Elektronische Patientendossiers, eRezept oder Telemedizin – diese Begriffe sind nicht bloss Medizinern, sondern mittlerweile auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Denn Corona hat Begriffe aus der Welt des Gesundsheitswesens noch geläufiger gemacht. Und auch im Alltag sind digitale Gesundheitsanwendungen weitaus häufiger in Gebrauch als noch vor der Pandemie. Noch nie wurden zum Beispiel soviele Gesundheits-Apps installiert wie seit Anfang 2020.
Die Pandemie hat aber auch schonungslos die Mängel der Digitalisierung des Gesundheitswesens aufgedeckt. Vor allem beim Austausch zwischen Ärzten und anderen Gesundheitseinrichtungen gebe es dringenden Nachholbedarf, stellte etwa der erste e-Health-Monitor der Unternehmensberatung McKinsey im November 2020 für Deutschland fest. Corona wirke aber wie ein Katalysator auf den Digitalisierungsprozess: Allein die Nutzung von Telemedizin sei um den Faktor 900 gestiegen, schreibt McKinsey im zweiten Monitor im November 2021. Die Gesundheitssysteme vieler industrialisierter Länder stehen somit erst am Anfang der Digitalisierung.
«eHealth» (der Begriff fasst alle elektronischen Gesundheitsdienste zusammen) wird daher eines der Themen sein, welche für Anlegerinnen und Anlegern in den nächsten Jahren am interessantesten ist. Es wird erwartet, dass erhebliche Investionenen in den Gesundheitsbereich fliessen.
Anlageprodukte zum Thema Digitalisierung des Gesundheitswesens
Nicht wenige Unternehmen sind seit Jahren im Bereich der Digitalisierung des Gesundheitswesens tätig. Anlegerinnen und Anleger, welche den Trend früh erkannt haben, konnten bereits von der Entwicklung der entsprechenden Aktien profitieren. Es gibt mittlerweile auch etliche Anlageprodukte dazu. Die Zürcher Kantonalbank zum Beispiel hat in ihrem Tracker-Zertifikat "ZKB Global eHealth Aktienbasket" 23 Aktien zusammengefasst, welche von den Investitionen in digitale Innovationen im Gesundheitssektor profitieren.
Im Basket, in welchem die Aktien jeweils mit 4,35 Prozent gewichtet sind an an dessen Wertentwicklung Anlegerinnen und Anleger direkt partizipieren, findet sich auch Europas grösste Online-Apotheke Zur Rose aus Frauenfeld TG. Zur Rose will ebenso vor allem in Deutschland expanieren wie Konkurrentin Shop Apotheke. Diese Aktie ist ebenfalls im ZKB-Basket enthalten. Hintergrund: In Deutschland werden elektronische Medikamentenrezepte per 1. Januar 2022 verbindlich eingeführt, wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) kürzlich bestätigte. Bislang wird erst ein Bruchteil im deutschen Medikamenten-Markt mit rezeptpflichtigen Medikamenten umgesetzt. Das Potenzial in diesem Gebiet ist entsprechend gross.
Die Aktie von Zur Rose hat laut Angaben von cash.ch in diesem Jahr über 20 Prozent gewonnen, mit Blick auf die letzten drei Jahre ist die Kursentwicklung noch viel deutlicher (siehe Grafik unten). Derzeit notiert die Akti bei rund 340 Franken. Die US-Investmentbank Jefferies hat laut Bloomberg ein Kursziel von 571 Franken und hat ein "Kauf"-Rating auf der Aktie von Zur Rose.
Kursentwicklung der Aktie von Zur Rose in den letzten drei Jahren (Quelle: cash.ch).
Im Zertifikat "ZKB Global eHealth Aktienbasket" befindet sich auch das US-Unternehmen Thermo Fisher, dessen Aktie an der New York Stock Exchange kotiert ist. Die Aktie hat sich laut Angaben von cash.ch in den letzten drei Jahren im Wert verdreifacht (siehe Grafik unten).
Thermo Fisher versorgt Biotech- und Pharmaunternehmen mit Analyseinstrumenten und Laborprodukten. Zu den Produkten gehören etwa analytische Geräte wie Blutanalysesysteme für Allergie- und Autoimmunerkrankungen.
Kursentwicklung der Aktie von Thermo Fisher in den letzten drei Jahren (Quelle: cash.ch).
Auch der deutsche Diagnostikkonzern Qiagen befindet sich im "ZKB Global eHealth Aktienbasket". Qiagen hatte sich im letzten Jahr gegen eine Übernahme durch Thermo Fisher zur Wehr gesetzt. Anfang November veröffentlichte Qiagen die Drittquartalszahlen, die Erwartungen des Marktes wurden dabei übertroffen. Qiagen erhöhte dabei auch die Jahresziele bei Umsatz und Gewinn. Qiagen mit Sitz in Hilden bei Düsseldorf ist im Herbst 2021 zum ersten Mal Mitglied des deutschen Leitindex Dax geworden.
Zwar gilt Qiagen wegen seiner Corona-Tests als so genannter "Krisengewinner." Das Management will den Schwerpunkt aber vermehrt auf Produktgruppen ohne Covid-19-Bezug setzen, darunter den Tuberkulosetest Quantiferon und Diagnostikgeräte. Hier soll das künftige Wachstum in Zeiten nach Corona liegen. Zuletzt stieg die Qiagen-Aktie auf den höchsten Stand seit 2000, nachdem Bloomberg berichtet hatte, dass Qiagen ein Zusammengehen mit dem französischen Konkurrenten Biomerieux auslote.
Kursentwicklung der Aktie von Qiagen in den letzten drei Jahren (Quelle: cash.ch).