Dabei ist Europa bereits mitten in der schlimmsten Energiekrise seit Jahrzehnten. Warme Temperaturen in der Garonne bedeuten, dass das Kernkraftwerk Golfech im Süden des Landes am Donnerstag und Freitag lediglich 300 Megawatt liefern wird statt der üblichen 1.310 MW, so Électricité de France am Mittwoch.
Laut Prognostiker Maxar werden die Temperaturen in Frankreich und auf der iberischen Halbinsel in den nächsten fünf Tagen weit über dem Durchschnitt liegen und nächste Woche noch weiter steigen.
Die Reduzierung bringt zusätzliches Ungemach für die EDF, deren 56 Reaktoren – lebenswichtig für die Stromversorgung Europas – derzeit nur etwa die Hälfte ihrer Kapazität liefern aufgrund von Wartungen und Kontrollen. Der Energieversorger schätzt, dass die Stromproduktion in diesem Jahr die niedrigste seit mehr als 30 Jahren sein wird. Für Nachbarländer bedeutet das möglicherweise, dass Alternativen her müssen, wenn die Lichter anbleiben sollen.
Die Hitzewelle wird ausserdem den Bedarf nach Klimatisierung von vielen Millionen Wohnungen, Büros und Fabriken erhöhen. Das wiederum treibt den Strombedarf in die Höhe und birgt die Gefahr einer weiteren Belastung des Systems.
Erschwerend kommt hinzu, dass in Deutschland, Europas größtem Erzeuger von Strom aus Windkraft, derzeit kaum Wind weht. Die Stromerzeugung durch Wind lag am Dienstagmorgen unter 3 Gigawatt, verglichen mit einem Rekord von fast 50 Gigawatt im Februar.
Die Hitze, der Windmangel und die geringe Erzeugung von Kernenergie in Frankreich lassen die ohnehin schon hohen Preise weiter steigen. Französischer Strom stieg Dienstag auf den höchsten Stand seit dem 3. April. Laut Maxar werden die Temperaturen in Paris am Mittwoch voraussichtlich 35 Grad erreichen und nächste Woche auf bis zu 38 Grad steigen. In Madrid wird es am Donnerstag wohl 41,5 Grad heiss.
Nach den Regeln in Frankreich muss EDF die nukleare Stromerzeugung reduzieren oder stoppen, wenn die Flusstemperaturen bestimmte Höchstwerte erreichen. Damit soll sichergestellt werden, dass das zur Kühlung der Anlagen verwendete Wasser die Umwelt nicht schädigt, wenn es wieder eingeleitet wird.
(Bloomberg)