"Die Geografie ist jetzt schon eine andere", sagte der russische Chefdiplomat am Mittwoch im Interview des Moskauer staatlichen Fernsehsenders RT. Es gehe nicht mehr nur um den Donbass mit den von Russland anerkannten "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk und um die südukrainischen Gebiete Cherson und Saporischschja, sondern auch um "eine Reihe anderer Territorien", sagte Lawrow. "Dieser Prozess geht weiter, er geht folgerichtig und mit Nachdruck weiter."

Nach Darstellung von Lawrow erhält die Ukraine Waffen vom Westen mit immer grösserer Reichweite von inzwischen bis zu 300 Kilometern. Entsprechend würden die ukrainischen Truppen immer weiter zurückgedrängt, damit für die "Volksrepubliken" oder Russland keine Bedrohung entstehe. Russland könne nicht zulassen, dass von dem restlichen Gebiet, das noch vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj oder sonst jemandem kontrolliert werde, eine Gefahr ausgehe. Lawrow erinnerte daran, dass die Entmilitarisierung der Ukraine eines der Hauptziele Russlands sei in diesem Konflikt.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte den Angriff auf die Ukraine am 24. Februar befohlen. Seither haben die russischen Truppen nach Selenskyjs Angaben mehr als 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets eingenommen. Kiew fordert vom Westen immer wieder schwere Waffen mit immer grösserer Reichweite, um Gebiete zu befreien und den russischen Vormarsch zu stoppen.

Putin hatte erst am Dienstabend bei einem Besuch in der iranischen Hauptstadt Teheran deutlich gemacht, dass ein früheres unterschriftsreifes Angebot Russlands für eine Lösung des Konflikts nicht mehr gültig sei. Die Ukraine hatte russische Forderungen, freiwillig auf Gebiete zu verzichten, abgelehnt. Dabei ging es vor allem um den Donbass mit den Gebieten Luhansk und Donezk sowie um die 2014 von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Russische Militärs hatten allerdings schon früh gesagt, dass sie das Land komplett vom Meer abtrennen und den gesamten Süden samt der Grossstadt Odessa einnehmen wollten.

(AWP)