Vertreter beider Seiten hätten Vorschläge ausgetauscht, wie das im Ausland liegende Geld in einen Treuhandfonds überführt werden könne, sagten drei mit den Gesprächen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Damit könne es auch Fortschritte bei der Linderung der Wirtschaftskrise in Afghanistan geben. Nach Angaben von Experten droht Millionen Kindern, Frauen und Männern in dem Land ein zweiter Hunger-Winter - nicht zuletzt wegen der dramatisch gestiegenen Getreide-Preise auf dem Weltmarkt nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine.
Bis zu einer Einigung sei es aber noch ein weiter Weg, sagten die Insider. So weigerten sich die Taliban, die führenden politischen Vertreter der Zentralbank auszutauschen, von denen einer ebenso wie andere Taliban-Führer unter US-Sanktionen stünden. Die US-Forderung soll verhindern, dass sich die militanten Islamisten zu stark in die Bank-Geschäfte einmischen. Die Taliban lehnten zudem zwar das Konzept eines Treuhandfonds nicht ab. Sie seien aber gegen den US-Vorschlag, den Fonds unter Kontrolle einer dritten Partei zu stellen, hiess es aus dem Taliban-Umfeld. Die USA erwägen nach Angaben eines Insiders der US-Seite, dass ein solcher Fonds von der Weltbank verwaltetet wird. Dorthin würde auch ausländische Entwicklungshilfe fliessen.
Die Taliban hatten im August 2021 nach dem überstürzten Rückzug der USA und anderer westlicher Länder wieder die Macht in Afghanistan übernommen. Seitdem liegen rund neun Milliarden Dollar der afghanischen Zentralbank ausserhalb des Landes auf Eis - darunter sieben Milliarden in den USA.
Viele Staaten der Welt erkennen bislang die Taliban nicht als legitime Führer Afghanistans an. Sie werfen den Islamisten Menschenrechtsverletzungen vor, etwa Hinrichtungen ohne Gerichtsurteil und die Beschneidung der Freiheiten von Frauen.
Nach Einschätzung von Experten wird eine Freigabe der Gelder Afghanistan aber nur vorübergehend helfen. Das Land müsse sich neue Einnahmequellen erschliessen, um wieder auf die Beine zu kommen, hiess es. Direkte Gelder aus dem ausländischer Staaten hatten 70 Prozent des afghanischen Staatshaushalts finanziert, bevor die Hilfe nach dem Sturz der Regierung eingestellt wurde.
(Reuters)