mehr fürs Sparen zur Verfügung steht.

Deswegen ist es wichtig, sich die Wahl einer Hypothek genau zu überlegen: Die Wahl zwischen Fest- und oder Saron-Hypothek genauso wie die Laufzeiten respektive wie Frage, in welcher Form eine Hypothek erneuert werden kann. In einer guten Planung können die Zinskosten auch bei steigenden Zinsen optimiert werden. 

Wegen der Möglichkeit höherer Zinskosten stellt sich aber auch die Frage von Puffern. Banken berechnen die Tragbarkeit von Hypotheken bei 5 Prozent. Wer einen so hohen Zins nicht verkraften würde, sollte gemäss der reinen Lehre auch keine Hypothek erhalten haben. In den vergangenen Jahren, bei sehr tiefen Hypothekarzinsen, liess sich durch die relativ niedrigen Kosten für einen Hauskredit viel Geld sparen. Wer diese Beträge allerdings verkonsumiert hat, kann wegen höheren Hypothekarzinsen nun verstärkt die Sparziele verpassen. 

Soll man Hypotheken nun schneller amortisieren?

Die Zinslast reduziert sich, wenn ein Teil der Hypothek amortisiert wird. Die steigenden Zinsen dürften bei manchen Hypothekarkundinnen und -kunden zur Überlegung führen, rascher abzuzahlen. Bei der Amortisation geht es darum, eine Balance zwischen reduzierten Zinskosten, steuerlicher Abzugsfähigkeit der Hypothek und den Erträgen aus den Finanzanlagen im übrigen Vermögen zu finden. 

Laut Adrian Wenger, Hypothekenexperte beim VZ-Hypothekenzentrum, hat sich 2022 die Lage durchaus verändert. "Direkte Amortisationen haben sich vor allem für jene gelohnt, die Geld nicht anlegen. Denn auf dem Konto hat es bisher keinen Zins mehr gegeben." Nun werde die Situation schwieriger, weil es bald wieder mehr Zins auf den Konto geben dürfte, gleichzeitig aber die Aussichten am Finanzmarkt eingetrübt sein. "Wer mit Anlagen aber gute Renditen erzielen kann, ist tendenziell weniger gehalten, die Hypothek besonders stark zu amortisieren." 

Nur wegen des Steuervorteils nicht zu amortisieren, wird generell nicht empfohlen, sagt Finanzplaner Gabor Gaspar von der ATG Allfinanz & Treuhand Group: "Der Steuervorteil kompensiert die Zinskosten nur teilweise." Bei einem tiefen Hypothekarzins habe man so etwas wie einen "Pfeil im Köcher", den man bei Bedarf abschiessen könne, indem man amortisiere. 

Dazu müsse aber natürlich auch angespartes Vermögen vorhanden sein. "Wenn der Hypothekarzins zwischen 3 und 5 Prozent liegt, sollte man eine teilweise Rückzahlung der Hypothek ins Auge fassen, um zu vermeiden, dass allenfalls die Kosten explodieren. Letztlich ist dies aber eine Frage des Abwägens."

Was ist, wenn man für die Hypothek Säule-3a-Vermögen einsetzt?

Um die mindestens 20 Prozent Eigenkapital für eine Hypothek zu erreichen, dürften Gelder aus dem Vorsorgevehikel Säule 3a vorbezogen werden. Möglich es auch, einen Teil Hypothek über die Säule 3a abzubezahlen - die so genannte indirekte Amortisation. Beim hypothekenfinanzierenden Finanzunternehmen wird im Sinne eines Pfands ein Säule-3a-Konto eingerichtet, in das Geld einbezahlt wird und über das periodisch ein Teil der Hypothek getilgt werden kann. Wie beim herkömmlichen Säule-3a-Sparen sorgen die Einzahlungen für tiefere Steuern. 

In der Säule 3a können Gelder eingezahlt und als Sparguthaben verzinst werden, sie können aber auch angelegt werden. Sowohl 3a-Zinssparen als auch 3-Wertschriftensparen sind von den steigenden Zinsen tangiert. "Zahlt man einen Teil der Hypothek über die Säule 3a ab, sollte es idealerweise so sein, dass die Rendite der Säule 3a und der Hypothekarzins etwa gleich hoch sind. Dies war in den vergangenen Jahren aber nur mit der Säule-3a-Wertschriftenlösung möglich, weil einfache Säule-3a-Sparkonten kaum Zins hergaben", sagt Hypothekenexperte Wenger. 

Jetzt, wo die Finanzmärkte nicht mehr so performen würden wie in den vergangenen Jahren, sei das Erzielen einer entsprechenden Rendite beim Anlagesparen zumindest aus der Momentbetrachtung heraus schwieriger geworden. Den grössten Vorteil in der indirekten Amortisation sieht Wenger aber im Steuervorteil: "Es ist weiterhin ratsam, die Säule 3a kontinuierlich zu füllen und bei Beträgen von rund 50'000 oder 60'000 Franken das Geld zu beziehen und damit die Hypothek abzubezahlen." 

Wie ist es, wenn Pensionskassen-Geld für die Hypothek verwendet wird? 

Für das Eigenkapital und Abbezahlen von Hypotheken können Mittel aus der dritten Säule, aber auch aus der zweiten Säule, sprich der Pensionskasse, verwendet werden. Der Bezug von Pensionkassengeld führt aber zu einer tieferen Rente. Zu beachten ist auch, dass die Pensionskasse auch eine Versicherung ist. Beim Bezug von Säule-3a-Gelder sind hingegen keine Versicherungsleistungen tangiert.

In die Pensionskasse einbezahlen mit dem Ziel, diese Mittel dann zum Amortisieren der Hypothek zu verwenden, ist für Menschen ab etwa 50 Jahren eine Möglichhkeit zur Verbesserung der finanziellen Lage. Finanzplaner Gaspar sagt dazu: "Der Einkauf dient nicht nur der Optimierung des Alterskapitals, sondern vor allem auch der steuerlichen Optimierung."

Die Entscheidung werde vielfach davon abhängig gemacht, ob sich ein Einkauf steuerlich lohne. Bei höheren Hypothekarzinsen könne es durchaus sein, dass man ihretwegen steuerlich mehr abziehen könne und die Steuerlast dann bereits auf diese Weise sinke: "Dann ergibt ein Pensionskassen-Einkauf unter dem steuerlichen Aspekt nicht mehr gleichviel her."  

Was ist für den Pensionierungszeitpunkt wichtig? 

Nach der Pensionierung ändert sich die Tragbarkeit der Hypothek. Die Annahme dahinter ist, dass im Alter weniger Einkommen bezogen wird als während des Berufslebens. Aus diesem Grund ist es üblich, dass durch Amortisationen die Belehnung eines Hauses oder einer Eigentumswohnung bis zum Rentenalter auf 65 Prozent reduziert wird. Es soll verhindert werden, dass die Tragbarkeit nicht mehr erfüllt und im Extremfall ein Eigenheim zwangsverkauft wird. 

Höhere Kosten, weil die Hypotheken steigen, betreffen potentiell auch die finanzielle Situation bei der Pensionierung. Eine seriöse und langfristige Planung behält diesen Umstand aber im Auge. So kann sichergestellt werden, dass man nach der Pensionierung ein Dach über dem Kopf wie auch genügend finanzielle Mittel hat.