Auch der grösste deutsche Gasimporteur Uniper erhält nur ein Fünftel der vereinbarten Liefermenge von dem russischen Gasriesen Gazprom, wie das Unternehmen erklärte. Die erneuten Kürzungen machen es Deutschland schwerer, wie geplant die Gasspeicher für den Winter füllen. Die Bundesregierung sucht händeringend nach Alternativen zu russischem Gas und Möglichkeiten, Gas einzusparen. Die Bundesnetzagentur sieht dabei erste Erfolge.

Gazprom hatte am Montag angekündigt, wegen einer weiteren fehlenden Turbine nur noch 20 Prozent der Gas-Kapazität von Nord Stream 1 nach Westeuropa zu liefern. Vor und nach einer zehntägigen Wartungspause, in der gar kein Gas geflossen war, hatte Gazprom 40 Prozent der Kapazitäten durchgeleitet. Die Kürzungen haben den Gaspreis in die Höhe getrieben und den Gasimporteur Uniper in Bedrängnis gebracht, dem nun der Bund mit Staatshilfe unter die Arme greift. Uniper hat rechtliche Schritte gegen Gazprom angekündigt.

Weniger Gasverbrauch

Der Präsident der Bundesnetzagentur in Deutschland, Klaus Müller, sieht erste Erfolge bei der Gaseinsparung. Die privaten Haushalte, aber auch die Industrie verbrauchten "fünf, sechs, sieben Prozent weniger", sagte er im Deutschlandfunk. Alle Sparanstrengungen der Bundesregierung, der Wirtschaft, der Länder seien notwendig. "Deutschland muss weniger Gas verbrauchen." Jetzt müsse in allen Bereichen der Gesellschaft etwas getan werden, sei es technische Innovation, sei es das Diversifizieren von Energiequellen.

"Aber das Entscheidende ist das Gaseinsparen. Und da möchte ich gern weniger sozusagen Klagen hören, sondern mehr Meldungen, wo jemand sagt, wir als Branche, wir als Stadt, wir als Region tragen dazu bei, Gas zu sparen." Zugleich müssten sich die Verbraucher auf höhere Energiepreise einstellen, sagte Müller. "Es ist eine Preisentwicklung auf Ansage."

Auf die Frage, ob in einigen Wochen die dritte Gasnotfallstufe ausgerufen werden müsse, antwortete Müller zurückhaltend. "Das kann ich schlicht nicht vorhersagen." Dies hänge von bestimmten Bedingungen ab wie etwa der Temperaturentwicklung im Spätsommer. Eine unmittelbar bevorstehende dritte Gasnotfallstufe sehe er angesichts der derzeit 20 Prozent Gasdurchleitung in Nord Stream 1 nicht. "Wenn Sie mich gefragt hätten, ob sie unmittelbar vor der Tür steht, dann hätte ich gesagt: Wenn es bei diesen 20 Prozent bleibt und wenn es bei meiner Prognose bleibt, dass wir womöglich auch in den nächsten Tagen und Wochen noch einspeichern können, dann haben wir noch keine physikalische Gasmangellage." Diese ist die Voraussetzung für die dritte Notfallstufe. 

(Reuters)