Minus 39 Prozent am Dienstag, minus 14 Prozent am Mittwoch - das die verheerende Börsen-Bilanz des Pharmazulieferers Polypeptide nach der Bekanntgabe der Halbjahreszaheln am Dienstagmorgen. Ein solcher Kursrückgang sei für einen Wert des Swiss Performance Index selten und dürfte noch lange in Erinnerung bleiben, zitierte die Agentur AWP einen Händler. Hintergrund war eine Gewinnwarnung für das zweite Quartal, wonach bei einem stabilen Umsatz die operative Marge auf rund 20 Prozent von knapp 30 Prozent im Vorjahr fallen werde.
Am Donnerstag nun steigt die Aktie bis 11 Prozent auf 43 Franken. Damit notiert der Titel aber noch immer deutlich unter dem Ausgabepreis von 64 Fr anken vom April 2021, als die Aktie an die Schweizer Börse kam. Den Rekord erreichte die Aktie bei 147,40 Franken Anfang September.
Polypetide ist allerdings nicht allein in der Gruppe von Schweizer Pharmazulieferer-Aktien, die während der Pandemie an der Börse stark angestiegen waren und nun deutlich Federn lassen müssen. Die Aktie von Bachem, vom Corona-Tiefstand Anfang 2020 von rund 30 Franken bis auf 174 Franken im Oktober angestiegen, notiert derzeit noch bei 60 Franken - ein Sturz von 64 Prozent. Die Schätzungen punkto Aufträge, Preissetzungsmacht und Gewinn haben sich bei den Pharmazulieferern deutlich relativiert.
Für Analysten ist der Kurssturz bei Polypeptide indes übertrieben. Die Credit Suisse senkte das Kursziel für die Aktie auf 66 von 86 Franken. Die Einstufung lautet "Neutral". Die Bank of America ihrerseits reduzierte das Kursziel für Polypeptide auf 78 von zuvor 90 Franken. Die Einstufung lautet aber weiterhin "Buy".
"Wir sind überzeugt, dass die mittelfristigen Trends von Polypeptide intakt sind", kommentiert auch die Zürcher Kantonalbank. Dass der Umsatz in etwa auf Vorjahresniveau bleiben soll, sei angesichts der sehr hohen Vergleichsbasis im Vorjahr verständlich, steht in einer Notiz. Das Geschäftsjahr 2022 dürfte aber ein schwieriges Jahr werden. Es bleibe abzuwarten, ob das Unternehmen 2022 noch eine deutliche Verbesserung der Margen zeigen könne. Die zugrundeliegenden Trends bleiben auch nach Ansicht der Bank Berenberg weiterhin stark und ein Umsatzwachstum im hohen einstelligen oder tiefen zweistelligen Bereich bleibe möglich.
Von Bloomberg erfasste Analysten haben noch immer ein Kursziel von 89 Franken im Schnitt für die Aktie von Polypeptide, was als äusserst "sportlich" beurteilt werden muss.
Die detaillierten Halbjahreszahlen gibt Polypetide Mitte August bekannt. Bis dahin sollten Anlegerinnen und Anleger Vorsicht walten lassen.
(cash)