Der Benchmark-Index S&P 500 notiert im Vergleich zum Jahresbeginn um 18 Prozent bei  3940 Punkten tiefer. Der Chefstratege und Mitbegründer von GMO, Jeremy Grantham, schätzt aber, dass der Wert des Index in einem Jahr auf etwa 3000 Punkte fallen wird.

So äusserte er sich in einem Interview mit Associated Press. Dabei betonte er auch, dass der Index mehrere Monate lang unter diesem Niveau notieren könnte.

Ein Mitgrund dafür seien Firmenumsätze: "Natürlich werden die Erträge jetzt sinken", sagte Grantham. Der erste "Schuh" habe die Bewertungskorrektur bei Aktien dargestellt. "Der grosse zweite Schuh fällt dort, wo die Erträge sinken", fügte er an. 

Nur kurze Erholung

Der Investor und Markthistoriker glaubt an steigende Kurse bei Anzeichen dafür, dass die US-Notenbank die Zinsen wieder senken wird. Solchen Börsenrallys würden wahrscheinlich aber nur ein paar Wochen andauern. Dies sei bereits in früheren Bärenmärkten der Fall gewesen.

"Es ist wahrscheinlich, dass es noch viel schmerzhafter werden könnte, bevor dies vorbei ist", meint Grantham weiter und bezieht sich dabei auf den momentanen Marktabschwung. Zusätzlich wies er darauf hin, dass der momentane Bärenmarkt zwischen sechs Monaten und drei Jahren andauern könnte. Der Stratege fügte dabei auch hinzu, dass, historisch gesehen, viele Leute, die sich in Blasen einkaufen, ein Jahrzehnt lang kein Geld verdienen.

Aus Langeweile spekulieren

Wenn eine Blase platze, stünden nach Meinung von Grantham die heute Mitte 40-Jährigen als die grössten Verlierer da. Rentner hätten bereits ein Leben lang Renditen eingestrichen. Junge Menschen wiederum hätten aber noch immer die Chance, günstig zu investieren und das eigene Vermögen so über mehrere Jahrzehnte zu vermehren.

Grantham stuft den corona-bedingten Boom der Vermögenspreise als eine der grossen Spekulationsperioden ein. Der Boom zeigte sich 2020 und teilweise noch 2021. Dieser wurde durch umfangreiche Anleihekäufe der Fed, Zinssätze nahe Null und fiskalische Anreize angeheizt. "Die Leute waren zu Hause, langweilten sich zu Tode und bekamen einen Scheck von der Regierung, warum also nicht spekulieren?"

Viele Leute hätten Zuhause im Internet Anlageformen gefunden, die auf den ersten Blick billig wirken. Der GMO-Chefstratege gab jedoch zu bedenken, dass sich auch der provisionsfreie Handel als sehr teuer erweisen könne. Das Geld würde im Laufe der Zeit nämlich von Amateuren zu Profis fliessen. 

Bereits Anfang des Jahres hatte Grantham vor einer "Superblase" bei den Vermögenspreisen gewarnt. Er sagte nämlich eine baldige Rezession, einen verheerenden Absturz und einen historischen Vermögensverlust voraus. Seither haben Aktien, Kryptowährungen und andere Vermögenswerte klar an Wert verloren.

(cash)