Wie ist der aktuelle Stand bei Elektrofahrzeugen?  

Elektrofahrzeuge fahren statt mit dem traditionellen Verbrennungsmotor mit einem Hybrid- oder Vollelektromotor, der oft von Bordakkus oder Wasserstoff-Brennstoffzellen angetrieben wird. Elektrofahrzeuge haben verschiedene Vorteile gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, darunter günstigere Kraftstoffpreise, niedrigere Wartungskosten und weniger Luftverschmutzung.  

Derzeit sind Elektrofahrzeuge noch teurer als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, aber viele Analysten glauben, dass sich das in den nächsten zehn Jahren ändern wird, da die Batteriekosten weiterhin schnell sinken. Im Jahr 2021 ergaben Forschungsergebnisse, dass die Kosten für Batterien seit ihrer ersten kommerziellen Einführung im Jahr 1991 um 97 % gesunken sind.1  Der Kostenrückgang ist auf Prozessverbesserungen und Skalierungseffekte zurückzuführen, so dass die Kosten von Elektrofahrzeugen nicht mehr so viel höher sind als die Kosten von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.  

Wenn Elektrofahrzeuge günstiger zu kaufen und zu betreiben sind als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor werden Verbraucher natürlicherweise Elektromodelle vorziehen. Staatliche Anreize und Vorschriften tragen bereits dazu bei, diese Lücke zu schliessen. In Europa haben fast alle EU-Mitgliedstaaten irgendeine Form von Anreizen, einschliesslich Kaufprämien, Steuervorteile oder Gebührenanreizen. Frankreich und Norwegen bieten die grosszügigsten Anreize für eine breitere Einführung von Elektrofahrzeugen.2 In Frankreich gibt es einen „Ökobonus“ von bis zu 6’000€ für Käufer von Elektrofahrzeugen mit einem zusätzlichen Verschrottungsbonus von bis zu 5’000€ für ältere Diesel- und Benzinfahrzeuge. Der staatliche Ökobonus umfasst in Frankreich auch die Befreiung von der Zulassungs- und Kfz-Steuer sowie eine reduzierte Dienstwagensteuer von nur 20€ pro Jahr. Fahrern von Elektrofahrzeugen dürfen in einigen Gemeinden bis zu zwei Stunden kostenlos parken und erhalten eine Steuergutschrift in Höhe von 30% auf häusliche Ladestationen.3   

Abgesehen von der wirtschaftlichen Entscheidung, ein Elektrofahrzeug zu kaufen, müssen die Verbraucher die „Reichweitenangst“ überwinden, d. h. die Befürchtung, dass sie mit einer Akkuladung nicht so weit wie mit einer Tankfüllung fahren können. Da sich die Akkuleistung immer weiter verbessert und die Ladenetze wachsen, wird diese Angst wahrscheinlich im Laufe der Zeit nachlassen. In den letzten zehn Jahren ist die mediane Reichweite von Elektrofahrzeugen um 56% gestiegen, und bestimmte Modelle können jetzt mit einer einzigen Ladung deutlich mehr als 450 Kilometer fahren.    

Derzeit stellen Elektrofahrzeuge nur einen kleinen Teil des gesamten Automobilmarkts dar, was zeigt, dass es sich um eine Technologie handelt, die erst am Anfang ihrer Annahmekurve steht. Trotz relativ geringer Zahlen ist der Umsatz jedoch gestiegen. In Europa ist das Wachstum bei Elektrofahrzeugen bedeutend. Im Jahr 2019 stieg der Umsatz um 44 %, der höchste Anstieg seit 2016.4 Im ersten Quartal 2020 stieg die Elektrofahrzeug-Durchdringungsrate in Europa auf 7,5 %, und neun der zehn wichtigsten Märkte für Elektrofahrzeuge befinden sich in Europa.5  Zum ersten Mal seit 2015 hat der Umsatz von Elektrofahrzeugen in Europa den Umsatz in China übertroffen.6 

Wie ist der aktuelle Stand bei autonomen Fahrzeugen?  

Der Begriff «Autonome Fahrzeuge» umfasst eine Vielzahl von Fahrzeugen, einschliesslich Personenkraftwagen, Lastkraftwagen und Drohnen, die auf künstliche Intelligenz angewiesen sind und zum Betrieb mehr oder weniger menschlichen Input brauchen. Durch die Berechnung von Milliarden von Datenpunkten pro Sekunde aus einer Reihe von Sensoren, Kameras und Radarsystemen können autonome Fahrzeuge die Strasse praktisch „sehen“ und auf sich ändernde Bedingungen reagieren oder Hindernisse überwinden.  

