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Aktienempfehlungen - Börsenwoche im Schnelldurchlauf

Bekannter Anlagestratege: Banken geben bislang nur einen Bruchteil des Zinsanstiegs an die Kunden weiter

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche unter anderem: Bekannter Anlagestratege findet klare Worte, Novartis-Schub für den SMI - Und: Läuft da in Washington eine Kampagne gegen UBS und Credit Suisse?

31.03.2023   11:54
Von cash Insider
Quelle: pixabay.com

Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

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Für den Schweizer Aktienmarkt ging es in den letzten Tagen steil nach oben. Trotz weiteren – wenn auch kleineren - Dividendenabgängen zeichnet sich beim Swiss Market Index (SMI) ein respektabler Wochengewinn von rund 400 Punkten oder knapp 4 Prozent ab.

Nicht weniger als 225 Punkte steuerte das Schwergewicht Novartis bei. Allen Unkenrufen zum Trotz kann die Studie zum Brustkrebsmedikament Kisqali dank überzeugenden Zwischenergebnissen vorzeitig beendet werden. Viele Analysten hatten eigentlich schon nicht mehr mit einem vorzeitigen Ende gerechnet. Umso grösser war am frühen Montagmorgen dann aber die Überraschung.

Für Michael Leuchten von der UBS – ein Veteran unter den Pharmaanalysten – erscheinen die als ambitioniert verschrienen Mittelfristziele der Basler nun plötzlich doch erreichbar. Zur Erinnerung: Novartis selber strebt bis Ende 2027 ein jährliches Umsatzwachstum von mindestens vier Prozent an, was über dem durchschnittlichen Wachstum der Branche läge.

Für seinen Berufskollegen Emmanuel Papadakis von der Deutschen Bank ist dies Grund genug, um bei der im September 2021 ausgesprochenen Verkaufsempfehlung die Reissleine zu ziehen. Er geht von "Sell" auf "Hold" und veranschlagt neuerdings ein Kursziel von 80 (zuvor 70) Franken für die Aktien.

Kursentwicklung der Novartis-Aktien in den letzten Tagen (Quelle: www.cash.ch)

Geradezu vor Zuversicht strotzt der für die Bank of America tätige Pharmaanalyst Graham Parry – auch er ein Veteran. Parry traut dem Krebsmittel Kisqali in der Spitze gar einen Jahresumsatz von 11 Milliarden Dollar zu, was weit über den durchschnittlichen Schätzungen anderer Berufskollegen von 3 Milliarden Dollar liegt. Diese Diskrepanz spiegelt sich auch in der Kaufempfehlung sowie im Kursziel von 104 Franken wider.

Wie mir aus den Handelsräumen hiesiger Banken berichtet wird, erwischte die Novartis-Hausse nicht eben wenige Marktakteure auf dem falschen Fuss.

Apropos Novartis: Der bekannte Charttechnikexperte Mensur Pocinci von der Bank Julius Bär nimmt das Indexschwergewicht bei Kursen von rund 83 Franken wieder in sein "Swiss Equities Portfolio" auf. Doch damit nicht genug. Er geht auch beim SMI von "Neutral" auf "Bullish", da das Börsenbarometer mittlerweile wieder über dem gleitenden 200-Tage-Durchschnitt bei 10'930 Punkten notiert. Keine zwei Wochen ist es her, dass Pocinci sein Anlageurteil auf "Neutral" zurückgenommen hatte.

Eigentlich veranstaltet der Experte beim SMI schon seit den ersten Januar-Tagen ein ziemlich wildes Hin und Her. Wie pflegte die verstorbene Börsenlegende André Kostolany doch stets zu sagen: Hin und her macht Taschen leer. Zumindest die des Anlegers.

Aus dem SMI sind neben den Neuzugängen Novartis und Sonova auch noch jene von Richemont, ABB, Holcim, Lonza und Swiss Life im Musterportefeuille zu finden.

Kommen wir nun aber auf ein Strategiepapier aus dem Investment Banking der Credit Suisse zu sprechen. Darin findet Chefdenker Andrew Garthwaite klare Worte, wenn es um das momentane Geschäftsgebaren von Banken geht. Seinen Berechnungen zufolge haben die europäischen Banken bisher bloss 11 Prozent des Zinsanstiegs über bessere Konditionen an ihre Einlagekunden weitergegeben. Zum Vergleich: In Grossbritannien und in Übersee bekamen die Kunden wenigstens um die 30 Prozent des Zinsanstiegs weitergereicht. Die Zurückhaltung der Banken überrascht nicht, ist die Rechnung doch denkbar einfach: Je länger sie zuwarten, desto üppiger füllt sich ihre Kasse. Gerade in Europa müsse diese Quote endlich steigen, stellt Garthwaite deshalb unmissverständlich klar.

Es macht beinahe den Anschein, als ob viele Bankkunden nach Jahren der Negativzinsen verlernt hätten, für ihre Einlagen wieder etwas zu verlangen. Einmal mehr zeigt sich, welch ein Unding Negativzinsen rückblickend eigentlich waren.

Bleiben wir noch bei den Banken: Die mediale Bühne gehört denn auch weiterhin den beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse. Seit dem frühen Mittwochmorgen ist bekannt, dass der langjährige UBS-Chef Sergio Ermotti zurückkehren und Ralph Hamers an der Spitze des künftigen Bankenkolosses ablösen wird.

