Bisher ist die New Yorker Wall Street der primäre Handelsplatz für den Internet-Riesen, der dort 2014 den grössten Börsengang der Geschichte hingelegt hatte. In Hongkong hat Alibaba seit 2019 nur eine Zweitnotiz, die den Zugang für chinesische Anleger erschwert. Mit dem am Dienstag angekündigten "Upgrade" auf eine Primärnotiz nutzt Alibaba eine Änderung der Börsenregeln in Hongkong, mit denen die Börse für High-Tech-Unternehmen aus China attraktiver werden will.

Das Schritt erfolgt auch vor dem Hintergrund eines Streits zwischen den USA und China um Prüfungsberichte chinesischer Unternehmen, die in New York gelistet sind. Er gefährdet die Börsennotiz hunderter Firmen aus der Volksrepublik an der Wall Street. Das Vorgehen von Alibaba könne ein Muster für Firmen sein, die sich gegen regulatorische Risiken für chinesische Unternehmen an den US-Börsen absichern wollten, sagte Justin Tang, Asien-Experte beim Investmentberater United First Partners in Singapur.

Bis Jahresende gleichrangig gelistet

Bis zum Jahresende soll Alibaba an beiden Börsen - Hongkong und New York - gleichrangig gelistet sein. Denn die Zweitnotiz in Hongkong verhindert bisher, dass chinesische Anleger über die Börsen in Shanghai oder Shenzhen im sogenannten "Stock Connect"-Handel Alibaba-Aktien kaufen können. Seit Januar ermöglicht die Börse in Hongkong "innovativen" chinesischen Internet- und Hightech-Unternehmen eine doppelte Erstnotiz. Alibaba-Chef Daniel Zhang verspricht sich vom Doppel-Listing eine breitere und stärker diversifizierte Investoren-Basis. "Hongkong ist auch die Startrampe für die Globalisierungs-Strategie von Alibaba", erklärte er.

Der Plan kam bei den Anlegern gut an. Alibaba-Aktien legten in Hongkong fünf Prozent zu. Auch im vorbörslichen Handel an der Wall Street zogen die Titel in gleichem Masse an. Die Aktie hat in diesem Jahr 15 Prozent eingebüsst.

Kontrolle über Technologie-Branche verstärkt

China hatte die staatliche Kontrolle über die Technologie-Branche weiter verstärkt und auch Börsengänge heimischer Tech-Firmen im Ausland ausgebremst, so auch die geplante Emission von Alibabas Fintech-Tochter Ant Financial.

Der chinesische Fahrdienstvermittler Didi geriet wegen Datenschutzbedenken ins Visier der chinesischen Behörden, nachdem der Uber-Rivale an die New Yorker Börse gegangen war. Didi hat sich inzwischen von der Wall Street zurückgezogen und hat bereits die Fühler nach einer Börsennotiz in Hongkong ausgestreckt. 

(Reuters)