Die Fähigkeit eines autonomen Fahrzeugs, ohne menschlichen Input zu funktionieren, hängt von seiner Komplexität ab, wie unten beschrieben.7   

  • Stufe 1 (Fahrerassistenz): Der Fahrer kontrolliert die meisten Fahrfunktionen, aber unter bestimmten Bedingungen kann das Fahrzeug die Geschwindigkeit des Tempomats anpassen oder in einer Fahrspur bleiben.  
  • Stufe 2 (Teilautomatisierung): Das Fahrzeug kann sowohl beschleunigen bzw. verzögern als auch grundlegende Lenkfunktionen übernehmen. Der Fahrer ist immer noch dafür verantwortlich, die Navigation zu steuern, z. B. das Verlassen einer Autobahn, den Spurwechsel oder das Abbiegen in eine andere Strasse.  
  • Stufe 3 (Bedingte Automatisierung): Das Auto kann die Fahrumgebung überwachen sowie beschleunigen, abbiegen oder bremsen, erwartet aber bei entsprechenden Warnungen menschliches Eingreifen.  
  • Stufe 4 (Hochautomatisierung): Das Auto kann alle Fahraspekte steuern und unter bestimmten Bedingungen ohne Eingreifen eines Menschen fahren.  
  • Stufe 5 (Vollautomatisierung): Das Auto ist vollständig autonom und erfordert keinen menschlichen Input, um unter allen Fahrverhältnissen zu funktionieren.  

Das hohe Ziel der autonomen Fahrzeugtechnologie besteht darin, die Automatisierung der Stufe 5 allgemein zu erreichen, d. h. ohne menschliche Fahrer auszukommen. Fahrzeuge der höchsten Preisklasse sind bereits für Autonomie der Stufe 2 ausgelegt, wie z. B. die „Autopilot“-Funktion von Tesla. Am fortschrittlichsten sind Unternehmen wie der Geschäftsbereich Waymo von Alphabet, die in speziell ausgestatteten Fahrzeugen Stufe 4 testen. Diese Autos haben keine Fahrer hinter dem Steuer, sind aber auf den Betrieb in ausgewiesenen Bereichen mit idealen Strassenbedingungen beschränkt.  

Obwohl das Rennen hin zur Technologie der Stufe 5 bereits gut läuft, müssen vor Erreichen der Ziellinie eine Reihe von Hindernissen bewältigt werden. Zum einen müssen autonome Fahrzeuge so weit entwickelt werden, dass sie nicht nur in einem berechenbaren Umfeld, sondern auch unter unvollkommenen und dynamischen Bedingungen fahren, in denen menschliches Verhalten, Wetter und Hindernisse Schwierigkeiten machen können. Darüber hinaus können Rechtsvorschriften über den Betrieb von autonomen Fahrzeugen und die Bedingungen für deren Versicherung den Zugang zu öffentlichen Strassen einschränken. Trotz dieser Herausforderungen glauben viele Analysten und Branchenexperten, dass es die Autonomie der Stufe 5 bald geben wird.  

Wie sieht eine Welt mit autonomen und Elektrofahrzeugen aus?  

Ein vollständiger Wechsel zu autonomen und Elektrofahrzeugen würde nicht nur die gesamte Transportbranche, sondern auch unser tägliches Leben verändern. Mary Barra, CEO von GM, beschreibt diese Zukunft mit den Worten „keine Unfälle, keine Emissionen und keine Todesfälle“.8 Vermutlich werden Elektro-/autonome Fahrzeuge intelligent genug, um Zusammenstösse grundsätzlich zu vermeiden, so dass weltweit jedes Jahr 1,35 Millionen Verkehrstote wegfallen.9 Ihr Akkubetrieb reduziert die Luftverschmutzung erheblich, insbesondere in Städten, in denen Autodichte und Luftverschmutzung am höchsten sind. Und Verkehrsstaus gehören dann der Vergangenheit an, da vernetzte Autos miteinander und mit der lokalen Infrastruktur kommunizieren, damit Verkehrsbewegungen nahtlos ineinandergreifen. Einige Schätzungen zeigen, dass der durchschnittliche Pendler dadurch 42 Stunden pro Jahr spart.10 Der Wert solcher Entwicklungen ist praktisch nicht quantifizierbar, da die Menschen dann wahrscheinlich in der Lage sind, ein längeres, gesünderes Leben mit mehr Freizeit zu führen.  

