Im Alltag, bei grösseren Ausgaben, in der Vorsorge oder beim Anlegen in Wertpapiere: Menschen haben in aller Regel ungefähre Vorstellungen, wie sie mit ihrem Geld umgehen und wie sie es einteilen respektive investieren sollen. Wissenschaftler versuchen, dahinter klarere Strukturen zu sehen. Dabei stiessen sie auf die Erkenntnis, dass Menschen, die mit ihrem Geld möglichst produktiv umgehen wollen, so genannte "mentale Konten" anlegen.

Je klarer man seine Bedürfnisse kennt, desto besser kann man Einkommen und Vermögen einteilen. Die Bedürfnisse mögen also verscheiden sein, aber grundsätzlich führt jede und jeder im weiteren Sinn mentale Konten, wenn es um das eigene Geld geht.

Die Aufgabe ist es dann, aus mentalen Konten physische Konten zu machen. Die persönlichen Hintergründe sind extrem unterschiedlich, und die Klarheit, wie Geld zu organisieren ist, dürfte bei den meisten mit steigendem Alter grösser werden. Was aber laut der US-Bank J.P. Morgan allen gemein ist: Der Zeitpunkt, über die Verteilung von Geld für diese verschiedenen Zwecke nachzudenken, ist jetzt.

In einem Blogbeitrag gliedern die Vermögensexperten von J.P. Morgan diese mentalen Konten in vier mögliche "Körbe" und nennen Anlageklassen und Strategien, die sich in diesem Zusammenhang eignen:

1. Liquidität oder Cash

"Ich habe immer Geld in der Höhe von ein paar Monatslöhnen auf dem Konto parat", hört man oft. Oder: "Man muss immer einigermassen liquid sein" - beispielsweise, wenn man in der Krankenkasse eine hohe Franchise hat. Das mentale Konto Liquidität dient dazu, sich finanziell sicher zu fühlen: Ein psychologisches Grundbedürfnis.

Zum Thema Liquidität gehören vor allem Bargeldguthaben. Auch kurzfristig angelegtes Geld, etwa in kurzlaufenden Obligationen, kann zum Liquiditäts-Konto gezählt werden. Der Liquiditätsgedanke spielt aber auch eine wichtige Rolle für jene, die anlegen. Wer Geld in den Finanzmarkt investiert hat, will nicht wegen eines unvorhergesehenen Ereignisses Wertpapiere zum möglicherweise falschen Zeitpunkt abstossen müssen. Oder dann: Es soll Geld vorhanden sein, um bei einer guten Anlagegelegenheit zugreifen zu können.

2. Lebensstil          

Beim "Lifestyle Bucket", wie J.P. Morgan es nennt, denken viele an eine Art Schliessfach, mit sicheren Beträgen für die Einhaltung gewisser Vorstellungen eines Lebensstandards. Darunter verstehen viele nicht nur Ferienwünsche, Einrichtungsstile oder Konsumartikel, sondern auch die Notwendigkeit, für das Alter vorzusorgen oder Geld für die Weiterbildung oder die Ausbildung von Kindern zurückzulegen.

Für das "Lifestyle"-Konto eignen sich nicht nur Barbeträge, sondern auch Investments in Aktien oder Obligationen, genauso wie alternative Anlagen, wie J.P. Morgan schreibt. In der Schweiz gehört in diese Kategorie auch die private Vorsorge mit der wichtigen dritten Säule im Zentrum. Möglich ist dabei reines Sparen oder auch ein systematisches Aktiensparen. 

3. Erhalten und Weitergeben

Bei Liquidität und Lebensstil geht es um Geld, das im Lauf des Lebens verwendet werden soll. Manche denken aber auch daran, Geld vererben oder Geld wohltätig einsetzen zu können. Dies ist nun einer der Körbe, die nicht für alle Menschen wichtig ist: Ein Viertel aller Kunden, die J.P. Morgan zu diesem Thema befragte, denkt nicht in dieser Kategorie.

Wer im Sinne von "Erhalten und Weitervererben" über seinen eigenen Bedarf an Geld hinausdenkt, wird Lebensversicherungsprodukte, Stiftungen oder Sachwerte wie Kunstgegenstände als Anlageobjekte ins Auge fassen. Auch Immobilien erfüllen diese Funktion. Im Schweizer Vorsorgesystem wählen viele den Kapitalbezug aus der zweiten Säule als Möglichkeit, einen Teil des Altersguthabens weiterzuvererben. 

4. Wachstum

Mittel für Liquidität, Lebensstil und weiterzugebende Vermögenswerte sind Mittel, die in der Zeit verbraucht werden. Geld hingegen, dass dezidiert Wachstum bescheren soll, soll auch künftigen Generationen nützen. Den Punkt "Wachstum" bedenken wohl nur sehr vermögende Menschen. Family Offices oder Unternehmensnachfolge helfen ihnen dabei, die Vorstellung von generationenübergreifendem Werterhalt zu verwirklichen.

Bei "Wachstum" schliesslich wird aggressiver und auch mit mehr Gewicht auf Risikoassets angelegt als anderswo. Im Zentrum stehen Privatmarktinvestitionen, Aktienstrategien und Hedgefonds, aber auch Unternehmensbeteiligungen oder Immobilien. Im Sinne von "levered investments" werden auch Kredite verwendet, mit dem Ziel, Investitionen zu optimieren - klar eine "Königsklasse" im Investmentwesen, das primär sehr reichen Menschen offensteht.