Mich überrascht diese Rochade nicht, war Ermotti angeblich doch für den Chefsessel vorgesehen, hätte die Credit Suisse verstaatlicht werden müssen. Meines Erachtens bringt der gebürtige Tessiner genau jenen "Rucksack" mit, den es für diese Herkules-Aufgabe braucht: Er kann auf einen geradezu beeindruckenden Leistungsausweis vergangener Tage zurückgreifen, ist gut vernetzt und verfügt über einen ausgezeichneten Ruf - und das weit über unsere Landesgrenzen hinaus. Ausserdem kennt er die UBS wie kaum ein anderer. Lange Rede, kurzer Sinn: Man kann den Verwaltungsrat nur dazu beglückwünschen, dass er Ermotti zurückgeholt hat.

Dass die Börse am Mittwoch eher mit angezogener Handbremse auf die Rückkehr Ermottis reagierte, mag damit zu tun haben, dass der Nachrichtensender CNBC gleichentags mit einem exklusiven Bericht aufwartete, wonach die Credit Suisse auch nach dem milliardenschweren Vergleich von 2014 Beihilfe zur Steuerhinterziehung geleistet und somit die damalige Vereinbarung verletzt habe. Dabei stützt sich der Nachrichtensender angeblich auf einen Bericht eines Senatsausschusses ab.

Nur wenige Tage zuvor berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg zudem von einer angeblichen Untersuchung des amerikanischen Justizministeriums gegen die beiden Grossbanken. Ihnen werden nichts Geringeres als Verstösse gegen die Russland-Sanktionen zur Last gelegt.

Mir fehlt ehrlich gesagt der Glaube, diese gezielten Nadelstiche aus Übersee so kurz nach der Credit-Suisse-Übernahme durch die UBS als Zufall abzutun. Vielmehr frage ich mich, ob da nicht sogar gewisse politische Kreise in Washington die Heirat der beiden Grossbanken zu torpedieren versuchen. Mich würde brennend interessieren, wie man in der UBS-Chefetage über diese mediale Schlammschlacht aus Übersee denkt. Unter vorgehaltener Hand natürlich, versteht sich...

Kommen wir zum Schluss auf die VAT Group zu sprechen. Der Vakuumventilhersteller aus dem Rheintal ist eine Erfolgsgeschichte, die an der Schweizer Börse ihresgleichen sucht. Allerdings sorgt der zyklusbedingte Abschwung in der Halbleiterindustrie momentan gerade für eine kleinere Auftragsflaute beim Vorzeigeunternehmen.

 

Kursentwicklung der Aktien der VAT Group seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Doch auch das hält die Berenberg Bank nicht davon ab, die Aktien in einer Unternehmensstudie mit einem atemberaubend hohen Kursziel von 405 (zuvor 305) Franken von "Hold" auf "Buy" heraufzustufen. Die Studie stammt – wie könnte es anders sein – aus der Feder von Marta Bruska. Die Analystin ist geradezu berüchtigt für ihre extremen Kursziele.

Bruska geht für die nächsten Jahre von einem jährlichen Umsatzwachstum von 18 Prozent und einem Gewinnwachstum von sogar 22 Prozent aus. Diese Prognosen bewegen sich im Rahmen der firmeneigenen Mittelfristziele.

Doch nun warnt ihr Berufskollege Jörn Iffert von der UBS vor einer sich abzeichnenden Zahlenenttäuschung. Nach Abklärungen in den Absatzkanälen der VAT Group rechnet er mit einem sequenziellen Auftragseinbruch um 34 Prozent auf 165 Millionen Franken. Das wiederum läge weit unter den durchschnittlich erwarteten 210 Millionen Franken.

Anders als die Berenberg-Analystin sieht Iffert bei den Gewinnerwartungen für die kommenden zwei Jahre nicht Raum für Erhöhungen, sondern vielmehr für Kürzungen. Mit seinen eigenen Annahmen befindet er sich um bis zu 18 Prozent unter den Schätzungen des Marktes. Dennoch hält auch er an seiner Kaufempfehlung fest, obwohl das 12-Monats-Kursziel mit 305 Franken unter den zuletzt bezahlten Kursen liegt.

Die Nachforschungen Ifferts in den Absatzmärkten der von ihm mitverfolgten Unternehmen sind schon beinahe legendär. So hatte er beispielsweise bei Logitech kurz vor dem Investorentag frühzeitig vor zu hohen Markterwartungen und einer möglichen Enttäuschung gewarnt. Gestern Donnerstag ging ausserbörslich ein grösserer VAT-Block mit einem Marktwert von fast 37 Millionen Franken um. Angeblich "to sell". Womöglich sogar in diesem Zusammenhang...

Nächste Woche heisst es feiertagsbedingt schon am Donnerstag wieder: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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2 Kommentare

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anuswiss

Die Amis hatten doch nach dem Steuervergleich für Jahre einen Aufpasser bei der CS am Paradeplatz platziert. Wenn sie jetzt behaupten die CS hätte auch nach dem Vergleich weiterhin Amerikaner beim steuerhinterziehen geholfen, dann verlieren die USA genauso an Glaubwürdigkeit wie die CS Oberen. Wäre es nicht an der Zeit, die Zuständigen Aemter in Bern würden aus dem Dornröschenschlaf erwachen, und in Washington DC intervenieren.

derrückbauer

Nach der Uebernahme der CS durch die UBS wird der Kapitaltransfers von Europa nach USA noch einfacher. Der übrigens seit Jahrzehnten läuft.

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