Auch die Art des Fahrzeugbesitzes könnte sich dadurch ändern. Ein autonomes Fahrzeug kann theoretisch den ganzen Tag fahren und muss nur pausieren, um seinen Akku aufzuladen. Daher kann eine effizientere Zuweisung von Ressourcen erfolgen, so dass man ein autonomes Fahrzeug nicht besitzt und parkt, sondern nur dann für dessen Dienste bezahlten, wenn sie benötigt werden. Durch ein solches Modell könnte das Mitfahren zum Status Quo werden. Einsparungen bei Kraftstoff und Wartung durch den Elektromotor sowie durch die Autonomie, die höhere Nutzungsraten ermöglicht und die Löhne der Fahrer einspart, können die Transportkosten erheblich senken. Einige Analysten gehen davon aus, dass die Kosten pro Meile um fast 60 % sinken, von derzeit rund 1,20 USD auf 0,50 USD.11 Trotz dieser potenziellen Vorteile kann der Übergang zu einer autonomen Welt zu erheblichen Stellenverlagerungen in der Speditions-, Taxi- und Lieferindustrie führen, die in den USA schätzungsweise 3,8 Millionen Menschen beschäftigen.12 Auch andere Arbeitsplätze, bei denen Fahrten wichtig sind, können betroffen sein. Daher müssen politische Entscheidungsträger, Unternehmen und gemeinnützige Organisationen die Umsetzung effektiver Umschulungsprogramme für Arbeitnehmer in einer fahrerlosen Welt fördern.  

Welche Unternehmen können von der Verwirklichung dieser Vorstellung profitieren?  

Wie in diesem Artikel besprochen, kann die Bewegung hin zu Elektro- und autonomen Fahrzeugen weitreichende Folgen für die Weltwirtschaft haben. Wir glauben jedoch, dass es einige Schlüsselsegmente gibt, die am besten positioniert sind, um von der Verwirklichung dieses Trends zu profitieren. Dazu gehören:

  •  Hersteller von Elektrofahrzeugen, darunter an vollelektrischen und Hybridfahrzeugen, Lastkraftwagen, Motorrädern/Rollern, Bussen und Schienenfahrzeugen beteiligte Hersteller
  • Hersteller von Komponenten für Elektro-/Hybridfahrzeuge, darunter Hersteller von elektrischen Antrieben, Lithium-Ionen-Akkus und Brennstoffzellen  
  • Hersteller von Rohstoffen für Elektro-/Hybridfahrzeuge, darunter Bergleute für den Abbau von Lithium, Kobalt und anderen wichtigen Rohstoffen  
  • Autonome Fahrzeugtechnologie, an der sowohl Hardware- als auch Softwareentwickler arbeiten, wie z.B. Sensoren, Mapping, künstliche Intelligenz, modernste Fahrerassistenzsysteme, Mitfahrplattformen und netzwerkverbundene Transportdienste  

Über die Autorin

Morgane stiess im Jahr 2020 zu Global X. Sie ist für die Leitung der Investitionsstrategie des Unternehmens in Europa verantwortlich und liefert Erkenntnisse sowohl über die Märkte als auch über ETFs. Morgane spricht häufig auf Investorenkonferenzen und wird häufig in den Finanzmedien zitiert. Bevor sie zu Global X kam, verbrachte Morgane mehrere Jahre in der ETF-Branche und arbeitete als Investmentstrategin bei BMO Global Asset Management und ETF Securities in London.

Davor war sie als Makroökonomin bei Pictet & Cie in Genf und beim französischen Finanzministerium in Washington, D.C. tätig. Sie hat einen BSc in Angewandter Mathematik von der Université Nice-Sophia Antipolis (Frankreich) und einen MSc in Economics & Financial Engineering von der Université Paris Dauphine (Frankreich).

Dieses Dokument ist nicht als Investment Research im Sinne der Financial Conduct Authority (FCA) zu verstehen und stellt auch kein solches dar.    

Quellen

1. MIT News, „Neue Untersuchung zur Geschwindigkeit der Verbesserung der Lithium-Ionen-Akkutechnologie und zum Kostenrückgang“. 23. März 2021  

2. CompareTheMarket. Anreize für Elektrofahrzeuge in ganz Europa.  

3. Ibid.  

4. McKinsey Index für Elektrofahrzeuge: Europa federt einen globalen Einbruch des Umsatzes von Elektrofahrzeugen ab.  

5. Ibid.  

6. Die globale Umsatzmenge von Plug-In-Fahrzeugen erreichte 2020 über 3,2 Millionen, Roland Irle  

7. Car and Driver, „Der Pfad zur Autonomie: Erklärung zu selbstfahrenden Autos von Stufe 0 bis Stufe 5“, Okt. 2017.  

8. The Economist, „Selbstfahrende Autos verändern die Lebensweise der Menschen grundlegend“, 1. März 2018.  

9. Weltgesundheitsorganisation, Globaler Zustandsbericht zur Strassensicherheit 2018  

10. Inrix, „Traffic Scorecard 2016 – USA“, Daten von 2016.  

11. Boston Consulting Group, „Bis 2030 können gemeinsam genutzte selbstfahrende Elektroautos 25 % der in den USA gefahrenen Meilen fahren“, 10. April 2017.  

12. US-Handelsministerium, „Die Auswirkungen autonomer Fahrzeuge auf die Beschäftigung“, 11. August 2017.