Politische Unsicherheiten beeinflussen derzeit die Kapitalmärkte. Davon betroffen sind auch die Rohstoffe, insbesondere das Öl. Bei dem schwarzen Gold sind es aktuell die Länder Iran, Russland und Venezuela die für zum Teil unkalkulierbare Ausschläge sorgten. Das Trio nimmt derzeit starken Einfluss auf die Preisentwicklung des fossilen Energieträgers.

Weniger Druck auf der Pipeline

Ein Blick auf die Kurskurve von Öl zeigt, dass unter anderem die Angebotsrisiken zuletzt stark zugenommen haben. Für kräftige Preisaufschläge sorgte der Beschluss der amtierenden US-Regierung, das Atomabkommen mit dem Iran zu kündigen. Laut Berechnungen der Experten von UBS Chief Investment Office Wealth Management (UBS CIO WM1) werden dadurch in den kommenden sechs Monaten rund 0,2 bis 0,5 Millionen Barrel pro Tag vom drittgrössten Ölförderer der OPEC fehlen. Dies entspricht ungefähr 0.5% der weltweiten Fördermenge.

In dem Land mit den höchsten nachgewiesenen Ölreserven der Welt, Venezuela, befindet sich die Förderung aufgrund von politischen Unruhen derweil auf sehr niedrigem Niveau. Zwar hat sich bei der jüngsten Präsidentschaftswahl Amtsinhaber Nicolas Maduro zum Wahlsieger erklärt, allerdings sieht er sich bei seinem Alleingang heftigem Widerstand ausgesetzt. Die Opposition wirft Maduro Wahlmanipulation vor. Beobachter befürchten, dass sich unter Maduro die Abwärtsspirale in dem von einer schweren Wirtschaftskrise gezeichneten Land noch schneller drehen könnte.

Kommt nun die Wende?

Diese Entwicklungen haben dazu geführt, dass Öl seinen bereits ein Jahr andauernden Aufwärtstrend in 2018 weiter fortsetzen konnte. 2017 verteuerte sich ein Fass der Nordseesorte Brent um 21 Prozent, rund weitere 15 Prozent kamen in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres hinzu. Kurz vor der USD 80er-Marke drehte der Kurs dann kurzfristig nach unten. Mit verantwortlich für diese Umkehr war der russische Präsident Wladimir Putin. Dieser liess verlauten, dass Moskau mit 60 Dollar je Fass vollkommen zufrieden wäre. Hintergrund der Aussage ist, dass Russland mit dem Gedanken spiele, die seit eineinhalb Jahren dauernden Produktionseinschränkungen beim Rohöl aufzuweichen. Zur Erinnerung: Im Dezember 2016 hat sich die OPEC mit Russland und anderen Ölproduzenten darauf verständigt, die Fördermenge zu drosseln. Damit sollte einer globalen Überversorgung der Riegel vorgeschoben werden.

Der russische Energieminister Alexander Nowak könne sich nun vorstellen, die Ölproduktion auf das Niveau vor Inkrafttreten der Drosselung zu erhöhen. Damals förderte das Land im Durchschnitt 11,247 Millionen Barrel pro Tag. Seither sorgte die Förderbremse dafür, dass sich der Ausstoss um 300’000 Barrel pro Tag verringerte. Insgesamt sieht die Vereinbarung vor, das Ölangebot um rund 1,8 Millionen Barrel pro Tag zu reduzieren.

In den Medien machte nun die Erhöhung von einer Million Barrel Rohöl pro Tag der OPEC und von Russland die Runde. Das verspricht Spannungen bei dem anstehenden Treffen der OPEC-Mitglieder am 22. und 23. Juni in Wien. In der österreichischen Landeshauptstadt soll eine finale Entscheidung über eine mögliche Ausweitung der Fördermenge fallen.

Zielpreisspanne erhöht

UBS CIO WM sieht noch zwei weitere Wege, wie die Produktionsausfälle in Venezuela und dem Iran kompensiert werden könnten. So hätte einerseits die Internationale Energieagentur (IEA) die Möglichkeit, von den Verbraucherländern zu verlangen, Öl aus ihren strategischen Reserven freizugeben, andererseits könnten die US-Schieferölproduzenten ihre Produktion ausweiten. Allerdings taugen beide Instrumente nicht, länger anhaltende Defizite zu vermeiden. Beim Schieferöl sind die Vorlaufzeiten zu lange und das Anzapfen der Reserven kann maximal zeitlich begrenzte Engpässe überbrücken. Die IEA gab bereits Anfang Mai bekannt, dass sie die Situation sehr genau beobachtet und auch bereit sei, zu reagieren, damit der Markt gut versorgt bleibt.

UBS CIO WM rechnet damit, dass sinkende Erdölbestände sowie eine eingeschränkte Verfügbarkeit der freien Kapazitäten für einen Aufwärtsdruck auf die Rohölpreise sorgt. Die Experten passten deshalb ihre kurzfristige Prognose von «seitwärts» auf «optimistisch» an und erwarten das Erreichen des oberen Endes der dreimonatigen Zielspanne von USD 70 bis 85 pro Barrel Rohöl (bisher USD 64 bis 85). Auf Sicht von sechs Monaten lautet die Prognose neu auf USD 80 (bisher USD 65) und in zwölf Monaten sollte ein Fass bei USD 75 (bisher USD 62) gehandelt werden. Bei der Rohöl-Sorte WTI gehen die Experten jeweils von einem Abschlag von USD 5 zum Brent aus.

Kapitalgeschütztes Investment

Mit der neuen Capital Protected Note (Symbol: KBTVDU), kurz CPN, ist eine kapitalgeschützte Anlage in den heiss begehrten Rohstoff Öl möglich. Die Struktur des Produkts ist auf ein optimistisches Szenario ausgelegt. So beinhaltet die CPN keine festen Coupon-Zahlung, dafür aber eine überproportionale Gewinnchance. Die Partizipationsrate beträgt 150 Prozent, d.h. die Anleger partizipieren während der Produktlaufzeit von vier Jahren überproportional an steigenden Rohölpreisen der Sorte WTI. Da es keine Begrenzung nach oben gibt, nimmt das Produkt unlimitiert an möglichen Kurssteigerungen teil. Das Abwärtsrisiko des Energieträgers wird dagegen ausgeschaltet: Zum Laufzeitende bietet dieses Produkt einen Kapitalschutz von 100%.

Anleger sollten bei strukturierten Produkten stets das Emittentenrisiko beachten. Das eingesetzte Kapital kann – unabhängig von der Entwicklung des Basiswertes – im Falle einer Insolvenz des Emittenten verloren gehen.

1) Quelle: UBS CIO WM, "Energie", 14.05.2018

Grafiken

Nach einer längeren Konsolidierungsphase zwischen 40 und 60 US-Dollar ist der Preis für ein Fass der Rohöl-Sorte WTI zuletzt nach oben ausgebrochen. Auf Sicht von einem Jahr verteuerte sich das Öl um 35 Prozent.

Rohöl ist wieder gefragt: Bereits seit Anfang 2016 zieht der Kurs für Brent kontinuierlich nach oben. Seither hat sich der Preis für ein Barrel des fossilen Energieträgers verdoppelt.

Quelle: UBS AG, Bloomberg.

Die Charts stellen die Preisentwicklung von WTI und Brent Rohöl für die letzten 5 Jahre dar.

Zeitraum: 06.06.2013 bis 06.06.2018, vergangene Wertentwicklungen sind keine Indikationen für zukünftige Wertentwicklungen.