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Bei den Banken und ihren Strategen gelten Aktien aus der Schweiz als das Mass aller Dinge. Erst kürzlich bezeichnete die Credit Suisse den Schweizer Aktienmarkt als "Herzstück eines jeden Aktienportefeuilles" – und das nicht bloss aus reinem Patriotismus. Sie schätze die defensiven Qualitäten der drei Schwergewichte aus dem Swiss Market Index (SMI), so hielt die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken weiter fest.

Ähnlich ertönte es bisweilen aus den Bürofluren von Kepler Cheuvreux. Auch Chefstratege Christopher Potts und seine Abteilungskollegen räumten nicht nur den Aktien aus der Nahrungsmittel- und der Pharmaindustrie, sondern auch dem Schweizer Aktienmarkt ein überdurchschnittlich grosses Gewicht in ihren Kundenportefeuilles ein.

Doch damit ist nun überraschend Schluss. Die für Kepler Cheuvreux tätigen Strategen stufen sowohl die Pharma- als auch die Nahrungsmittelaktien von "Overweight" auf "Neutral" herunter. Dass sie auch die Gewichtung des Schweizer Aktienmarktes auf "Neutral" zurückschrauben, scheint da nur konsequent. Im Gegenzug werden die Aktien aus dem Industrie- sowie aus dem Versicherungsbereich von "Underweight" auf "Neutral" heraufgestuft.

Der SMI mit Dividenden-Korrektur hat einen beachtlichen Teil seiner Verluste wieder wettgemacht (Quelle: www.cash.ch)

Potts und seine Mitstreiter trauen den europäischen Aktienmärkten eine kurze aber kräftige Aufholjagd zu, angeführt von zurückgebliebenen Titelsegmenten. Die defensiven Qualitätsaktien aus der Nahrungsmittel- und der Pharmaindustrie hätten ihre Pflicht erfüllt, so begründen die Strategen ihre neuen Branchenpräferenzen.

Und auch der Schweizer Aktienmarkt bekommt sein Fett weg. Denn geht es nach den Strategen von Kepler Cheuvreux, sitzen andere Banken bis über beide Ohren auf Aktien aus der Schweiz. Das ist nicht eben ungefährlich, sollten diese Gelder eines schönen Tages wieder abfliessen.

In diese Richtung gehende Beobachtungen liessen sich ja bekanntlich schon letzte Woche machen. Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne dürften sich daran zurückerinnern, dass ich am vergangenen Freitag folgendes schrieb:

...und...

Einmal mehr können sich die mächtigen angloamerikanischen Grossinvestoren gemütlich zurücklehnen und zuschauen, wie die hiesige Lokalprominenz ihre Aktienportefeuilles neu ausrichtet. Diese Grossinvestoren haben ihre Branchenpräferenzen schon vor Wochen grundlegenden Veränderungen unterzogen und den Champagner bereits kühlgestellt.

Für gewöhnlich werden die Karten alle drei Monate rund um den grossen Derivatverfall – auch "Quadruple Witching" genannt – neu gemischt. Das wäre nun eigentlich erst für den dritten Freitag im Juni zu erwarten. Doch auch an der Börse gilt öfters mal: Die Ausnahme bestätigt die Regel. Mal schauen, ob sich dieser Trend weiter an Breite gewinnt.

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Seit sich Veraison beim hochverschuldeten Backwarenhersteller Aryzta eingenistet hat, überschlagen sich die Ereignisse. Dabei stösst der für seine aktive Einflussnahme bei Unternehmen berüchtigte Vermögensverwalter auf überraschend wenig Widerstand. Man könnte schon fast behaupten, dass er offene Türen eintritt.

Wer etwas genauer hinschaute, ahnte schon Ende April, dass etwas im Busch sein dürfte. Damals musste sich die UBS als Grossaktionärin mit etwas mehr als 5 Prozent der Stimmen zu erkennen geben. Kurz zuvor meldete die Deutsche Bank eine Beteiligung in Höhe von gut 3 Prozent.

Der Einstieg von Veraison verleiht den Aryzta-Aktien kräftig Auftrieb (Quelle: www.cash.ch)

Hielt die UBS Ende April noch 2,36 Prozent der Stimmen in Form von Aktien, waren es zuletzt noch 1,61 Prozent. Allerdings hält die grösste Schweizer Bank noch immer 5,33 Prozent am Backwarenhersteller. Die Differenz entfällt der Offenlegungsmeldung zufolge auf Finanzinstrumente.

Offiziell stuft man die Aktien bloss mit "Neutral" ein. Das 12-Monats-Kursziel lautet seit dem gestrigen Dienstag noch 0,65 (zuvor 0,95) Franken. Das führt zwangsläufig zur Frage, ob und welche Rolle die Grossbank bei der Belagerung Aryztas durch die Aktionärsgruppe um Veraison und Cobas spielt...

 

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