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Am vergangenen Donnerstag berichtete ich, dass die Fondsmanager der UBS bei Meyer Burger wacker Aktien zugekauft hätten. Gegenüber der SIX Swiss Exchange musste sich die Grossbank nur deshalb zu erkennen geben, weil dadurch der Stimmenanteil am Solarunternehmen über sämtliche Fonds hinweg über den meldepflichtigen Schwellenwert von 3 Prozent gestiegen war.

Nicht genug, dass die Fondsmanager die Beteiligung über den Kopf des hauseigenen Analysten Bosco Ojeda hinweg erhöhten. Letzterer stuft die Valoren nämlich "bloss" mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 61 Rappen ein. Dass sie just an dem Tag Aktien zukauften, an welchem der für die Tochter Credit Suisse tätige Chefanalyst Patrick Laager seiner Verkaufsempfehlung noch einmal Nachdruck verlieh, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

Allerdings dürfen die Freude über die jüngsten Kursgewinne bei den Fondsmanagern der UBS gross sein. Alleine am Donnerstag ging es für die Valoren von Meyer Burger um knapp 9 Prozent nach oben.

Impulse gingen einerseits von einem Kommentar der Handelsblatt-Kollegen aus, wonach sich eine deutliche Antwort Deutschlands auf den "Inflation Reduction Act" Washingtons abzeichnet. Angeblich will die Bundesregierung in einem ersten Schritt ein Interessensbekundungsverfahren einleiten, um herauszufinden, welche Unternehmen ihre Produktionskapazitäten auf- oder ausbauen wollen. In einem weiteren Schritt sollen dann im Zuge eines Bieterverfahrens Zuschüsse verteilt werden. Seit dem späten Freitag ist das nun sogar offiziell.

Höhenflug der Aktien von Meyer Burger in den letzten Tagen (Quelle: www.cash.ch)

Dass im Artikel auch Meyer-Burger-Chef Gunter Erfurt zu Wort kam, dürfte letztendlich der Funke gewesen sein, der das Kursfeuerwerk zündete. Andererseits gab es Berichte aus dem hiesigen Handel, wonach am Donnerstagmorgen ein mehrtägiger Verkaufsauftrag abgeschlossen werden konnte. Dieser dürfte sich als trendverstärkend erwiesen haben.

Für die Leerverkäufer könnte das Kursfeuerwerk vom Donnerstag nur ein kleiner Vorgeschmack auf das sein, was noch kommen könnte. Im Wissen, dass nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Brüssel Fördergelder gesprochen werden könnten, verspricht es ungemütlich zu werden. Und selbst vom "Inflation Reduction Act" Washingtons sollte sich Meyer Burger ein ansehnliches Stück des Kuchens abschneiden können.

Zur Erinnerung: Der Beratungsfirma S&P Global Market Intelligence zufolge liefen Ende Mai an der Börse Wetten im Umfang von mehr als 19 Prozent aller ausstehenden Aktien gegen das Solarunternehmen. Das ist – selbst die im Zusammenhang mit Absicherungstransaktionen seitens einiger Wandelanleihen-Gläubiger stehenden Leerverkaufsbestände abgezogen – eine klare Ansage...

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Die britische Barclays räumt zwar ein, dass sich die UBS bei der Übernahme der Credit Suisse äusserst gute Konditionen ausgehandelt hat. Zuversichtlich für die Aktien der Grossbank ist der zuständige Analyst Amit Goel allerdings auch weiterhin nicht. Nicht nur, dass er diese wie bis anhin mit "Underweight" einstuft, was einer Verkaufsempfehlung gleichkommt. Der Analyst reduziert das Kursziel neuerdings sogar leicht auf 16 (zuvor 16,50) Franken.

Goel glaubt, dass die Grossbank mit einer Abspaltung der Universalbank Schweiz der Credit Suisse einen entscheidenden Fehler begehen würde. Vielmehr spricht er sich für eine Verschmelzung mit dem eigenen Geschäft aus. Doch selbst die Synergien im Umfang von 10 bis 30 Prozent des für 2025 erwarteten Vorsteuergewinns hält der Barclays-Analyst für eingepreist. Deshalb auch seine Verkaufsempfehlung.

Kursentwicklung der UBS-Aktien seit Januar (Quelle: www.cash.ch)

Beidem widerspricht sein für die Zürcher Kantonalbank tätige Berufskollege Michael Klien mit Vehemenz. Er preist die Aktien der UBS mit "Übergewichten" und einem rechnerischen fairen Wert von 19,30 Franken zum Kauf an. Schon für 2026 sei wieder mit einer Eigenkapitalrendite von mehr als 10 Prozent zu rechnen, wie der Analyst schreibt. Dass die Valoren momentan bloss mit dem 0,6-fachen des nächstjährigen Buchwerts gehandelt werden, erachtet er als nicht gerechtfertigt.

Dass zu den UBS-Aktien momentan die unterschiedlichsten Einschätzungen eingehen, kommt nicht von ungefähr. Ich verglich die Credit-Suisse-Übernahme kürzlich mit dem Kauf einer Wundertüte am Kiosk. Was genau man sich da angelacht hat, zeigt sich erst nach dem Öffnen.

Wichtige Erkenntnisse erhoffe ich mir von der Veröffentlichung der Zweitquartalszahlen von Ende August. Bis dahin dürfte jedoch noch viel Wasser die Limmat hinunterfliessen.

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