Obligationen aus Schwellenländern sind eine Anlagekategorie, die verstärkt in den Fokus von Anlegern rückt. Nicht ohne Grund, wie ein genauerer Blick auf die langfristigen Trends bestätigt. Emerging Market Bonds sind auf gutem Weg, sich als wichtige Anlageklasse zu etablieren. Der jüngste Kurseinbruch bildet eine gute Einstiegsgelegenheit, vom langfristigen Potential zu profitieren.

Wertsteigerung durch bessere Anlagequalität

Schwellenländeranleihen werden immer sicherer, was am besten bei der Entwicklung der Staatsverschuldung abzulesen ist. Während die G7-Staaten Kanada, USA, Deutschland, Frankreich, Italien, Grossbritannien und Japan auf die grösste je erreichte Schuldenlast in Friedenszeiten zusteuern, haben die Schwellenländer ihre Finanzen im Griff. Gemäss Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) steigen die Schuldenquoten der Emerging Markets Länder in den kommenden Jahren selbst im schlechtesten Szenario nicht über 40% im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt (BIP). Damit öffnet sich die Schere zu den G7-Staaten markant. Deren Schuldenlasten steigen aufgrund notwendiger Konjunkturprogramme, weiterem Bankensupport und  Steuerausfällen je nach Szenario auf 120% bis 150% des BIP. Zudem erarbeiten Schwellenländer im Gegensatz zu den G7 auch regelmässig Haushaltsüberschüsse. Mittlerweile halten diese Staaten 80 Prozent der weltweit verfügbaren Devisenreserven und sind zum globalen Gläubiger aufgestiegen.

Das hat Folgen für die Einschätzung der Kreditqualität und damit der Preise der Anleihen. So befinden sich die Ratings dieser Staaten in einem anhaltenden Aufwärtstrend. Viele Schwellenländer besitzen bereits eine gute Investmentqualität (siehe Liste im Kasten). Gleichzeitig ist der finanzielle Ausblick für die meisten G7-Staaten negativ. Anleger erhalten im Markt jedoch mit Schwellenländeranleihen bis heute mehr Zins für bessere Finanzaussichten. Und nebenbei werten sich auch die Lokalwährungen langsam aber sicher auf. Dieser Risikoaufschlag wird sich mittelfristig nicht mehr rechtfertigen lassen. Dies lässt sich auch an den historischen Ausfallraten der Anleihen messen, die nicht mehr wesentlich höher sind als beispielsweise im US-Markt. Im Endeffekt werden sich Emerging Market Bonds preislich weiter aufwerten.

Nachfrage übertrifft Angebot bei weitem

Da sich mittlerweile ein qualitativ gutes, stabiles Anlageuniversum gebildet hat, schichten auch Pensionskassen vermehrt in Emerging Market Bonds um. Dieser Prozess steht aber immer noch am Anfang. So halten US-Pensionskassen bisher nur 4% ihres Bondportfolios in Schwellenländern, obwohl bereits 10% des weltweit ausstehenden Investment Grade Bondvolumens von Schuldnern dieser Länder stammt.  Der IWF hat in seinem Global Financial Stability Report 2010 errechnet, dass eine Umschichtung von lediglich 1 Prozent aller weltweit verfügbaren, institutionellen Vermögenswerte ein Anlagevolumen von rund 500 Mrd. USD in die Emerging Markets in Bewegung setzt. Wenn davon nur 10 Prozent in Obligationen fliessen, absorbiert dies schnell die gesamten, verfügbaren Neuemissionen.  Gemäss JP Morgan liegt der Nettoneugeldzufluss im laufenden Jahr zwischen 50 bis 70 Mrd. USD, nachdem er vergangenes Jahr gar 100 Mrd. USD erreicht hatte. Dieser Zufluss trifft gleichzeitig auf ein begrenztes Neuemissionsvolumen, da die Staaten gar nicht so viel Geld benötigen. Gemäss Emissionskalender sind für die zweite Jahreshälfte 2013 nur noch rund 20 Mrd. USD an Neuemissionen der Emerging Market Staaten geplant. Solange die Nachfrage das Angebot derart klar übertrifft, werden die Preise von Schwellenländeranleihen längerfristig steigen.

Unternehmensanleihen profitieren besonders

Unternehmensanleihen profitieren im Gleichschritt von den besseren Ratingaussichten ihrer Staaten. Wie nachfolgender Vergleich zu US-Anleihen zeigt, erzielt man als Anleger immer noch einen bedeutenden Mehrwert, wenn man in Emerging Markets Unternehmensanleihen investiert:

Investment Grade Index Unternehmensanleihen - Vergleich Emerging Markets versus USA

Kriterium

Schwellenländer-Anleihen

(JPM CEMBI Index)

US-Anleihen

(JPM JULI Index)

Durchschnittliches Rating (Moody’s/S&P)

A3 / A-

A3 / A-

Anzahl Anleihen

575

4‘727

Anzahl Emittenten

230

949

Rendite auf Verfall

3.90 %

3.50 %

Renditeaufschlag (Spreads) zu US-Treasuries

2.40 %

1.50 %

Quelle: JP Morgan, Mai 2013

Für gleichwertige Kreditqualität (Rating A3 /A) erhält man eine um 0.40% höhere Rendite auf Verfall, was sich auch am deutlich höheren Renditeaufschlag von 2.40% zu US-Treasuries ablesen lässt. Auch diese Risikoprämien werden sich zukünftig weiter verkleinern.

Privatanleger investieren am einfachsten über spezialisierte Schwellenländerfonds in Obligationen, von denen es eine grosse Anzahl gibt. Diese stellen einen diversifizierten Portfoliomix aus Staats- und Unternehmensanleihen zusammen. Die Währung ist meist der Dollar, was man als Schweizer Anleger als zusätzlichen Wertschwankungsfaktor berücksichtigen muss. Nachstehend sind vier Fonds aufgeführt, die über einen langfristig guten Erfolgsausweis verfügen.

Global investierende Emerging Markets Anleihenfonds (in Hartwährung)

Valor

Fondsname

Währung

Morningstar Rating 5 J.

Fondsvermögen

3289518

MFS Meridian Funds Emerging Markets Debt

USD

*****

4‘800 Mio. USD

11932363

ING (L) Renta Fund Emerging Markets Debt

USD

*****

1‘630 Mio. USD

2509332

Threadneedle Emerging Market Bond

USD

*****

1‘485 Mio. USD

1226013

Pictet-Global Emerging Debt

USD

*****

5‘810 Mio. USD

Quelle: Cash Fondsguide, 20.6.2013

Kreditratings von Emerging Markets Staaten
Folgende Schwellenländer verfügen heute über eine gute Anlagequalität (Investment Grade Rating, d.h. BBB+ oder besser), die meisten davon mit einem positiven Ausblick für weiter steigende Ratings:
Hong Kong, China, Singapur, Malaysia, Taiwan, Bahrain, Kuwait, Saudi Arabien, Israel, Südkorea, Thailand, Indien, Brasilien, Peru, Mexiko, Chile, Panama, Tunesien, Marokko, Qatar, Südafrika, Polen, Russland, Bulgarien, Kroatien, Slowenien, Slowakei, Litauen, Lettland, Tschechien, Kazakhstan