Nachdem die Ausfuhren von Turbo-Strahltriebwerken, Turbo-Propellertriebwerke und anderen Gasturbinen von Januar bis April zwischen 1 und 2,5 Millionen Franken pro Monat gelegen hatten, stiegen sie im Mai auf 11,2 Millionen Franken und im Juni auf 5,9 Millionen Franken, wie Schweizer Zolldaten zeigen. Die Lieferungen von Luft- und Vakuumpumpen nahmen im Vergleich zum Niveau vor dem Ausbruch des Kriegs ebenfalls stark zu.

Die Gesamtsumme Schweizer Exporte nach Russland stieg im Juni auf 492 Millionen Franken und damit um 83 Prozent gegenüber Januar, dem Monat vor dem Kriegsbeginn. Dies ist vor allem auf pharmazeutische Produkte, Medikamente, Diagnostika und Blut zurückzuführen.

Die Daten zeigen, wie der Krieg in Verbindung mit den Sanktionen den Welthandel verzerrt, indem er Güterströme umleitet, Nachfragemuster verändert und zu Warenstau in europäischen Häfen führt. Gleichzeitig verstärken die Behörden ihre Bemühungen zur Kontrolle der immer komplexeren Sanktionsvorschriften.

Seit die USA und ihre Verbündeten Sanktionen verhängt haben, sind russische Importe stark gesunken - im zweiten Quartal um 22 Prozent auf 72,3 Milliarden Dollar. Investitions- und Vorleistungsgüter sind davon besonders stark betroffen. Komplexe Maschinen wie Düsentriebwerke und andere Produkte, die aus der Schweiz kommen, kann Russland nicht ohne Weiteres aus heimischer Produktion ersetzen.

Die Beschränkungen für einige - aber nicht alle - Arten dieser Waren sind in verschiedenen Sanktionspaketen der EU, der Schweiz und Grossbritanniens enthalten. Die Massnahmen zielen auf Schlüsselindustrien, militärisch nutzbare Dinge und Luxusgüter. 

Sanktionen beinhalten Übergangsfristen

Einige Sanktionen beinhalten Übergangsfristen, bevor die Verbote in Kraft treten, sowie eine Reihe von Ausnahmen. Im Fall der Schweiz laufen die meisten dieser Fristen zwischen Mitte Juni und Ende Juli ab. Auch die Exporte von Turbinen aus der EU nach Russland stiegen im April und Mai, sind allerdings auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr.

Als Hilfe für die Schweizer Exporteure intendiert, haben die Übergangsfristen womöglich zu einem sprunghaften Anstieg der Ausfuhr von Maschinen geführt, deren Verbleib und Verwendung in der nun vom Westen weitgehend abgeschotteten russischen Wirtschaft nur schwer zu ermitteln ist.

Das Staatssekretariat für Wirtschaft, Seco, das die Sanktionen in der Eidgenossenschaft überwacht, erklärte, dass nicht alle Anlagen, die in die Kategorie Turbinen fallen, sanktioniert sind. Die Anwendung von Übergangsbestimmungen erkläre den starken Anstieg, sagte ein Seco-Sprecher per E-Mail. Sobald diese im August auslaufen, werden Verstösse strafrechtlich verfolgt.

(Bloomberg)